Januar / Februar 2016
Technische Universität Wien
Paneuropa Museum
Geschichte die verbindet

Technische Universität Wien
Master
22.10.2015
Dr. Walter Cernek
Kulturbauten
Archicad, Photoshop, Indesign, Word
Aufgabenstellung
Die Macht der Grenze zwischen den Staaten Österreich und Ungarn, zwischen deren politischen Systemen und deren Menschen die der Eiserne Vorhang einst trennte, schien überwunden. Doch nun sieht alles ganz anders aus. Diesem Trend soll entgegengewirkt werden. Dem historischen Prozess des kulturellen Zusammenwachsens und der sozialen Integration, der im August 1989 mit einem offenen Tor während des Paneuropäischen Picknicks seinen Anfang nahm, soll in baulicher Weise Ausdruck verliehen werden. Im Grenzgebiet zwischen St. Margarethen im Burgenland (AUT) und Fertőrákos (HU) soll ein Bauwerk als Bindeglied zwischen den beiden Ländern und deren Bevölkerung Identität und Zugehörigkeit in der Wertegemeinschaft der Europäischen Union stiften; vor allem in Zeiten, in denen vermehrt rund um die Welt neue Zäune errichtet werden.
Konzept
Grundidee des Entwurfes war, ein Museum als verbindendes Element zwischen den beiden Staaten, direkt über den Grenzverlauf zu legen, wie eine Klammer, die zusammenhält. Gleichzeitig sollte der ehemalige Verlauf des Eisernen Vorhanges auf einem Teilstück sichtbar und in den Museumsbau integriert werden. Herausforderungen bei dieser Idee:
• die Eingliederung in den bestehenden Paneuropa-Gedenkpark mit seinen starken geometrischen Formen
• die Straßenführung des „Europa-Radwegs Eiserner Vorhang“, der mitten durch das geplante Gebäude verläuft
• die versucht gleichwertige Behandlung der Staaten Österreich und Ungarn (vor allem in Bezug auf Erschließung)
• die Abstrahierung des „Eisernen Vorhanges“ im Spannungsfeld von Dichtheit und Durchlässigkeit
Entwurf
Mal gräbt sich das Gebäude in die Landschaft, mal findet die Landschaft einen Weg durch das Gebäude. Lichtschlitze im teilweise begrünten Dach und Innenhöfe belichten die tieferliegenden Räumlichkeiten. Die gläserne Hülle des erhöhten Gebäudes erscheint von außen wie eine Leinwand, die die ständigen Änderungen ihrer Umgebung reflektiert und aus einem anderen Blickwinkel sichtbar macht. Das Erdgeschoss im Hauptgebäude ist in zwei Teile gegliedert, zwischen denen die Erweiterung des runden Verbindungsweges führt. Die Sammlung der Dauerausstellung wird auf einem einzigen Geschoss gezeigt. Die Wegeführung folgt der Großform im Kreis, umrundet das Gebäude und wird ab der Hälfte zu einer Panoramagalerie. Der „Europa-Radweg Eiserner Vorhang“ führt durch das Gebäude hindurch. Von hier aus kann man durch Verglasungen in die Ausstellung blicken. Sie ist Teil des Radweges und der Radweg ist Teil der Ausstellung. Die Besucher werden somit zu Akteuren, sie werden bewusst darauf hingewiesen, dass auch sie Teil der gezeigten Geschichte sind. Entlang dieses Weges, auf einer Länge von etwa 450 Metern, werden in vier Reihen Cortensteher gesetzt, die den Verlauf des ehemaligen „Eisernen Vorhanges“ markieren sollen. An beiden Enden nur vereinzelnd dastehend, verdichten sie sich zunehmend. Ihre engste Ausformung finde sie im Innenhof des Gebäudes.