März / April 2015
Bauhaus-Universität Weimar
Rückzug
Ein ökumenisches Kloster im Thüringer Wald

Bauhaus-Universität Weimar
Master
15.10.2014
Entwerfen und Baukonstruktion
Kulturbauten
Vectorworks 2014, Adobe CS5
In unmittelbarer Nähe zu Rennsteig und Lutherweg folgt die neue Ordensgemeinschaft der Beherbergungstradition, die sich seit dem Untergang des Römischen Reiches vornehmlich hinter Klostermauern entwickelte. Jedoch steht die Herberge nicht nur Wanderern und Pilgern zur Verfügung, sondern auch Gästen, die für einige Tage oder auch unbestimmte Zeit nach einem Zufluchtsort vor den physischen und psychischen Belastungen des Alltags suchen. Die Lage inmitten des Naturparks „Thüringer Wald“ bietet dabei das geeignete Umfeld, sich selbst zu finden und eine innere Ruhe wiederzuerlangen.
Durch ihre Form schließt die Bauskulptur die Kanten einer Waldlichtung, welche den Blick auf das Tal um Bad Liebenstein und - am Horizont - die Ausläufer der Rhön frei gibt. Ihre Anpassung an die Topographie, ebenso wie der hermetische Abschluss nach Außen bewahren dabei die abstrakte Grundidee der Mauer, welche als Leitmotiv des Entwurfs fungiert. Eben diese Abriegelung schafft es jedoch gleichzeitig, einen geborgenen Hort im Inneren zu generieren.
Während es also zur Umgebung grundsätzlich keine Öffnungen gibt, orientieren sich alle Räumlichkeiten mit einer strengen Rasterfassade zum Innenhof. Lediglich drei Situationen bilden eine Ausnahme: Zum einen der erwähnte Ausblick aus der Klosterkirche. Desweiteren bildet eine Nische im nördlich ausragenden Gebäudeflügel die Eingangssituation zur öffentlichen Kapelle sowie der restlichen Klosteranlage. Die Trennfuge beim Aufeinandertreffen der Gebäudeflügel erlaubt es externen Gästen zu besonderen Situationen, an Gottesdiensten in der Klosterkirche teilzunehmen.
Die beiden Erhebungen der Bauskulptur beherbergen die Sakralräume des Klosters. So steht die Kapelle im Fuße des Turmes jedem Passanten als Ort der inneren Einkehr offen, ohne das Kloster selbst betreten zu müssen. Die Kirche an der südwestlichen Spitze hingegen dient den Mönchen und Gästen des Klosters als Besinnungsort - und genau hier öffnet sich die Mauer ein einziges Mal mit Blick nach Draußen.
Dazwischen aufgespannt finden sich die beiden Gebäudeflügel für Mönche und Gäste. Die Wende- und Knickpunkte der Mauer beherbergen Sondernutzungen wie Refektorium, Bibliothek oder Andachtsraum. Der Wechsel aus Lesenischen und Raumboxen ist dabei prägend für den im Erdgeschoss umlaufenden Kreuzgang, der alle Räume miteinander verbindet. Von hier aus betritt auch jeder Einzelne sein Zimmer, welches sich dann im Obergeschoss durch seine klare Geometrie zum Innenhof öffnet.
Die Hülle aus anthrazit eingefärbtem Sichtbeton verstärkt die Idee der bewahrenden Gebäudehülle. Im Kontrast dazu erzeugt der innere Kern aus Fichtensperrholz eine warme, geborgene Atmosphäre. Zur effizienten Erstellung des Gebäudes erfolgt ein großer Anteil des Innenausbaus auf Grundlage eines modularen Systems, welches u.a. aus vorfabrizierte Raumboxen und Wandscheiben besteht.
Quelle Luftaufnahme: Geoportal Thüringen http://www.geoportal-th.de