2, 2009
msa | münster school of architecture
SCHUETZENHOFBUNKER /// independent / music / network

msa | münster school of architecture
02.04.2009
Prof. Dipl.-Ing. Johannes Schilling
Kulturbauten
INDEPENDENT / MUSIC / NETWORK /// In Deutschland entstanden während dem Zweiten Weltkrieg ungefähr 6.000 Bunker zu Zivilschutzzwecken. Obwohl die Großzahl dieser Zeitzeugnisse aus Beton die Zerstörungen des Krieges und die Nachkriegszeit unbeschadet überstanden haben und vielen hunderttausenden Menschen das Leben gerettet haben, führen die meisten von ihnen ein Schattendasein zwischen Unnutzen, Vergessenheit oder Abscheu. Die Tatsache, dass nur wenig von ihnen eine dauerhafte Nutzung beinhalten, es fast unmöglich ist sie abzureißen und sie teilweise an sehr prominenten Stellen in unseren Städten stehen, macht sie zu interessanten Objekten für die Rückgewinnung und Reaktivierung urbanen Lebensraums.
Im Zuge eines Seminars stieß ich auf den Schützenhofbunker. Die dort beherbergten provisorischen Proberäume, die große Independent-Musik-Szene in Münster und die unbefriedigende städtebauliche Situation rund um den Bunker waren die Initialzündung für die Entwicklung eines Musikforums im Schützenhofbunker. Das „Independent Music Network“ soll jungen Bands und Musikern aus Münster und Umgebung eine Plattform zur Probe, Produktion, Aufführung und Vermarktung ihrer Musik bieten. Die momentan über ganz Münster verstreuten Einrichtungen, wie Tonstudios, Konzertlocations und Proberäume sollen hier unter einem Dach vereint werden.
Das „Independent Music Networks“ besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem vorhandenen Bunker und dem neuen Dachaufbau. Dabei bildet der Betonmonolith des Bunkerkörpers ein überdimensionales Fundament oder ein erhöhtes Grundstück für den neuen Aufbau. Die zwei Bestandteile sollten sich in ihrer Formensprache und in ihrer Materialwahl deutlich voneinander unterscheiden und somit ein spannungsreiches Ensemble bilden, ohne jedoch den Aufbau wie einen Fremdkörper wirken zu lassen. Gleichzeitig sollte sich der Neubau in Form und Logik aus dem Bestandsgebäude entwickeln. Grundidee war dabei, dass beide Gebäudeteile so miteinander verbunden sind, dass der Aufbau einen Teil seiner Erschließungslogik aus dem Bunker übernimmt, der Bunker aber umgekehrt auch von der neuen Haupterschließung des Aufbaus durchdrungen wird. Dadurch entsteht zwischen den beiden Gebäudeteilen eine infrastrukturelle Vernetzung. Der neue Aufbau soll neben seiner programmatischen Funktion, auch als überdimensionales „Werbeschild“, als „Schaufenster“ und als „Schnittstelle zur Stadt“ dienen.