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1, 2009

Universität Kassel

Open Library System

von Thomas Wortmann

Hochschule:

Universität Kassel

Präsentation:

Juli 2007

Lehrstuhl:

Digitale Entwurfstechniken/Prof. Lars Spuybroek

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Generative Entwurfstechnik auf Basis eines zellulären Automaten. Parametrische Schalenbauteile interpretieren die generierten Programm- und Massenstudien architektonisch. Programmierung in Processing und Rhinoscript. Visualisierung in 3D Studio Max.

Open Library System

Ausgangspunkt der Arbeit war der Wettbewerb für die tschechische Nationalbibliothek in Prag. Die klar definierten Randbedingungen waren der ideale Ausgangspunkt um eine Entwurfsaufgabe mit einem weitgehend objektiven Entwurfsprinzip zu lösen. Eine wichtige Besonderheit der Bibliothek war ihr kontinuierliches Wachstum, da sich die Menge der zu archivierenden Dokumente ständig vergrößert.

Variable Schalenbauteile dienten als Entwurfsmodul. Ausgehend von Vorbildern aus den 70er Jahren lösen sie Tragwerk, Tageslichtmodulation und Erschließung auf integrative und flexible Weise. Dieses drei-dimensionale System ist in alle Raumrichtungen unbegrenzt erweiterbar und ermöglicht das notwendige Wachstum. Jedes Element reagiert dabei individuell auf spezifische programmatische Gegebenheiten (Tageslicht, Grad der räumlichen Geschlossenheit, Grad der Öffentlichkeit).

Organisation und Wachstum der Bibliothek wurde mit einem zellulären Automaten  (CA) simuliert. Das "Dynamic Model of Segregation" wurde 1971 ursprünglich zur Analyse der Entstehung von Ghettos in Städten entwickelt, lässt sich aber auch auf verschiedenen Arten von Programm anwenden, die sich an Hand funktionaler Kriterien mehr oder weniger anziehen oder abstoßen. Jedes Programmelement sucht selbstständig nach seiner Optimalposition. Somit wird es möglich dass sich das Programm selbst organisiert; entworfen wurden lediglich die Ausgangsbedingungen und das System der Interaktionen. In jedem Durchlauf entwickelt sich das System anders, der endgültige „Entwurf“ wurde aus einer von Vielzahl von Varianten ausgewählt.

Dem endgültigen Modell gingen zahlreiche Studien und Experimente voraus, in denen die Möglichkeiten derartiger Systeme untersucht wurden.

Die Module wurden nicht als abgeschlossene Einheiten, sondern als Teile eines gewundenen Raumkontinuums gestaltet. Wand wird zur Decke, Öffnung zu Tragwerk. Aus der Synergie zwischen den Elementen entstehen nutzbare Zwischen- und Erschließungsräume. Dynamische Linien verbinden sich zu einer Großform; das problematische Verhältnis von kleinen Einheiten zum Ganzen das den Strukturalismus kennzeichnete wird aufgenommen und überwunden.  

Es handelt sich um keinen klassischen Entwurf, sondern um die Gestaltung eines Systems das selbstständig in der Lage ist unzählige Varianten und Wachstumsszenarien zu entwickeln, so dass zwischen verschiedenen Lösungen gewählt werden kann.