Juli / August 2016
Karlsruhe Institut für Technologie
Ruheort
Dort, wo die Geschichte fließt, dort im Bruch, möchte und werde ich bauen. Einfach und dorisch

Karlsruhe Institut für Technologie
Master
12.04.2016
Fachgebiet Gebäudelehre-Prof. Daniele Marques/ Fachgebiet Architekturtheorie - Prof. Vrachliotis
Kulturbauten
vectorworks, cinema, photoshop, rhino
Eine sich schnell verändernde und sich weiter entwickelnde Gesellschaft ruft die Notwendigkeit hervor einen Ruheort für den modernen Menschen zu errichten, der ihm die Zuflucht und Abschirmung von den Reizen und Stressfaktoren der Außenwelt ermöglicht. Einem Ort, an dem der moderne Mensch zu sich kommen kann. Ein Ruheort für den Menschen einer rastlosen Gesellschaft.
Die Architektur wird aufgefordert durch entsprechende Gestaltungsformen diesem Bedürfnis zu entsprechen. Auf der Suche nach solchen architektonischen Elementen stieß ich auf die Sakrale Architektur, die mit ihren Elementen Einfluss auf die seelische Befindlichkeit des Menschen ausübt.
Das Entwerfen, das Eintauchen und das Erleben des Sakralen ist das Thema dieser Masterarbeit.
Es wird nicht das Religiöse der Sakralen Architektur übernommen, sondern es werden die versteckten und suggestiven Elemente der sakralen Bauten verwendet um eine neue, attraktive und schlichte Architektur zu entwerfen. Zweck des Entwurfes ist nicht die Religiösität oder die Unterwerfung der menschlichen Natur, sondern die Übernahme solcher Elemente der Sakralen Architektur, die eine beruhigende und stimulierende Wirkung auf das Befinden des Menschen hat.
Ausgehend vom Studium der Literatur und den Erfahrungen durch den Besuch sakraler Orte ergaben sich folgende Thesen, die den Entwurfsprozess inspirierten:
Das Sakrale als Transformation, das Sakrale als Form, das Sakrale als Suggestion und das Sakrale als Läuterung.
Die intensive Auseinandersetzung mit den sakralen Orten der Region Epirus, Griechenland , wie z.B. dem Totenorakel Nekromanteio und dem ältesten Orakel der Antike, Dodona, inspirierten zu einem Entwurf einer neuen sakralen Struktur.
In der Region Epirus erkennt man, geschichtlich gesehen, eine architektonische Abfolge bei der alte sakrale Bauten von neuen ersetzt wurden.
Dort, wo die Geschichte fließt, dort im Bruch, möchte und werde ich bauen.
Einfach und dorisch.
Das alte in der traditionellen Art gebaute Steinhaus, in dem Vorort Katsika Ioannina, der Hauptstadt vom Epirus, das vom Erdbeben unbewohnbar wurde, zerstöre ich. Dort entwerfe ich das Neue.
Es war das Haus des Priesters.
Das Steinhaus war der Anfang. Entweder transformiert man das Vorhandene oder reißt es nieder. Das Niederreißen ist der Eingriff. Eine minimale invasive Prozedur, ausgehend von einem massiven Körper, bildet die Grundlage. Nach dem Eindringen in den Baukörper kommt die Dunkelheit. Der Versuch wieder ans Licht zu kommen, erfordert die Abtragung von Material. Dadurch nimmt der Raum von Innen seine Form an. Die Gestaltung der Räume mit der Zielsetzung ans Licht zu kommen ist die Vollendung des Entwurfprozesses. Dieser Prozess simuliert das Sakrale.
Der entstandene Ruheort ist meine Interpretation des Sakralen. Ein Ort zum Entfalten der persönlichen Empfindungen, der Selbstbefreiung und der Katharsis.