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2, 2002

Brandenburgische Technische Universität Cottbus

Multifunktionsarena in Wilhelmshaven

von Gernot Stick

Hochschule:

Brandenburgische Technische Universität Cottbus

Präsentation:

Januar 2002

Lehrstuhl:

Prof. Axel Oestreich

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Beim Diplomentwurf einer "Multifunktionsarena in Wilhelmshaven" kam größtenteils der Computer zum Einsatz, in Verbindung mit Arbeitsmodellstudien. Alle Zeichnungen wurden 2d mit AutoCAD 2000 erstellt. Anhand von dxf-Dateien wurden am Ende die Abgabemodelle am LS Konstruktion & Fertigung der BTU Cottbus vom Laser aus 2mm starkem Stahlblech geschnitten. Die (Arbeits-)Modellstudien wurden mit einer Digitalkamera fotografiert und in Photoshop bearbeitet, sowie fotorealistische Außenraumperspektiven aus Modellfotos und Fotos vom Ort zusammencollagiert. Das gesamte Projekt wurde am Ende in Illustrator gelayoutet.

"Auf zweierlei Art kommt man nach Despina: mit dem Schiff oder mit dem Kamel. Die Stadt zeigt sich verschieden, kommt man vom Land oder vom Meer... Jede Stadt bekommt ihre Form von der Wüste, der sie sich entgegenstellt, und so sehen Kameltreiber und Matrose Despina, die Grenzstadt zwischen zwei Wüsten."
("Die unsichtbaren Städte", Italo Calvino)

In den nächsten Jahren werden in Wilhelmshaven große Flächen militärischer Liegenschaften der Bundesmarine im Bereich Innenhafen und Südstadt (Innenstadt) frei. Eine multifunktionale Sport- und Veranstaltungsarena auf der Wiesbadenbrücke würde meiner Ansicht nach die Möglichkeit bieten, das Ensemble (Kaiser-Wilhelm-Brücke von 1907 etc.) um den Großen Hafen mit einer weiteren architektonischen Ikone zu bereichern, die Südstadt (Innenstadt) zu stärken und die Gesamtstadt mit dem Meer zu verbinden.

Entwurfsidee
Die Entwurfsidee für die architektonische Gestaltung einer Multifunktionsarena auf der "Wiesbadenbrücke" im Großen Hafen von Wilhelmshaven ist aus der Analyse des Ortes (genius loci) entstanden. Das Gebäude besteht aus einer Faltung, die die Künstlichkeit der bestehenden Landzuge aufgreift und sich als Weg in Richtung Unendlichkeit des Horizonts fortfaltet.

Aus der städtebaulichen Situation abgeleitet, hat die Faltung zwei unterschiedliche Seiten: Nach Norden, in Richtung Stadt, folgt das Gebäude der Geradlinigkeit des gegenüberliegenden Ufers (Bontekai). Nach Süden, in Richtung Südstrand (Jadebusen), entfaltet sich das Gebäude freier und beinhaltet einen Weg, um dem Besucher die Faltung der Arena erlebbar zu machen. Auf diesem gelangt man bis auf das Dach des Bauwerks, von wo man einen guten Blick über Stadt, Großen Hafen und Nordsee (Jadebusen) hat, für welche die Multifunktionsarena als Bindeglied fungiert.
Die Faltung liegt auf der bestehenden Uferbegrenzung der Wiesbadenbrücke auf, die aus Klinkern besteht. Diese werden am Anfang der Landzunge in ihrem Bestand mit einem Böschungswinkel von 45° belassen, bis sie am Ende selbiger vertikal stehend das Untergeschoss der Arena gegen das Wasser abgrenzen. Hierzu werden die alten Klinker des Bestandes mit neuen Torfbrand-Klinkern aus der Region vermischt.
Ähnlich einem Papier, das zwei Seiten hat, wechseln die Materialien Sichtbeton und wetterfester Stahl (z.B. Cortenstahl) entsprechend der Faltung durch das Gebäude hindurch und bilden abwechselnd Decke und Boden. Beiden Materialien kommt konstruktive Funktion zu, wobei der wetterfeste Stahl dem Schiffsbau entnommen ist und mit dem Ort insofern zu tun hat, als die Wiesbadenbrücke in den siebziger Jahren Liegeplatz für eingemottete Marineeinheiten war.
Auf der Eingangsebene, sowie dem Dach ist das Bodenmaterial Stahlbeton, so dass die Deckenuntersicht der Arena folglich aus Stahl gebildet wird. Des Weiteren schafft die Faltung verschiedene Zuschauerebenen, in die die Ränge der Arena eingestanzt sind.

Funktionalität
Die Arena hat eine Kapazität von maximal 6.000 Zuschauern und ist multifunktional nutzbar, wobei folgende Veranstaltungssegmente möglich sind: Sportlicher Bereich mit Hallensportveranstaltungen (insbesondere Eishockey & Handball); Kultureller Bereich mit Musikveranstaltungen, Banketten, TV-Veranstaltungen; Kommerzieller Bereich mit z.B. Hauptversammlungen & Messen. Die maximale Größe der Veranstaltungsfläche beträgt 60m x 30m (Eishockey), welche bei Bedarf in ein Spielfeld mit einer Nettospielgröße von 44m x 22m (Handball, Volleyball, Basketball & Fußball) umgewandelt werden kann. Der zeitintensivste Umbau - von Handball auf Eishockey - beträgt ca. 6 Stunden, so dass unterschiedliche Veranstaltungen an einem Tag möglich sind. Es gibt 4.000 fest installierte Sitzplätze (Eishockey), sowie 500 zusätzliche Sitzplätze auf Teleskoptribünen (Handball) und 2.000 Stehplätze im Arenen-Innenraum.

Fazit
Eine multifunktionale Sport- und Veranstaltungsarena ist meiner Meinung nach im Besonderen geeignet, durch ihr vielfältiges Angebot, welches eine breite Öffentlichkeit anzieht, das Gebiet um den Großen Hafen (Südstadt) positiv und dauerhaft zu beleben. Außerdem bedarf es für den besonderen Ort "Wiesbadenbrücke", in exponierter, städtischer Lage eines besonderen architektonischen Highlights und keiner Alltagsarchitektur. Der Bau einer Arena würde zudem zur Revitalisierung und Stärkung der Innenstadt beitragen und ähnlich wie Börsenplatz, Kino und Nordseepassage zu einem Publikumsmagneten werden.