1, 2009
Hochschule Darmstadt
Ort der Sammlung _ urban NETworking

Hochschule Darmstadt
9.7.2008
Professor Marcin Orawiec
Bildungsbauten
Am Standort der RWTH Aachen Zentrum soll ein Ort entstehen, an dem die verschiedenen Fakultäten und Fachbereiche die Möglichkeit haben, sich selbst als Institution sowie ihre Sammlungen und Forschungsergebnisse in all ihrer Vielfalt angemessen zu präsentieren.
Gleichzeitig sollen die Bürger Aachens ebenso wie die Touristen, die die Stadt besuchen, auf die Inhalte und die Forschungsarbeit der RWTH aufmerksam gemacht werden.
Der Ort der Sammlung soll als Bindeglied zwischen der RWTH und der Stadt Aachen fungieren.
Städtebauliches Konzept - urban_NETworking
das städtische Netzwerk wirkt auf die RWTH -
das interne Netzwerk der RWTH wirkt auf die Stadt
Städtische Strukturen transportieren - Die urbane Universität
Die vorhandene klare Stadtstruktur soll auf den Bereich der RWTH Zentrum übertragen werden. Dies wird u. a. erreicht durch die Bildung neuer Wegeverbindungen, Plätze und Aufenthaltsbereiche sowie neuer Blickbeziehungen.
Der Ort der Sammlung bildet das neue Zentrum der RWTH. Er ist als offener Treffpunkt entworfen, der Aufenthaltbereiche offeriert und gleichzeitig Raum für städtisches und universitäres Leben - sowie eben die gewollte Kombination aus beidem - bietet.
Wahrnehmung fördern mit Attraktoren - Die Universitätsstadt Aachen
Die Verknüpfung der Stadt mit der RWTH wird durch die Einführung und Anordnung von Attraktoren erreicht. Durch diese wird die RWTH für ihre Umgebung sichtbar und wahrnehmbar gemacht - und bildet ein spürbares Netz dessen Zentrum wiederum der Ort der Sammlung ist.
Gebäudekonzept - urban_NETworking
Das Gebäudekonzept leitet sich aus den Elementen der Vernetzung und den städtebaulichen Erfordernissen ab:
Aus einer Analyse der notwendigen Wegeverbindungen und dem städtebaulichen Umfeld des Grundstücks haben sich drei Hauptachsrichtungen herauskristallisiert, die es zu verbinden gilt. Die Elemente der urbanen Vernetzung - Wege, Verbindungen, Blickbezüge, Räume, „Brücken“, Achsen - spielen im Entwurfsprozess eine große Rolle.
Durch die Form des Gebäudes werden diese drei Hauptachsen betont und bilden in ihrem Zentrum einen städtischen Platz. Die erste Achse, in südöstlicher Richtung, stellt den Bezug zum Stadtkern her, die zweite (nach Nordosten) zu den studentischen Gebieten. Die dritte Richtung (südwestlich) wird von Stegen nachgezeichnet, die eine neue, fussläufige Verbindung zu den Erweiterungsgebieten der RWTH und den angrenzenden Stadtteilen herstellen.
Das Gebäude stellt sich als Solitär, als Skulptur dar, die den immer im Fluss befindlichen Prozess der Netzwerkbildung sinnbildlich unterstützt und fördert. Die Ausformung des Innenraums trägt ebenfalls dem Gedanken an das zu bildende Netzwerk Rechnung und macht die Form der äußeren Hülle auch im Inneren deutlich spürbar.
Die Gestaltung der umliegenden Freibereiche stellt eine Verbindung zur angrenzenden Bebauung her und läßt die Formen sanft ineinander übergehen.
Die Parkstruktur dieses Bereiches lässt einen Rückzugsort mitten in der Stadt entstehen, der sowohl als studentischer Treffpunkt als auch für die Ruhepause während des Museumsbesuchs oder einen Spaziergang genutzt werden kann. Direkt mit eingebettet sind sowohl der Freibereich der Ausstellung, der als Tiefhof unmittelbar an den Platz angrenzt, als auch das Sommercafé, welches den Platz wie auch den Park gleichermaßen andient.
Energetisches Konzept
Solarthermie und transluzente Wärmedämmung
Die Vorteile, die sich durch die Flächigkeit und Kantung der Gebäudehülle ergeben, werden im Rahmen des energetischen Konzepts des Gebäudes konsequent genutzt.
Dabei werden alle Flächen, die zur sonnenzugewandten Seite ausgerichtet sind, mit Flachkollektoren bestückt. Der solarthermische Nutzen, der daraus entsteht, wird für die kontrollierte Wärmeversorgung des Gebäudes verwendet. Durch die unterschiedlichen Neigungswinkel der Gebäudeoberfläche - sowohl im Dachbereich als auch auf den südlichen Wandseiten - und die daraus resultierende teilweise steilere Positionierung der Kollektoren wird zusätzlich eine optimierte Winteraktivierung der solarthermischen Anlage erzielt.
Die sonnenabgewandten Dachflächen und Teile der Wandflächen werden in tranzluzenter Wärmedämmung (TWD) ausgeführt, so dass trotz der flächigen Gebäudehaut eine hohe Tageslichtversorgung gewährleistet ist.
Zur sommerlichen Kühlung des Gebäudes wird unter dem Gebäudesockel in ca. 6m Tiefe ein Erdkanal eingerichtet, der die Luft über Wärmetauscher vorkühlt, bevor sie in das Gebäude eingeblasen wird. Für die winterliche Lüftung wird die Luft ebenfalls aus dem Erdkanal entnommen und nach dem gleichen Prinzip vortemperiert. Bei der Dimensionierung des Erdkanals trägt die Länge des Gebäudes zur Vereinfachung der Realisierung bei.
Konstruktion und Tragwerk
Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus einem Stahlbau. Die geschosshohen Fachwerkträger und die Deckenträger aus Stahlprofilen setzen sich zu einem geschlossenen System zusammen, die das Haupttragwerk bilden.
Die Decken werden in Stahl-Beton-Verbundbauweise ausgeführt, um einerseits Stabilität zu gewährleisten und andererseits die energetischen Vorteile der Betonkernaktivierung nutzen zu können. Die vier Stahlbetonkerne erhöhen zusätzlich die Stabilität des konstruktiven Systems.
In Bereichen von großen Spannweiten (Sonder- und Wechselausstellungsbereich) wird die Decke als Fachwerkträgerdecke ausgebildet.
Material
Um trotz der energetischen Aktivierung der Gebäudehülle die skulpturale Wirkung der Form zu erhalten, wird das Gebäude mit einem Metallgewebe als äußere Haut umspannt.
Das Metallgewebe wird teilweise in seiner Struktur modifiziert, so dass sich in Bereichen von Fenster- und solarthermisch genutzter Flächen die Maschen aufweiten und somit eine höhere Durchlässigkeit für Licht und solare Einstrahlung gewährleisten. Die optische Wirkung des Gewebes wird dabei nicht beeinträchtigt, da die Fern- und Schrägwirkung des Materials erhalten bleibt.
Die Verwendung des Metallgewebes verringert den Wirkungsgrad der solarthermischen Anlage nur minimal, setzt aber dennoch Akzente in der Verbindung zwischen nutzbarer Außenhülle und architektonischen Überzeugungen.