1, 2006
Technische Universität Graz
MT05

Technische Universität Graz
Februar 2005
Prof. Ernst Hubeli
Städtebau
Skizzen, Allplan, Modell
Der Ort
Linz an der Donau, 2009 Kulturhauptstadt Europas, soll nach jahrelangen Diskussionen und einem fehlgeschlagenen ersten Anlauf an einem anderen Standort nun endlich ein neues Musiktheater erhalten.
Der Standort „Blumau“ wurde gewählt, ein Wettbewerb ausgeschrieben, der Entscheid folgt. Dieses Projekt greift vor, stellt Fragen, versucht mit dem Ort zu spielen, ihn zu nützen, ihn hervor zu heben, ihm vorhandene Potentiale zu entlocken.
Die „Blumau“ ist Kreuzung zweier wichtiger städtischer Achsen. Hier trifft das nunmehr verkehrsberuhigte und teilweise zur Fußgängerzone erklärte historische Rückgrat der Stadt, die Landstraße, auf eine wichtige Ost-West-Verkehrsverbindung.
Die kulturell und wirtschaftlich wichtige Landstraße beginnt ca. 500 Meter vor der „Blumau“ an Attraktivität zu verlieren, hochwertige Einkaufsmöglichkeiten werden von „Ramsch“-Läden und billigen Fast-Food-Lokalen abgelöst, die Straße beginnt unkontrolliert „auszulaufen“. Ein Gegenpol zum Hauptplatz fehlt, Platz für die Menschen, ein Treffpunkt, ein Mittelpunkt des identitätslosen Viertels, welches bis dato nur durch Verkehr und Kurzaufenthalt geprägt wird.
Das Projekt
Das Musiktheater ist eine Chance, eine Chance nicht nur für die Stadt, sondern vor allem für das Viertel, für seine Bewohner und Besucher, welche sich den Ort aneignen, ihn nutzen und für sich entdecken sollen.
„Steine in der Landschaft“ sind hier als Metapher zu sehen, als Hilfestellung für einen Entwurf, der einerseits eine offene und durchgängige Architektur zulässt, andererseits durch seine Körper attraktive Zwischenräume zum Rückzug und Aufenthalt aufspannt.
Der große Saal wird unter die Erde gelegt, nur der Bühnenturm und drei weitere Gebäude treten als Monolithen hervor, bilden die gebaute Landschaft aus, welche keinerlei Hierarchie des Eintritts kennt und von allen Seiten mit einladenden Zugängen spielt. Durch die Verlegung der großen Baumassen unter die Erde werden auf Straßenniveau Flächen frei, welche mit leichtem Gefälle zum Mittelpunkt des Ensembles ausgerichtet sind und somit hin zu den Eingängen führen.
Auch die nähere Umgebung gehört einbezogen, bereits vorhandenen Geschäften und Lokalen muss Raum zum Atmen zugesprochen werden, der Verkehr gehört als Teil der Stadt nicht bekämpft, man muss nur das richtige Verhältnis finden, um Ansprüchen von allen Seiten gerecht zu werden.
Im gesamten gesehen stellt dieses Projekt nicht nur den Neubau eines Opernhauses dar, vielmehr soll einem undefinierten Raum Identität gegeben werden. Ein Opernhaus mit Tanzsälen, Foren, einem Jazzclub und einem Kinderforum, einer großzügigen Platzgestaltung und der Einbeziehung der in der Umgebung bereits vorhandenen Potentiale, all dies soll zu einem Effekt führen, ohne den eine Stadt nicht existieren könnte: Zwischenmenschlichkeit.