3, 2003
Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg
Temporäres Ausstellungsgebäude, New York

Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg
Oktober 2003
Prof. Franz Göger
Kulturbauten
Entworfen wurde beinahe ausschließlich anhand von 3D-Modellen. Städtebauliche Bezüge, Lichtstudien und die Auswirkung des Verfalls konnte so sehr schnell und realistisch überprüft werden. 2D-, 3D- und Präsenations-Layout in Vectorworks; Lichtsudien, Renderings, Verfall und Animationen in Cinema 4d, Fotobearbeitung in Adobe Photoshop.
In keiner der Künste wird die Unvollkommenheit des menschlichen Schaffens so deutlich wie in der Architektur, ist sie doch am stärksten von der Materialität des Mediums abhängig und zudem einer ständigen physischen Gefährdung im Umraum ausgesetzt. Der Mensch hat eine eigenartige Interpretationsfähigkeit: Er kann den Mangel zur Qualität, den Fehler zur Tugend, das Hässliche zum Schönen erklären. Die bewusste Darstellung des Unvollkommenen wird zu einer Ausdrucksqualität.
Mit dem temporären Ausstellungsgebäude wird ein vergängliches, sich änderndes Grundstück genutzt. Eine Art Bühnenbild in einem temporären Szenario.
1974 plant Louis I. Kahn auf der Südspitze von Roosevelt Island ein Memorial. Es besteht aus einem offenen Raum und einem Park. Dieses Memorial soll in den kommenden Jahren verwirklicht werden, jedoch dauert es sehr lange bis entwurfsbestimmende Baumreihen heranwachsen werden. Dieses Zeitfenster wird für die Bereitstellung eines temporären Gebäudes genutzt. Die Ausstellungsräume haben kein Dach. Die Wände, bestehen aus einer Holz-Gips-Konstruktion, die darauf ausgelegt sind nach ca. 10 Jahren durch zunehmenden Verfall verschwunden zu sein, trennen Bereiche und schaffen somit Räume. Den Kontrast zur Vergänglichkeit bildet eine „zeitlose Rotunde“. Von diesem Aussichtsturm aus nicht vergänglichen Materialien bekommt
man eine neue Perspektive auf das Gebäude, nach Manhattan und auf eine alte vergessene Ruine.
Nach dem Verschwinden des Ausstellungsgebäudes ist der Park des Memorials herangewachsen. Der Aussichtsturm bleibt bestehen. Für einige Jahre weisen Spuren am Boden noch auf ein ehemaliges Gebäude hin, irgendwann steht nur noch die Erinnerung.
Der Verstoß gegen die „Regeln“ in der Architektur ist Protest gegen eine Art von Vollkommenheit, die ihren Sinn eingebüßt hat.