Juli / August 2013
RWTH Aachen
Schwimmende Quartiere
Spreehafen Hamburg-Wilhelmsburg

RWTH Aachen
Master
Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Kunibert Wachten, Prof. Dipl.-Ing. Bauass. Rolf Westerheide, AOR Lehrstuhl CAAD, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. M.Arch Peter Russell
Städtebau
„Eine Stadt am Wasser – allerdings, ohne dass der Bevölkerung diese Einzigartigkeit bewusst ist.“
Die Elbinsel Wilhelmsburg, südlich der Hamburger City, ist ein Stadtteil, der gänzlich von Wasser umschlossen ist, aber dieses Potential in keinster Weise ausschöpft. Unser Konzept für eine zukunftsorientierte Nutzung und Umgestaltung des Spreehafens, sowie der angrenzenden Wohngebiete ist es, die Menschen ans und sogar auf das Wasser zu bringen, um somit die vorhandenen Potentiale für Wohn-und Freiräumen nutzbar zu machen und innovative Möglichkeiten für zukünftige Quartiere zu schaffen. Wir denken die ursprüngliche Form und Funktion des Deiches weiter und ergänzen bzw. kombinieren sie mit architektonischen Lösungen, um qualitativ hochwertiges Wohnen am Wasser mit der notwendigen Schutzfunktion des Deiches zu vereinen. So schaffen wir maritime, urbane und grüne Bereiche, die sich nicht gegeneinander abschotten, sondern fließend ineinander übergehen und voneinander profitieren. Wir setzen Impulse, die das Augenmerk auf Wilhelmsburg richten. Grundlage bilden neue Büro- und Gewerbebereiche für nationale und internationale Unternehmen. Ziel ist es, dass sich ein struktureller Umbau der Arbeitswelt in Wilhelmsburg von der Hafenindustrie, hin zu Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen vollzieht. Die an den Stil der Hafencity angelehnten Gebäudekomplexe bilden den nördlichen Teil des Hafenbeckens, sie flankieren den dort verlaufenden Veddelkanal und prägen ihn architektonisch. In unmittelbarer Nähe zum Gewerbebereich entstehen neue Wohngebiete. Der Bezug zum Wasser und die damit verbundenen Qualitäten ist allgegenwärtig. Vor allem die Planung von Wohnlagen am Wasser ist uns wichtig. Wir wollen Situationen schaffen, die nicht überall in Hamburg vorhanden sind und damit Wilhelmsburg in den Fokus der Bevölkerung rücken. Die günstigen Grundstückspreise in Wilhelmsburg erlauben es, durch Maßnahmen der Landgewinnung, im Bereich des Spreehafens einige besondere Grundstücke zu schaffen, die den direkten Bezug zum Wasser haben. Selbst die Erschließung der Gebäude kann vom Wasser aus erfolgen.
Im Herzen des Quartiers befindet sich ein besonderer Bereich, der vom öffentlichen Leben auf dem Wasser geprägt ist: Ein bunt gemischtes Ensemble aus verschiedenen Gastronomie-und Einzelhandels-Dienstleistern, schwimmend auf dem Wasser. Die Grundlage für die von uns bezeichnete „Floating Area“ bilden die, für den Gütertransport typischen, Schubleichter. Diese werden konstruktiv ergänzt und über ein modulares System zur Basis für Restaurants, Bistros oder einer schwimmenden Markthalle. Die gewählte Konstruktion sieht eine Reaktivierung der Schubleichter für die Schifffahrt vor. Der Spreehafen wurde in der Vergangenheit als Abstellplatz für Schubleichter verwendet. Wir greifen die Historie auf und nutzen auch hier das vorhandene Potential. Städtebaulich, als visuelle Landmarke geplant, bilden drei Wohntürme entlang der Brücke den Blickfang des Stadtteils. Dort entstehen Wohnungen mit einem 360° Blick über ganz Hamburg. Wichtig war der Ausbau von Schulen und Kindergärten, sowie Jungend- und Seniorenzentren, die südlich des Deiches in das Stadtbild integriert werden. Als Ergänzung planen wir dort neue Wohngebäude, die ein kostengünstiges, familienfreundliches Quartier im Grünen bilden. Mit dem Ziel die Menschen ans Wasser zu bringen, gehen wir durchweg aktiv mit dem Tidehub der Elbe und den notwendigen Maßnahmen des Hochwasserschutzes um.