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Januar / Februar 2013

Leibniz Universität Hannover

Vertical Monastery

Mensch sein.

von Samuel Ziegler

Hochschule:

Leibniz Universität Hannover

Präsentation:

01.02.2012

Lehrstuhl:

Prof. Jörg Friedrich

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

archicad, photoshop

KLOSTER HEUTE?

Das Interesse an Klosteraufenthalten steigt aktuell sehr stark. Gestresste und ausgebrannte ArbeitnehmerInnen möchten sich in Klöstern wieder von den kaum zu bewältigenden Alltagsstrapazen erholen. Die Sehnsucht nach Stille und Verlangsamung lassen Klosteranlagen in Zukunft wieder wahrscheinlicher werden, denn in den Stadtzentren der Gegenwart sind überlastete Menschen in hoher Zahl anzutreffen. Das jeweilige persönliche Arbeitsumfeld und die unwirtlichen Städte verschärfen die Situation unweigerlich.

Das persönliche Arbeitsumfeld, weil durch immer höhere Erwartungen an die ArbeitnehmerInnen die Arbeitszeit und der Druck stetig zunehmen. Es wird täglich mindestens acht Stunden in gebückter Haltung vor dem PC, ohne frische Luft, körperliche Bewegung und mit wenig Tageslicht gearbeitet. Durch zeitlichen Druck haben sich widrige Essgewohnheiten entwickelt, die unregelmäßig, unbewusst, zu schnell und unausgewogen sind. ArbeitnehmerInnen müssen oft großen Lärm aushalten und haben nur selten Privatsphäre am Arbeitsplatz. Kaum jemand erlaubt sich kurze Auszeiten oder ausgedehnte Erholungsphasen und soziale Beziehungen leiden unter dem entstehenden Freizeitmangel. Bedingungen die auf Dauer kaum zu ertragen sind, weil sie Körper und Geist schaden.

Mit unwirtlichen Städten sind unsere modernen Städte gemeint, die seit Beginn der Moderne progressiv an visuellen Reizen, Geschwindigkeit, Lärm und Luftverschmutzung zunahmen. Von Stress und Hektik infizierte Orte, in denen der Mensch kaum noch zu rasten vermag. Ansammlungen von Passanten und Gebäuden, in denen das selbstbestimmte Individuum längst unterging, um entmündigt dem Kapitalismus zu dienen. Städte in denen der öffentliche Raum zunehmend der Vermarktung zugteilt und dem Menschen entrissen wird. Unwirtlich auch, weil man den Mensch als Menschen vergessen hat und alles dem technisch-rationalen Optimierungswahn unterzuordnen versucht. Weder Gesundheit noch Wohlbefinden scheinen zu den primären Interessen der gegenwärtigen Gesellschaft zu zählen.

Es gibt ausreichend Argumente für das Kloster heute – für einen wohltuenden Widerstand durch sakrale Räume. Architektur die sich dem schrillen Getöse der Städte widersetzt und dem Menschen Ruhe ermöglicht. Gebäude, die sich dem heillosen durcheinander entziehen und dem Individuum die Möglichkeit zur Meditation geben. Mit Wänden die das Innere wie ein Filter umhüllen, um Stress und Hektik draußen zu lassen. Es müssen Orte sein, deren Substanz nicht von der Oberflächlichkeit heutiger Eventarchitektur und Konsumbauten sind, sondern welche eng mit dem Menschen selbst verbunden sind und daher ihre Bedeutung erlangen. Bauten, die sich an den Grundbedürfnissen orientieren und den Menschen wieder zu sich selbst kommen lassen. Klöster ermöglichen Bedingungen, die heute fremd wirken, aber zwingend nötig sind.