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2, 2008

Fachhochschule Mainz

montrésor – die Gartenlaube...

von Mélanie Weiß

Hochschule:

Fachhochschule Mainz

Lehrstuhl:

Prof. Antje Krauter

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Gardening is the new sex. London Times
Ein großer Teil der Bevölkerung geht einer sitzenden Arbeit nach. Die Freizeit müsste daher für einen gesunden Ausgleich sorgen, um den sich epidemisch ausbreitenden Wohlstandskrankheiten entgegenzuwirken. Eine ganzheitliche Gesundheitsprophylaxe sollte deshalb hier anknüpfen und dabei die heutigen Wünsche, Trends und Vorstellungen zur Freizeitgestaltung berücksichtigen. Die Spaß- und Erlebnisgesellschaft hat ihren Zenit überschritten. Mit diesem Umbruch gesellschaftlicher Werte geht ein starker Trend zum Hobby Garten einher. Im Sinne eines ganzheitlichen Gesundheitsgedankens ist der Garten der perfekte Ort, der gleichermaßen Körper und Geist fördert.

Wie bringt man den Trend zum Garten in Einklang mit dem verbreiteten Rückzug ins Häusliche und Private, insbesondere für den Großteil der Bevölkerung, der nicht über ein freistehendes Haus mit Garten verfügt? Die naheliegende Synthese ist der Rückzugsort im Grünen, die Gartenlaube. Die Laube soll dabei einen zeitgemäßen (Gegen-)Entwurf zur überkommenen Schrebergartenhütte darstellen, um für eine Zielgruppe attraktiv zu sein, die Wert auf zeitgemäßes Design bei hoher Funktionalität legt.

Im ungenutzten Zustand präsentiert sich die Laube als einfacher geschlossener Quader inmitten des Gartens. Für den Besitzer öffnet sich die Schatztruhe, er vermag ihr Leben einzuhauchen. Er kann den Kubus öffnen und ihm seine Härte nehmen, indem er das Innere, Glänzende zum Vorschein bringt und die weiche, textile Form der Sonnensegel zum Garten hin ausbreitet. Der Innenraum klappt nach aussen, die Nutzfläche vergrößert sich und eine unmittelbare Verbindung zu Garten und Natur wird geschaffen. Die flexible Nutzbarkeit eröffnet ein Spannungsfeld von Privatheit und Geborgenheit einerseits und dem direkten Naturerlebnis andererseits. Beides bedeutet gleichermaßen Erholung und Rückzug aus dem Alltag.

Die Hütte birgt neben dem „Wohnraum“, der im geöffneten Zustand die Terrasse mit einbezieht, einen Geräteraum und eine Kabine für die Trockentoilette. Aus dem Dachüberstand lässt sich ein Sonnensegel herausziehen, das die gesamte Terrasse überspannt. Das witterungsbeständige Textil aus Acrylgewebe kann auch seitlich geschlossen werden, um zum Beispiel einen Regenschauer abzuwehren. Ein Teil des Dachs lässt sich nach oben aufklappen; dadurch entsteht eine Liegefläche mit Blick in den Himmel.

Die Gartenhütte ist in einer Holzrahmenbauweise errichtet. Von außen wird diese mit 19 mm dicken SVL (Structural Veneer Lumber) – Paneelen beplankt und vermittelt so den Eindruck, als sei sie gebaut aus sehr dünnen geschichteten Holzbrettern. Diese Paneele sind allseitig mit witterungsbeständigem Lack UV-gehärtet. Das Innere der Hütte ist mit 15 mm dicken Birkensperrholz verkleidet, welches mit einem Goldmuster bedruckt wurde, mit einem warmen Schimmern sorgt es selbst bei schwachen Lichtverhältnissen für eine wohlige Atmosphäre.