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Januar / Februar 2011

Technische Universität Darmstadt

Villa ohne Rosen

Ein neues Stiftungshaus auf der Mathildenhöhe

von Susanne Sauter

Hochschule:

Technische Universität Darmstadt

Präsentation:

10.02.2010

Lehrstuhl:

Prof. Wolfgang Lorch

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Lesen, Schreiben & Bildrecherche Zeichnung, Modell & Fotografie ArchiCAD Photoshop, Illustrator, InDesign

Ein Zitat seiner Zeit

Die "Villa ohne Rosen" ist stolz, ein neues Mitglied der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe Darmstadt und dessen kollektivem Gedächtnis zu sein. Sie schließt das Ensemble und schafft eine funktionale Verbindung zwischen der "populären" Mathildenhöhe und der in den Hintergrund gerückten Künstlerkolonie. Wie ihr Vorgänger, das Haus Christiansen [“Villa in Rosen”], positioniert sie sich als Gegenspieler des Haus Olbrich, zeigt die Körnung des Ortes und spielt mit den prägenden architektonischen Elementen wie der Lochfassade und dem weißen Putz; dabei versteht sich "das totale Imitieren mehr als Dummheit und Gedankenlosigkeit" [Bruno Taut]. Die neue Villa will weniger zeigen, was der Jugendstil gemacht hat, sondern mehr was er wollte. Der Zerrspiegel zwischen Tradition und Zeitgeist.

Die Proportion der Kubatur - die Proportion der Fläche

Der Baukörper der Villa zitiert im städtebaulichen Maßstab die Kubatur des Haus Christiansen in seiner Körnung, in seinen Silhouetten und dem faszinierenden Spiel aus subtiler Asymmetrie und der Verschmelzung der Wand in verschiedene Richtungen.

Die neue Villa zeigt sich im Gegensatz zu der "Villa in Rosen" schmucklos und schlicht, als nahtloses Massiv, welches die Prägnanz der Kubatur betont. Sie unterscheidet nicht zwischen Dach und Wand; Vorsprünge und Außenwände tauschen die Rollen. Öffnungen stanzen sich durch die Hülle ohne Kanten und Silhouetten zu verletzen.

Kubatur und Struktur einer Tradition und ihre Ewigkeit

Die "Villa ohne Rosen" orientiert sich bei der Raumsequenz, der Erschließung und der Vielfalt an Raumproportionen an klassischen Prinzipien. Durch die klaren, geschlossenen Innenräume in der Hülle entsteht ein offener Zwischenraum, welcher die Plastik des Baukörpers im Inneren ablesbar macht.

Von diesem Hallenkontinuum betritt man die klar definierten Bereiche, welche neue Welten zeigen und die Qualitäten der Villa wiederspiegeln, Simplizität und Flexibilität.

Fläche und Teilung zwischen Regel und Störung

Die Innenräume setzen einen traditionellen Gedanken fort, welcher in der Architekturgeschichte ein fester Bestandteil der Innenraumgestaltung war und im Jugendstil eine Blüte erlebte, die Teilung der Wand. Man betrachtete die Wand als Kunstwerk und schenkte ihr zusammen mit Decke und Boden als Begrenzung des Raumes große Aufmerksamkeit. Die Wandteilung unterliegt künstlerischen Grundsätzen, wonach sich die Frieslinie nach dem Türsturz oder die Brüstungslinie nach der Höhe der Stuhllehne orientiert und umgekehrt. Diese Regel beinhaltet auch Störungen, wie Fenster und Türen, welche diese jeweilige Linie durchbrechen und somit verschiedenen Öffnungen verschiedene Bedeutungen beimessen. [Das englische Haus, Hermann Muthesius] 

Mit diesem traditionellen Prinzip geht die Wandfläche auf eine Reise, auf der auch Maßstab und Proportion schieben, zerren und irritieren, mal extravagant oder auch subtil ...; das gewohnte Element im Haus hinterfragt die Sehgewohnheiten.