Platz 9
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Januar / Februar 2013

Universität Siegen

"Nom Baerje"

[auf die Grube gehen, Bergmann sein] Siegerländer Platt

von Lucas Brink-Abeler

Hochschule:

Universität Siegen

Präsentation:

04.07.2012

Lehrstuhl:

Innenraumgestaltung und Entwerfen, Prof. Uli Exner, Vertr.Prof. Götz Stöckmann

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks, Autocad, C4D, Adobe Collection

Über 2500 Jahre wurde in Siegen und Umgebung nach Erz gegraben. Zuerst waren es die Kelten die in der La-Tène-Zeit oberflächlich in den sogenannten Pingen danach suchten. Mit dem im 10. Jhd. beginnenden Stollenbau über dem Grundwasserspiegel entwickelte sich die Blütezeit des Erzabbaus und dessen Verhüttung. Die Industrie wuchs und damit auch Siegen. Hauberge und Erbstollen wurden angelegt und mit Erfindung des Schießpulvers und dem damit beginnenden Schachtbau wurden erhebliche Tiefen erreicht. Siegen ist großflächig mit Stollen und Schächten regelrecht „durchlöchert“. Immer wieder hat es Tagesbrüche gegeben - auch in mittlerweile bebauten Gebieten.

Der Entwurf soll die Geschichte des Bergbaus in Siegen implementieren und an dessen Wichtigkeit für die gesamte Stadt und Region erinnern.

Als Örtlichkeit für das Museum ist ein Steinbruch auf dem Siegener Berg „Häusling“ gewählt worden. Seinerzeit war der Häusling eine wichtige Adresse der Erzförderung und beherbergt heute einen Teil des Staatsforstes. Die Wahl fiel auf diesen Ort, da dort einerseits Erz gefördert wurde, der Berg durch seine Lage aber auch direkten Bezug zur Siegener Innenstadt hat. Gute Anbindungsmöglichkeiten, fußläufige Erreichbarkeit sowie Blickbeziehung zur Siegener Oberstadt sprechen für diesen Standort. Der Steinbruch selbst ist zwar im Landschaftsplan des Kreises Siegen-Wittgenstein als Naturdenkmal ausgeschrieben, das Bergbaumuseum würde sich jedoch an dieser Stelle in das Gesamtkonzept einfügen, dieses erweitern und dem Steinbruch zu einer Renaissance verhelfen. Besucher können die Natur, die Landschaft und den Fels mithilfe dieses Museums direkt wahrnehmen und über Hintergründe, Geschichte und Bedeutung des Bergbaus aufgeklärt werden. Nach der Ankunft auf dem Parkplatz wird der Besucher über einen Steg mitten in den Wald geführt. An einer ehemaligen Pinge (Übertagebau) angelangt, gelangt er mittels einer Lore in den Berg und hoch zum 150 m entfernten Museum. Durch diese Fahrt wird der Gast auf den bevorstehenden Museumsbesuch vorbereitet, genauso, wie auch früher die Bergmannsleute oft Anmärsche von mehreren Stunden in Kauf nehmen mussten. Die Reise mit der Seilbahn durch einen dunklen Tunnel lässt dem Besucher Raum für Assoziationen und spiegelt die damalige Atmosphäre wieder. Außerdem kann der unterirdische Gang schon als vorbereitende Ausstellungsfläche genutzt werden. Die Lore endet ca. 9 m Untertage. Die Besucher haben hier Gelegenheit Jacken und Wertsachen an der Rezeption abzugeben. Aus diesem Ankunftsbereich gelangt man schließlich über einen Steg in den Rundgang der sich von hier aus weitere 10 m in die Tiefe schraubt. Ein vom Museum abgetrennter Raum bietet Platz für Öffentlichkeitsarbeit wie Sammlerbörsen, Mineralientage und auch Wechselausstellungen. Der Besucher wird über eine Spirale hinab in den Berg geführt. Der sich in die Tiefe schraubende Rundgang hängt frei im Raum und wird mittels Zugseilen von der Dachkonstruktion gehalten. Das Gestein wird nicht berührt und somit wird dem Besucher suggeriert, sich frei im Felsen zu bewegen. Hat er einmal die sich nach unten drehende Bewegung aufgenommen, hat der Museumsgast fortlaufend die Möglichkeit über Stege die einzelnen in den Berg geschlagenen Ausstellungsräume zu betreten und die jeweiligen Exponate zu besichtigen.

Bei dem Rundgang im Berg eröffnet sich aufgrund der großzügigen Glasfassade immer wieder der Blick in die gezeichnete Landschaft des Steinbruches. Auf der obersten Ebene ist es möglich die Sicht über die Baumkronen hinweg auf die Siegener Innenstadt zu genießen. Der Rundgang wird aus einzelnen Hohlkastensegmenten vor Ort zusammengeschweißt und mit tragenden Seilen an der Dachkonstruktion befestigt. Als Bodenbelag ist ein schwimmender Fließestrich vorgesehen, der abschließend in die vorhandene Aussparung der Hohlkastenprofile gegossen wird. Zwei Fluchttreppenhäuser ermöglichen den im Museum anwesenden Personen in kürzester Zeit in einen sicheren Bereich und anschließend ins Freie zu gelangen. Aufgrund der Lage im Berg ist es notwendig, dass das im Westen liegende Treppenhaus die flüchtenden Personen vertikal nach oben leitet. Das im Osten gelegene führt entgegengesetzt nach unten und somit hinaus in den Steinbruch.

Die Ausstellungsräume sollen bergmannsmäßig in den vorhandenen Schieferfelsen gehauen werden. Die triangulisierten Flächen, die den Raumabschluss bilden, bilden einen Übergang aus dem groben Gestein zum künstlich angelegten Raum. Ein aufgeständerter Estrichboden schützt den Besucher vor aufsteigender Feuchtigkeit aus dem Gestein. Um die notwendigen Schaukästen, die Bilder, Kartenmaterial und andere empfindliche Exponate vor Witterung schützen, werden einzelne Flächen geglättet und ausgearbeitet. Die 5 Ausstellungsräume informieren über die Geschichte des Bergbaus in Siegen und entführen den Besucher in die Welt der Bergmänner. Durch die geringe Höhe der Ausstellungsräume entsteht eine erdrückende Atmosphäre, die durch den Kontrast zum weiten Raum des Rundgangs nochmals verstärkt wird.

Auf der untersten Ebene befindet sich in der Mitte des Rundgangs eine weitere Ausstellungsfläche. Desweiteren kann von hier aus das angrenzende Café betreten werden. Hier ist darauf Wert gelegt worden, dass mithilfe einer variablen Trennung zum Museum ein separater Betrieb des Cafés möglich ist. Somit ist an dieser Stelle eine weitere Einnahmequelle neben dem eigentlichen Museum vorhanden. Ebenfalls auf dieser Ebene liegt der Ausgang aus dem Museum. Durch einen Stollen gelangt der Besucher in einen Wartebereich und kann mit der nächsten Lore wieder hinab (bzw. hinauf) zum Parkplatz fahren.