November / Dezember 2014
Karlsruhe Institut für Technologie
Nautikum
Schifffahrtsschule für Hamburg

Karlsruhe Institut für Technologie
Bachelor
09.07.2014
FG Baukonstruktion
Verkehrsbauten
ArchiCAD, Vectorworks, Cinema4D, Photoshop
Für Hamburg soll auf dem exponierten Grundstück der Kehrwiederspitze eine Seefahrerschule errichtet werden. Das Grundstück befindet sich nicht nur genau zwischen Altstadt und Hafencity, es bildet neben Elbphilharmonie und dem Verwaltungsgebäude der McKinsey & Company Inc auch einen dritten Hochpunkt zum Hafen hin. Um dies zu leisten positioniert sich das Nautikum in Anlehnung an einen Schiffsbug direkt auf der Kontur der Kehrwiederspitze und überragt in der Höhe das benachbarte Verwaltungsgebäude. Durch eine Treppen-Rampen-Konstruktion werden Besucher auf den auf 2,5m erhöhten Vorplatz geführt, von dem aus sich der Blick über den Hafen sowie auf die Schulungsschiffe ergibt. Auf gleicher Höhe befindet sich direkt im Anschluss das ca. 27m hohe Atrium, welches das Zentrum des Entwurfs bildet. Es ist der Ort der Erschließung sowie der visuellen Kommunikation innerhalb des Gebäudes, welche durch die Splitlevels innerhalb der zwei Gebäudeteile gefördert wird. Während sich in den ersten Geschossen Empfangsbereich,Besuchercafé, öffentliche Ausstellungsflächen sowie eine zweigeschossige Bibliothek mit Lesesaal befinden, so nimmt mit steigender Höhe auch die Privatisierung innerhalb des Lehrbetriebes zu. In den folgenden Geschossen finden sich zwei große Hörsaale, diverse Seminar- und Gruppenräume, Computerpools sowie die Büroräumlichkeiten für die Lehrkräfte. Die Räumlichkeiten richten sich entweder zum Atrium, zum Hafen bzw. Altstadt, oder zur Hamburger Speicherstadt aus.
Jedes Geschoss wird durch den Treppenkern im Atrium (alternativ barrierefrei durch die Aufzüge in jedem Gebäudeteil) und das Flursystem erschlossen, welches abwechselnd im Atrium oder an den Gebäudeendpunkten Ruhe-, Lern- und Kommunikationsplattformen ausbilden. Das oberste Geschoss, welches als Gebäudeabschluss und zur statischen Vereinfachung das einzige durchlaufende Geschoss ist, beinhaltet neben der Skybar mit Blick auf Altstadt und Hafen auch Passagen- sowie Pikettzimmer. Im Untergeschoss gibt es außerdem noch eine Parkgarage sowie Werkstätten mit Wasserbecken und Wellenkanal, von welchen aus der Anleger erschlossen wird.
Das statische Primärsystem eines Betonskelettbaus wird sowohl nach außen, als auch zum Atrium hin mit einem herkömmlichen, hinterlüfteten Sichtmauerwerk aus weißem Klinker verkleidet. Durch die Hervorhebung der Lisenen ergibt sich außerdem eine Betonung der Vertikalen. Die großen Glasflächen des Atriums werden von einer Konstruktion aus gespannten Stahlseilen in der Windlastabtragung unterstützt.
Die konstante Wassertemperatur der Elbe in einer gewissen Tiefe kann zum Betrieb einer Niedrigtemperaturheizung mit Wärmetauschersystem sowie im Sommer zur Kühlung verwendet werden. Die Lüftung erfolgt passiv von Außen nach Innen zum Atrium hin durch Druckausgleich. Die Außenwand mit Klinkerverblendung, welche 75% der Gesamtgebäudehülle ausmacht, liegt mit einem U-Wert von 0,132 W/m²k außerdem unter dem Neubaustandard der EnEV2014.