März / April 2011
msa | münster school of architecture
U.Park | Prison+
Gefängnisbau neu übersetzt

msa | münster school of architecture
21.10.2010
Prof. Prof. h.c. Dipl.-Ing. Herbert Bühler; Zweitprüfer Prof. Jo Coenen, Maastricht
Wohnbauten
Ausarbeitung und Bewertung der Themen Architektur der Überwachung im Allgemeinen und der Vertiefung aktueller Tendenzen im Freiheitsentzug in Deutschland und Europa im Besonderen. Analyse von städtebaulichen und landschaftlichen Strukturen anhand von Luftbildern, Expertenbefragungen, Erstellung eines Raumprogramms, Überprüfungen anhand von Modellen und den permanenten Versuch von Verdichtung auf der einen, und der daraus resultierende Maximierung von Freiräumen auf der anderen Seite. Auswahl möglicher Standorte in Amsterdam, Paris und Münster.
Schuldig oder unschuldig, das ist hier die Frage. Kann Architektur den Unterschied zwischen Untersuchungshaft und Strafhaft präzisieren? Warum eigentlich nicht?! Im Ergebnis entstand ein neuer Prototyp nur für Untersuchungshäftlinge der europaweit zum Einsatz kommen könnte. Dieses neue Gebäude versucht der Unschuldsvermutung Rechnung zu tragen, versucht auf Familien und Angehörige einzugehen und versucht durch seine Lage innerhalb der Stadt in der Nähe von Gerichten mit den Anwohnern zu vermitteln. Es gibt keine abschreckenden Mauern mehr und auch keine eigentliche Fassade, ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen.
Auftakt
Surrogat: Wie soll so ein Gefängnis für Schuldige oder Unschuldige aussehen? Ein klassisches Justizgebäude? Ein Hotel? Eine Insel? Ein Schiff? Kein Vorbild weit und breit.
Peichl: Obwohl Prototypen in den meisten Fällen ungeeignet sind, da sie nicht auf den speziellen Ort eingehen, sondern einmal geplant und dann immer wieder reproduziert werden, versuche ich mich erst einmal mit dem Gedanken anzufreunden. Zum einen weil es sich bei einem Gefängnis um eine scheinbar in sich angeschossene Welt handelt, ohne offensichtlichen Bezug zur Außenwelt und zum anderen, weil die Prototypen für die ORF Landesstudios in Österreich von Gustav Peichl so gut funktioniert haben.
Standort: Im Falle der Untersuchungshaft kommt nur die städtische Lage in Betracht schon alleine wegen der Nähe zu einem Gericht, den Anwälten und Gutachtern den Angehörigen auch wenn es die umliegende Bevölkerung nicht gerne sieht.
Trojanisches Pferd: Wie könnte man der Stadt den Prototypen verkaufen? Es soll hier ein kleiner Trick angewendet werden: Wenn der Stadt etwas genommen wird (Fläche, Image etc.) muss sie auch etwas zurückbekommen. Wie wäre es mit einem einfachen Hotel für die Angehörigen und ein Parkhaus für die Angestellten und für die Stadt? Sowie integriete Geschäfte und Shops für die umliegende Bevölkerung?
Fläche: Um sehr viele Menschen auf engstem Raum unterzubringen gibt es gewisse Zwänge, schon alleine deshalb, weil jeder Mensch Licht und Luft braucht.
Fassade: Der heutige Mensch entwickelt seine Vorstellung eines Gefängnis nicht mehr aus der Fassade, sondern macht sich sein Bild in den gängigen Medien. Die Fassade hat folglich ausgedient!
Raster: Das Raster der Träger ist sehr ähnlich mit dem Raster der Zellen, lässt sich dies nicht verbinden?
Park: Die Anordnung der Zellen entspricht dem rationalen Tragwerk. Sie sind vis a vis an einem Lichtschacht angeordnet, um Tageslicht zu erhalten. Als Sichtschutz dient ein vertikaler Garten. Warum zieht sich dieser vertikale Garten nicht durch das ganze Gebäude?
Parken: Parkhäuser sind genau so wie Gefängnisse typologisch stehengebliebene Gebäude. Unfreundliche Angsträume - Abstellkammern. Warum gibt es kein kommunikatives, freundliches und vor allem sicheres Parkhaus, das sich der Stadt öffnet, statt sich zu verstecken?