Juli / August 2014
RWTH Aachen
Refugium Senne
Ein Haus für den Nationalpark im ehem. Truppenübungsplatz Senne

RWTH Aachen
Master
2013-09-20
Lehrgebiet Denkmalpflege, Prof. Dr. Raabe; Lehrstuhl Landschaftsrachitektur Prof. Dr. Lohrberg
Freizeit- und Sportbauten
VectorWorks, PhotoShop
Widersprüchlicher könnte die Wahrnehmung dieser einsamen Landschaft mitten in Westfalen wohl nicht sein: In der Vergangenheit von armen Bauern als siedlungsfeindliche Ödnis verschrien – und von den Romantikern als Sehnsuchtsort besungen:
Die Senne.
Seit 1892 wird diese 120 qm große einzigartige Landschaft als Truppenübungsplatz genutzt, von den Preußen gegründet, von den Nazis massiv erweitert und seit 1945 von den Briten genutzt. Durch diese über ein Jahrhundert währende Sperrung konnten sich hier 3000 seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten. Die britischen Streitkräfte werden 2020 endgültig abziehen. Die Landesregierung NRW hat die Ausweisung eines Nationalparks Senne in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen.Der Entwurf soll nun also eine adäquate Antwort auf ein Erschließung- und Gebäudekonzept geben, das dem Besucher die Besonderheiten und Widersprüchlichkeiten der Heidelandschaft nahe bringt.
Entwickelt wurde ein markantes Gebäude, das Teil eines angelegten Rundweges, auf dem nicht nur die Besonderheiten der Landschaft sondern auch die Spuren der Geschichte begreifbar gemacht werden. Als Ort wurde die Wüstung Haustenbeck gewählt. Die Ruine einer Dorfkirche, Reste von Bauernhäusern, verwilderte Obstgärten, ein verlassener Friedhof und noch befahrbare Kopfsteinpflasterstraßen zeugen noch heute von dem einstigen Dorf, das 1939 aus Gründen der Truppenübungsplatz-Erweiterung geräumt wurde. 1300 Menschen mussten dies mit dem Verlust ihrer Heimat bezahlen.
Der einstündige Rundweg, der sich als hölzerner Steg buchstäblich über die Landschaft legt, führt den Besucher rund um die ursprünglichen Dorfgrenzen. Dabei lenken „Point de Vues“ den Blick jeweils auf ein ausgewähltes Element: Hier ist es eine Hausruine als Symbol für die verlorene Heimat, dort sind es Panzerwracks, die als umbarmherzige Zeugen für sich stehen, da ist es ein Kastental, welches auf die besondere Geologie der Senne aufmerksam macht.
Das Haus setzt sich als markanter Solitär an den Ort des Übergangs zwischen altem Dorfzentrum und offener Heide. Das Haus baut auf der Idee des zentralen Feuers als das archaische Prinzip von Gemeinschaft und Schutz auf. Der innere Aufbau des Baukörpers hat die sogenannte Schwarze Küche, also einen Raum, der sich nach oben verjüngt und sich als Rauchabzug zum Himmel hin öffnet, zum Vorbild. In eben diesem zentralen Raum findet die Hauptnutzung, die des Obdaches und der Bewirtung statt. Alle anderen Funktionen sind in die 'ausgehöhlte' Masse der Kuben integriert, wie etwa die Ausstellungsräume oder der Vortragsraum oder die Verwaltung. Über eingeschnittene Treppen erschließt der Besucher die Ausstellungsräume. Keiner dieser unterschiedlich großen und verschieden bespielbaren Räume gleicht dem anderen. Am Ende des Haus-Rundgangs wird der Blick ein letztes Mal im Verlauf des gesamtes Rundwegs auf die Kirchenruine und das verlassene Dorf gerichtet. An diesem Moment erfährt der Besucher, dass das Haus exakt gegenüber der Kirchenruine steht.