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1, 2008

Technische Universität Wien

Plan Augias

von Marius Cerha

Hochschule:

Technische Universität Wien

Präsentation:

20.06.2007

Lehrstuhl:

Professor Manfred Wolff-Plottegg

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Adobe Photoshop, 3dStudioMax

Plan Augias ist eine Studie, die sich mit Rinderställen und dem Extremgelände der Alpen beschäftigt hat und deren Resultat ein System von Stallbrücken ist. Der Titel des Projekts stammt von der Geschichte des griechischen Königs Augias, welcher der Legende nach 3000 Rinder in seinem Stall hatte. Dies entspricht ungefähr dem Rinderbestand im Großen Walsertal in Vorarlberg, Österreich, das Hauptobjekt der Studie war. Weiter stellt er die Verbindung zu Corbusiers Plan Obus für Algier her.

Durch eine neue EU-Norm, eine neue österreichische Tierhaltungsverordnung und immer detaillierter werdende Bio-Richtlinien sind viele Rinderställe räumlich unzureichend geworden und müssen neu- oder umgebaut werden. Diese Auflagen treffen die kleinen Betriebe in den Alpenregionen besonders.
Konkret ging es bei diesem Projekt darum, in einem extrem durchfurchten alpinen Kerbtal, das oft Hangneigungen von 30 Grad und steiler aufweist, einen Stall zu planen, der außerdem den lokalen Bewirtschaftungsformen genügt. Traditioneller Weise wird hier ausschließlich mit Heu gefüttert, Almwirtschaft betrieben und großteils biologisch gearbeitet. Außerdem wurde das Tal vor einigen Jahren von der UNESCO als Biospärenpark deklariert. Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ist nicht zuletzt wegen des speziellen Zusammenspiels von Menschen, Rindern und Bergen entstanden.

Die Straßen, die durch solche durchfurchte Täler führen, verlaufen in kurzen Abständen über Brücken und Serpentinen. Die Frage, inwiefern man diese bestehende Infrastruktur für Rinderställe nutzen kann, wurde zum Projektansatz.
Unter den Brücken und Serpentinen befinden sich Leerräume, versiegelte Flächen, die spezielle Eigenschaften aufweisen. Sie sind vor Regen und Schnee weitgehend geschützt, ihre Bodenbeschaffenheit ist jedoch unverändert geblieben. Hangwasser kann weiterhin abwärts fließen, spezielle Pflanzen können zumindest im Grenzbereich gedeihen, und die Fläche kann weiterhin zur Niederschlagsabsorptionsfläche gerechnet werden. Noch dazu ist dieser spezielle Leerraum historisch stetig in alle Richtungen gewachsen und dabei immer geradliniger geworden. Im Zuge des technologischen Fortschritts und der weiteren Besiedlung abgelegener Gebiete wurde die Straße immer weiter verbreitert und befestigt. Außerdem entwickelte sich der Straßenverlauf von der notgedrungenen Anpassung an den Hang durch die möglich gewordenen Brücken- und Stützkonstruktionen hin zu einer optimalen Anpassung an den Verkehr. Der weitere Umstand, dass die Brücke über steiles, nicht zu bewirtschaftendes Gebiet führt, macht den Platz ideal für einen Stall. Die Rinder können die steilen Talhänge beweiden, haben Wasser und viel Platz. Hauptargument ist jedoch das Prinzip der kurzen Wege. Der Tierhalter, der zu 60% Nebenerwerbsbauer ist, kommt über die Straße nach Hause oder zur Arbeit. Das Futter, das Stroh, der Mist und der Viehtransporter, der die Rinder auf die Alm bringt, kommen über die Straße ins Tal. Und schlussendlich fährt täglich der Milchtankwagen über die Straße, um die Milch zur Weiterverarbeitung zu bringen.