Januar / Februar 2016
Technische Universität Wien
Munnezza Napuletana
Strategie zur Müllentsorgung für die Stadt Neapel

Technische Universität Wien
Diplom
24.11.2015
Harald Trapp
Technische Bauten
Archicad, Rhino, C4D
Neapel: Abfall auf den Straßen, überquellende Mülltonnen und nicht nutzbarer öffentlicher Raum waren der Auslöser für einen Vorschlag zur Verbesserung der aktuellen Situation.
Nach ausführlicher Analyse wird ein Konzept entwickelt, welches auf die individuellen Bedürf- nissen und Situationen im Stadtgebiet eingeht, um die Hausmüllentsorgung ab der Entstehung beim Bewohner über den Abtransport bis zur Weiterbehandlung neu zu definieren. Die Vorschlä- ge sollen auf soziale Gefüge eingehen und mittels architektonischem Entwurf ergänzt werden, um einen in sich geschlossenen Kreislauf zu bilden. Zur Umsetzung gilt es alle beteiligten Akteure, gemeint sind der Abfall im Sinne von Rohstoff, die Bewohner, die Industrie und den Transport in den Prozess zu integrieren und durch die gemeinsamen Schnittstellen neue Lösungsansätze zu finden. Die größte Stadt Süditaliens soll ein wegweisendes Beispiel im Umgang mit Hausmüllentsorgung werden.
Der Müll selbst soll als Ressource und nicht länger als Problem gesehen werden. Das bisher bestehende zentrale Müllentsorgungssystem wird durch ein dezentrales Müllverwertungssystem ersetzt. Ein wichtiger Punkt sind die sozialen Unterschiede der Stadt. Der Müll und vor allem das Recyceln soll dazu beitragen, dass die Grenzen zwischen Arm und Reich verschwimmen. Ein weiterer Schritt ist, dass der Prozess des Sammelns und der Weiterverarbeitung des Mülls mög- lichst transparent gestaltet wird. Die Anlagen sollen durch Standortwahl und Gestaltung zu Orten der Interaktion mit Aufenthaltsqualität werden.
Die zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes gewordenen Müllsammler sind Teil der Strategie. Ihre Tätigkeit soll dadurch nicht länger informell bleiben und ihr Ansehen bei der Bevölkerung soll gesteigert werden, denn sie werden es sein, die in Sachen Recycling als Vorbilder durch
die Straßen ziehen. Ihr Sammeln von recyclebarem Müll soll ausschließlich mit unmotorisierten Fahrzeugen bewältigt werden und der Weitertransport soll per Straßenbahn oder U-Bahn erledigt werden. Dies wird sich positiv auf die CO2-Bilanz der Stadt Neapel auswirken.
Als Ergänzung wird die Errichtung von Mülltransferstationen vorgeschlagen. Diese dienen den Müllsammlern als Stützpunkt, sind aber auch als Zwischenlager für wiederverwertbares Material, Reparaturwerkstatt und Ort der Begegnung mitten in der Stadt vorgesehen.
Zur Weiterverarbeitung des Abfalls wird eine Müllverarbeitungsanlage gebaut, um nicht wieder- verwertbares Material ordnungsgemäß entsorgen zu können. Dieser Ort besteht aus einer Biogasanlage, einer thermischen Behandlungsanlage sowie einem Altstoffsammelzentrum. Das umliegende Gelände wird als Park gestaltet.
Die gebauten Strukturen sollen als eine Art Marktplatz für Sekundärrohstoffe, Recycling- und Secondhandgüter bieten und von hier aus ihre Rückführung in den Produktkreislauf finden.