August / September 2010
Hochschule RheinMain
Levelseven
Nächtigen am Abgrund

Hochschule RheinMain
09.07.2010
Prof. Dr. Ralf Höller
Hotelbauten
Vectorworks, InDesign, Photoshop
Filigran, schwebend, leicht und fließend sind die Eigenschaften, die diese Brücke beschreiben.
Sie liegt 100 m über der Aareschlucht im Haslital mitten im Herzen der Schweiz und gewährt einen Blick in die Tiefe der Aareschlucht, gleichzeitig aber auch einen in Richtung Tal. Sie integriert sich in die Natur und bietet auf der oberen Ebene einen Weg auf die andere Schluchtseite. In der unteren Ebene befindet sich ein Hotelbetrieb mit einer Cocktailbar.
In diesem Entwurf gibt die Natur die Richtung der Architektur vor. Die fließende Form entsteht durch die unterschiedlich ausgeprägte Steigung zwischen der steileren rechten und der flacheren linken Schluchtseite. Die Form der Brücke gleicht einer Kurve. Sie verläuft um eine 50 m steile Felswand und ist zur Talseite hin offen. 49 fächerförmig angeordnete Tragseile führen in einer bzw. zwei Ebenen von jener Felswand und halten so die Brücke in der Waagrechten.
Die gesamte Brückenlänge beträgt knapp 290 m. Der Gehweg ist oben 9,27 m und unten 10,88 m breit. Der Schwerpunkt der Brücke liegt direkt über dem Fluss Aare. Zu diesem Schwerpunkt gehen von links und rechts aus Rampen. Nach oben als Passantenweg und nach unten zum Hotel.
Von den Passanten und Neugierigen getrennt, ist das Hotel in das Tragwerk der Brücke integriert und auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Es nimmt die Krümmung sowie die verschiedenen Neigungen der Konstruktion auf. Die zurückgesetzte Fassade des Hotels bildet keinen Massivkern, sondern bleibt, genauso wie der Rest filigran, indem sie vollständig rundherum verglast ist. Es wird quasi ein Blick „durch“ das Hotel geboten.
Die Hauptzugangsrichtung ist aufgrund der Hauptverkehrsstraße und dem Eingang Ost der Aareschlucht von links nach rechts. Der Ablauf der Zimmerreihenfolge ist diesem angepasst. Über eine Rampe auf der Schluchtseite gelangt man zunächst in den Barbereich, welcher morgens als Frühstücksraum genutzt wird und dann in die Rezeption. Die weiten Räume sind acht Doppelzimmer, eine Suite sowie ein Apartment. Alle Zimmer sind ausgestattet mit Dusche und WC. Da die Glasfassade nach hinten versetzt ist, entsteht zur Talseite hin ein eigener Balkon. Alle Einbauten folgen der Gesamtrundung der Brücke, wobei sie jeweils senkrecht dazu ausgerichtet sind.
Die Brückenkonstruktion basiert auf einem Kreisringträger aus feuerverzinktem Stahl. Die beiden Versteifungsträger sind als Hohlkästen ausgebildet, in denen die Versorgungsleitungen, wie Zu- und Abwasser sowie Stromleitungen und die Klimaanlage samt zugehörigen Leitungen untergebracht sind.
Der Gehwegbelag ist durchgängig aus AccoyaHolz. Dieser hört am Ende der Brücke nicht auf, sondern geht weiter bis in das Gelände hinein und verstärkt so den Eindruck der fließenden Brücke.