März / April 2014
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Lehmbauweise im städtischen Wohnungsbau
Entwerferische Untersuchung der Chancen und Potentiale vom Baustoff Lehm anhand eines städtischen Wohnungsbaus in Zürich

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Master
25.05.2012
Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen
Wohnbauten
InDesign, Photoshop, Vectorworks, Numbers
Vorwort der Dozierenden
Aus der Erkenntnis, dass Lehm ein auf der Erde weit verbreitetes und gleichzeitig sehr ökologisches Baumaterial ist, dass dieses aber in der Schweiz insbesondere im urbanen Umfeld kaum existent ist, leitet Piero Bühler die Fragestellung seiner Thesisarbeit ab. Akribisch untersuchte er die Vor- und Nachteile sowohl von traditionellen und bekannten zeitgemässen Lehmbauweisen als auch selbst hergeleiteter Konstruktionen bezüglich Leistungsfähigkeit, Grauer Energie und Praxistauglichkeit. Beeindruckend wurden die Schwächen der Aufbauten undogmatisch gesichtet und aus den Folgerungen neue Konstruktionssysteme abgeleitet.
Die Untersuchung erfolgt anhand des architektonischen Projektes für einen Wohnungsbau im Zürcher Langstrassenquartier. In dieses heterogene urbane Umfeld setzt der Diplomand einen passgenauen Baustein dessen Erscheinung gleichzeitig im Ort verankert ist und Lehm in zeitgemässer Form einsetzt. Mit wenigen präzisen Elementen wie den stehenden Öffnungen, Erkern und einem spezifischen Dachrand reagiert das Gebäude auf die Situation. Grundlegende konstruktive Erkenntnis der Arbeit ist das Aufteilen der Funktionen des Lehms in innenliegende tragende Bauteile und eine schützende Hülle. Die massiven tragenden Bauteile aus vorgefertigtem Stampflehm geben in ihrer regelmässigen Stellung eine stark definierende Struktur vor in die die verschiedenen Wohnungsgrundrisse virtuos eingewoben werden. Die Fassade bildet ein mit Leichtlehm ausgefachtes vorfabriziertes Holzskelett. Schilfmatten, als verlorene Schalung eingesetzt, werden innwändig mit einem Lehmputz und aussen mit einem Kalkputz versehen.
Das gesamte präzise austarierte System basiert so auf einer genauen Zuteilung der Funktionen und oft auf einer mehrfachen Nutzung der Elemente. Kleine Details veranschaulichen diese Denkweise exemplarisch: Die Auflager der Hohlkastendecken werden an der Fassade speziell geschützt, dies wird als gestalterisches Mittel der Fassadengliederung eingesetzt . Und die notwendige Transportarmierung der Tragstruktur wird gleichzeitig als Wandheizung genutzt.