November / Dezember 2012
Technische Universität Wien
The Spectacle
A Vertical Farm Fair on London´s South Bank

Technische Universität Wien
26.04.2012
Christian Kühn, Harald Trapp, Institut für Gebäudelehre und Entwerfen
Experimentelle Entwürfe
Entwurfsprozess: Rhino/Grasshopper/Geco/Galapagos/Ecotect/ Ausarbeitung: Rhino/AutoCad/VRay/Hypershot/Cinema4D/Photoshop/InDesign/Illustrator/
Community Gardening und die Vertical Farm.
The Spectacle kritisiert das Konzipieren eines Gemüselaboratoriums (Vertikale Farm) für dichte, innerstädtische Gebiete, da diese reine Fabriksgebäude sein würden, die in den belebten historischen Stadtkernen heutiger westlicher Metropolen, für den Menschen nicht zugängliche Hindernisse darstellen und sämtliche städtebauliche Konzepte zur Umgestaltung solcher Stadtkerne ad absurdum führten. Im Gegenteil versucht das Projekt Menschen so großzügig wie möglich - ja durch die Hypostasierung des Communitygedankens zu einem Fun Park - sogar in übertriebenem Maße zu integrieren.
Gleichzeitig ist the Spectacle eine polemische Darstellung der Energieverschwendung für künstliches Licht, welche der dichte vertikale Anbau notwendiger Weise verlangt und in herkömmlichen Entwürfen von Vertical Farms zumeist durch die Applikation technischer Gimmicks zu kaschieren gesucht wird.
Im Spiel mit den Möglichkeiten der vertikalen Anordnung von Anbauflächen wurde ein Prototyp für eine Maschine entwickelt, welche sich in starker Anlehnung an Fahrgeschäfte in einem Vergnügungspark bewegt und durch einen Algorithmus gesteuert, Pflanzen der Wettersituation gemäß simultan ausrichtet. Diese Pflanzen können nicht nur von unten betrachtet, sondern auch von den Besuchern selbst über Aufzüge erreicht und geerntet werden.
Die Maschinen des Spektakels sollen die aggressive Vermarktungsstrategie der Vertikal Farm, welche die Überlebensangst der Menschen selbst zum Grund hat, als lächerlich darstellen, und bilden stattdessen einen Vergnügungspark in dem die Menschen auf spielerische Art und Weise sich das Know-How der Nahrungsproduktion wiederaneignen. Formal an Cedric Price´s Fun Palace angelehnt, welcher die permanente spontane Selbstverwirklichung zu ermöglichen versucht, sowie intellektuell durch Guy Debords Essay „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1967) inspiriert, ist the Spectacle als kritische städtebauliche Installation zu sehen, die versucht Architektur auf einem Level zu produzieren, so dass sie trotz einer kapitalistischen Aneignung doch immer Mehrwert für die Gesellschaft produziert, sei es als Vermittlungsgarten, als Einkaufsmarkt für selbstgezogene Lebensmittel oder als rein ansehnliches Spektakel. Der Name Spektakel, welcher bei Debord ausschließlich Negatives meint, wird hier absichtlich übertrieben ins Positive gekehrt und sollte damit darauf hinweisen, dass die Welt des Spektakels, wie sie Debord beschreibt, nur die Vorstufe zu einer durch notwendige ökologische Maßnahmen überrationalisierten Welt ist, die nicht einmal mehr das Spektakel, den schönen falschen Schein, kennt, der noch über der irrationalen Konsumwelt schwebt. The Spectacle ist somit auch ein Mahnmal an eine irrationale Verschwendung, die auch Freiheit ist.