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1, 2004

Technische Universität Dortmund

Neue Zentralbibliothek auf dem Domplatz in Hamburg

von Thomas Kobe

Hochschule:

Technische Universität Dortmund

Präsentation:

Oktober 2003

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. Gunter R. Standke

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Die städtebauliche Figur wurde mit Hilfe von zahlreichen Tonmodellen gesucht. Die innenräumlichen Verflechtungen mit großformatigen Papp- und Computermodellen entwickelt und überprüft. Um den Lichteinfall und die Materialität in einem hohen Realitätsgrad darzustellen, wurden Bilder erstellt, die eine Symbiose aus realem und virtuellem Modell sind. Über der gesamten Arbeit lag der Wunsch herkömmliche Entwurfsarbeit am Modell und der Handskizze mit dem sinnvollen Einsatz des Computers zu kombinieren, zu hinterfragen, Vorteile zu nutzen, um so zum bestmöglichen Ergebnis zu gelangen, wo nun die Grenzen der unterschiedlichen Herstellungstechniken fließend und nicht mehr ablesbar sind. Grundrisse und 3D-Modelle in Nemetschek Allplan V17, Bilder und Pläne mit Photoshop

Die Wahl dieses Diplomthemas wurde angeregt durch die aktuelle Debatte um die Bebauung des Hamburger Domplatzes, wichtiges Bindeglied zwischen zukünftiger Hafencity und Innenstadt und die Ansiedelung der Funktionen Zentralbibliothek, Archäologieschauraum, Einzelhandel, Gewerbe und Wohnen. Es entstand ein vielschichtiger städtischer Baukörper, der die umgebende Blockrandbebauung fortführt, durch Modulation jedoch den Parzellengrenzen nicht explizit folgt und auf die vielfältigen städtebaulichen Anforderungen reagiert, Straßen verdichtet, Räume öffnet und schließt. Im Innern werden durch Aushöhlen und Bekleiden spezielle Räume und Höfe geschaffen, um die sich die unterschiedlichen Funktionen anlagern und dreidimensional ineinander verschränken.

Es galt an dieser innerstädtischen Situation die Idee einer Bibliothek zu entwickeln, die mehr bietet als eine klassische Entlehnbücherei, die für den Flaneur Treffpunkt und Marktplatz zum Austausch und zur Kommunikation ist, genauso wie für den zielstrebig Suchenden und Lernenden ein Rückzugsort für Konzentration und Kontemplation. Als Attraktor für die Laufkundschaft und als Identifikationsort dient der erdgeschossige Kernbereich mit dem Herz der Bibliothek, dem Salon, einem mehrgeschossiger Raum dessen Weg durch differenzierte Raumabfolgen inszeniert wird und der mit Café, Zeitungslesesaal und Computersaal zum Verweilen einlädt und eigenständig nutzbar ist. Die folgenden Bibliotheksgeschosse gliedern sich in flexibel einteilbare Flächen, die durch Stützenreihen in dichte kompakte Regalzonen und Verkehrsflächen unterteilt werden und angrenzenden zweigeschossigen Kommunikations- und Leseräumen. Bei diesem komplexen Baukörper galt es ein System einer Fassade zu entwickeln, das den Anforderungen der verschiedenen Funktionen gerecht wird und sich in Materialität und Erscheinungsbild in die Umgebung einfügt. Das Bild der Fassade soll das einer Bekleidung sein, ähnlich wie die Aushöhlungen der Räume und Höfe bekleidet sind. Deshalb wird mit verschiedenen Schichten (Layern) oder sinnbildlich mit Geweben unterschiedlicher Maschenweite gearbeitet, die sich überlagern und Funktionen durch Öffnungen und Lichteinfall differenzieren. Durch eine zweischalige Backsteinverkleidung vor einer Stahlbetonwand in Form eines Flittermauerwerks wird Vielschichtigkeit, Tiefe und Leichtigkeit erzeugt, wie man sie von den nahen Högerbauten kennt.