Platz 7

Januar / Februar 2014

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Leibniz Salon Hannover.

Ein Haus von öffentlichem Leben. An der Leine.

von Caroline Purps

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

2013-02-06

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. Anthusa Löffler/Prof. Dipl.-Ing. Ingo Andreas Wolf

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Rhino (Vray), Adobe CS4 Photoshop, Illustrator & Indesign

Mit dem Leibniz Salon soll ein universelles Wissenszentrum für Veranstaltungen und Forschung entwickelt werden, das die Gedankenwelt von Leibniz aufgreift, den Geist der Salons des 18. Jahrhunderts auf zeitgemäße Art weiterentwickelt und einen Bezug zur Stadt und zu den spezifischen örtlichen Gegebenheiten aufweist. In diesem Gebäude soll kommuniziert, gedacht, geforscht, produziert, präsentiert, gewohnt und gestritten werden. Es dient der Unterhaltung, der Inspiration und der Diskussion. Kurz: Das Haus bietet das Potenzial von öffentlichem Leben.
(aus XELLA Studentenwettbewerb 2012/2013. Ein universelles Wissenszentrum am Innenstadtring. Einleitung)

HANNOVER. Die heutige Situation bietet ein Palimpsest aus Spuren vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Am Hohen Ufer, dem „Honovere“, jenem Ort, von dem sich schließlich der Name der Stadt Hannover ableitet, soll nun ein neuer, öffentlicher und urbaner Ort entstehen um jene Nahtstelle zu besetzen, die einst ‚Altstadt“ und „Neustadt“ zu etwas Ganzem verband.
(HannoverCity 2020+,  Die Entwicklung der Stadt, www.hannovercity-2020.de)

LEIBNIZ. Mit dem Ziel, in der Harmonie von Natur und Kunst die Allmacht Gottes und die Weisheit der Schöpfung spüren zu lassen, sah Leibniz vor ein ‚Theatrum  naturae et artis zum leichteren Erlernen aller Dinge‘ zu bilden. Sein Theater der Natur und Kunst geht noch über die Summe der Einzelbedeutungen hinaus. Durch alle Bereiche, und dies ist der entscheidende Gedanke, wirkt ein dynamischer, die Kunstkammern mit dem Theater verbindender Begriff des Sammelns, Forschens und Vermittelns.
(Bredekamp,Horst, Die Fenster der Monade – Gottfried Wilhelm Leibniz‘ Theater der Natur und Kunst,Berlin:  Akademie Verlag, 2004)

DER SALON versinnbildlicht das Europa des Geistes. Sie waren als kulturelle Freiräume, als Enklaven des Geistes  stets auch Kristallisationspunkte eines veränderten und verändernden Bewusstseins. Freiräume des Denkens jenseits von offiziellen Doktrinen, Freiräume der Begegnung jenseits ständischer Unterschiede, Freiräume weiblicher Emanzipation jenseits gesellschaftlicher Normen und Systeme. Das entgrenzende Moment und damit das zukunftsweisende ist stets ein Merkmal der Salonkultur gewesen.
(Heyden-Rynsch, Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur, Artemis & Winkler Verlag, 1992)


Die vorliegende Arbeit bildet den erkenntnistheoretischen Rahmen für eine Annäherung an einen Leibniz Salon Hannover. Ziel ist es einen Ort zu schaffen, dem eine Form des Prozesses und der Entwicklung immanent ist und der in der Lage ist, Möglichkeiten zu generieren und zuzulassen. Entscheidend hierfür ist die Lage am Leineufer mit unmittelbarer Präsenz an der Leine, deren Qualität als innerstädtisches Gewässer wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden soll. Dieser Ort am gegenüberliegenden Hohen Ufer soll einen angemessenen Kontrast bilden. Es wird angestrebt, den Grünstreifen des Leineufers weiterzuführen, um die Stadtlandschaft als integralen Bestandteil mit in den Entwurf einfließen zu lassen. Der von Leibniz ambitionierte Entwurf eines ‚Theater der Natur und Kunst‘ soll  hierfür den erkenntnistheoretischen Rahmen bilden. In ihm sollte als Spiegelung göttlicher Intuition die Fähigkeit des Menschen zur intuitiven Wahrnehmung und zum daraus resultierenden richtigen Urteil geübt werden. Die 3 Sphären Kunst, Natur und Wissenschaft finden in ihrer geistigen Mitte ihre Vereinigung, dem Ort, wo der Leibniz Salon Hannover sich zur Stadt öffnet und einen neuen urbanen, öffentlichen Ort entstehen lässt. Ein mögliches städtebauliches Instrument einer Annäherung an diese geistige Mitte stellt das von Leibniz erkenntnistheoretische Modell des Leib-Seele Pentagramms dar. Das Modell soll dem neuen Leibniz Salon als öffentliches Gebäude die Bedeutung verleihen, die ihm gebührt und eine innerstädtische Adresse ausbilden: ein Haus von öffentlichen Leben soll hier entstehen - an der Leine - das in seiner „Schollenstruktur“ alle Möglichkeiten der Wissens- und Kulturbegegnung offen lässt.