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4, 2000

RWTH Aachen

La Grande bibliothèque du Québec

von Mario Runkel, Patrick Ventker

Hochschule:

RWTH Aachen

Präsentation:

Juli 2000

Lehrstuhl:

Lehrgebiet Bauplanung und Grundlagen des Entwerfens, Prof. Peter Fuhrmann, Lehrstuhl für Planungstheorie, Prof. Ursula von Petz

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Ohne den Einsatz des Computers wäre die Durchführung des Projektes schlicht nicht möglich gewesen: Der entscheidende Aspekt in der Entwicklung des Projektes war die genaue Analyse der Situation, aus der wir die Aufgabenstellung um eine städtebauliche Aussage erweiterten. Die Analyse selbst wurde von uns von Aachen aus, ausschließlich über das Internet, bewerkstelligt. Die Fülle an Informationen hat uns selbst überrascht und schließlich zu einer völlig neuen Betrachtungsweise geführt. Der eigentliche Hochbauentwurf einer Bibliothek ist jedoch weiterhin das Zentralthema der Arbeit. Aus dem Entwurfsgedanken, den horizontalen Körper mit dem Ort zu verweben, resultierte eine sehr komplexe Form, die vollständig am Computer entwickelt wurde und erst danach anhand von Arbeitsmodellen überprüft wurde.

Der Realisierungswettbewerb wurde von uns als selbst gestelltes Diplomthema bearbeitet. Zugelassen zum Wettbewerbsverfahren waren wir nicht, da als Voraussetzung eine Bewerbung mit realisierten Projekten gegeben war. Da wir die Stadt und das Grundstück nicht kannten und aus Zeitgründen nicht vorab besuchen konnten, war ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit die Analyse und das Heranzoomen an die eigentliche Entwurfsaufgabe. Durch die anfänglich sehr großmaßstäbliche Betrachtung war es uns möglich, die ursprüngliche Aufgabenstellung des Wettbewerbs um einen neuen städtebaulichen Gedanken zu erweitern und das zugewiesene Wettbewerbsgrundstück zu verlassen, um eine umfassendere Planung als innerstädtische Entwicklungschance nahezulegen. Das von uns im Anschluss entworfene Gebäude, nach wie vor eigentliches Thema unserer Arbeit, setzt einen Impuls zur Weiterentwicklung und Neuordnung des gesamten Quartiers. Die Bibliothek als öffentliches Gebäude hat eine komplexe Funktion. Sie ist Aufbewahrungsort von Wissen und hat so eine stark repräsentative und konservative Funktion. Außerdem muss sie das Wissen für die anzusprechende Gruppe von Menschen zugänglich machen und sich gegenüber kontemporären Präsentationsmöglichkeiten durch Medien offen und flexibel verhalten.

Es treffen innerhalb der Bibliothek raumgreifende Funktionen und Aktionsflächen auf Lagerflächen, welche in erster Linie den Erhalt und die Aufbewahrung von Büchern und anderen Trägermedien zur Aufgabe haben. Daraus entwickelten wir den Gedanken des Miteinander von kommunikativ flächiger Anordnung raumgreifender Funktionen und konzentrierter vertikaler Anordnung des Buchbestands. Es entsteht so ein Miteinander eines Orts für Bücher und eines Orts für Kommunikation.
Der Bücherturm macht das Gebäude zur Bibliothek. Er verankert sie sichtbar in der Skyline Québecs und ist städtebaulich Impuls und Schwerpunkt für die Nachverdichtung des Gebiets. Der Ort der Kommunikation im horizontal flächig ausgebildeten Baukörper verankert die Bibliothek in der Stadt. Er gibt dem Gebäude ein inneres Gesicht und ermöglicht gleichberechtigtes Nebeneinander von innen und außen, oben und unten, Foyerfläche und öffentlichem Stadtraum. Der Bibliotheksbesucher soll durchblicken, durchwandern, sich Ziele suchen und setzen, seine Neugier entdecken und seinen persönlichen Weg im Umgang mit den Möglichkeiten finden, die ihm die Institution bieten kann.
Der Entwurf folgt weniger einer formalen Idee als dem Resümmee aus der städtebaulichen Analyse und dem Versuch, der Komplexität der verschiedenen Abläufe im Gebäude Raum zu geben.