Oktober / November 2010

RWTH Aachen

Von der Kraft des Wassers ...

ein Wasserkraftwerk im Prättigau

von Jens Johannisson

Hochschule:

RWTH Aachen

Präsentation:

14.07.2009

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens / Univ.-Prof. Anne-Julchen Bernhardt, Univ.-Prof. Meinrad Morger

Rubrik:

Technische Bauten

Software:

Entwurfsprozess: Analyse, Entwickeln eines Konzepts, Überprüfung und Umsetzung des Konzepts mithilfe von Arbeitsmodellen, Ausarbeitung Software: AutoCAD, Rhino, Cinema 4D, Photoshop, InDesign

Die Chlus - eine Talenge im Prättigau - ist der Standort für das dritte und letzte in Kaskade betriebene Kraftwerk, das vom Davoser See gespeist wird. Das beeindruckende Bergpanorama im Rücken, stellt sich der oberirdische Teil des Speicherkraftwerks als dimensionslose, mit lokalen Holzschindeln verkleidete Halle dar. Für vorbeifahrende Autos wird so ein vertrauter Eindruck erweckt, ohne den Versuch zu unternehmen, die Nutzung aus der Ferne ablesbar zu machen. Erst aus kurzer Distanz wird erkennbar, dass die Maschinenhalle, auf vier massiven, die Turbinen beherbergenden Betonstempeln stehend, eine knapp neun Meter tiefe Ausgrabung quadratischen Grundrisses überspannt. Die von schroffen Betonwänden gefasste Ausgrabung ist über eine Stahltreppe für jedermann betretbar und lässt den interessierten Besucher die Funktionsweise der Anlage erlebbar machen. Es ist möglich, den Weg des Wassers dank der freigelegten Druckrohre, der offenen Turbinenstempel und den dazugehörigen Wasserbecken zu verfolgen. Die Öffnung im Turbinenstempel erlaubt es, nur von einer Betonbrüstung getrennt, die Turbinenschaufel von unten zu bestaunen und die bei laufendem Betrieb niederprassenden Wassermassen wahrzunehmen. Ebenso kann nachvollzogen werden, welche Turbine gerade in Betrieb ist. Über eine jedem Stempel zugeordnete Treppe gelangt man bis an eine Stahltür, durch deren Öffnung die zu sehen sind.

Die Verwaltung samt zugehöriger Nebenräume ist Teil der zur Straße gewandten Betonwand und durch eine raumhohe, über die komplette Seite verlaufende Verglasung vom Aussenraum getrennt. Der permanente Bezug zur Ausgrabung und den von den Mitarbeitern gesteuerten Elementen wird durch die gewählte Positionierung gestärkt. Zu Wartungszwecken der Maschinensätze kann die Halle über jeden der vier Turbinenstempel betreten werden. Dominiert wird die Halle von den vier Generatoren und den dazugehörigen vier Transformatoren, die von einem auf Schienen fahrenden Portalkran bedient werden können. Die Halle selbst ist weiss verkleidet und bildet als „Reinraum“ einen Kontrast zur verwitterten Aussenfassade. Belichtet wird der Innenraum über ein schmales, zur Bergseite gerichtetes Lichtband, das sich entlang des Firstes über die gesamte Länge erstreckt und zusammen mit den sich nach oben hin verjüngenden Seiten einen kathedralenähnlichen Eindruck erweckt.

Im Gegensatz zu bereits gebauten Wasserkraftwerken ist die Maschinenhalle von aussen nicht einsehbar, da weder die Turbinen noch die Transformatoren etwas von der Kraft des Wassers vermitteln können. Um die Kraft spürbar zu machen, wird der sich sonst im Erdreich befindliche Teil des Wasserkraftwerks freigelegt. Da es in Zukunft möglich sein wird, sämtliche Wasserkraftwerke von einer Zentrale aus zu, wird der dann verlassene Verwaltungstrakt als Relikt unserer Zeit übrigbleiben. Die Natur in Gestalt von Pflanzen, Moosen und Gräsern wird den Ausdruck der Ausgrabung prägen, während die Maschinen weiter ihren Dienst verrichten ...