Platz 8
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September / Oktober 2014

Bergische Universität Wuppertal

Krematorium Westfriedhof Köln

Im Reich der Toten

von Hajdin Dragusha

Hochschule:

Bergische Universität Wuppertal

Abschluss:

Master

Präsentation:

09.07.2014

Lehrstuhl:

Lehrstuhl Konstruieren und Entwerfen Prof. Ulrich Königs

Rubrik:

Gesundheitsbauten

Software:

Rhino 3D, Grasshopper, Photoshop, Illustrator

Was ist der Tod? Im Medizinischen und Rechtlichem Sinne lässt sich dieser Zustand relativ präzise definieren. Es ist der unwiederbringliche Verlust der lebenswichtigen und lebenstypischen Funktionen eines Lebewesens. Auch die Folgen nach dem Ableben eines Menschen sind bekannt. Die Trauer und Erinnerungen der Hinterbliebenen, die Beerdigung und auch Dinge wie ein Testament hängen unmittelbar mit dem Tod zusammen. Die Frage die im Zusammenhang mit dem Tod den Menschen seit jeher am meisten beschäftigt und nach wie vor ungeklärt bleibt ist die Frage nach dem Zustand der Seele nach dem Exitus des Körpers. Was passiert mit uns nach dem wir sterben? Einige glauben an die Wiedergeburt und andere wiederum glauben an ein Wiedersehen mit den bereits Verstorbenen im Himmel, wiederum andere glauben, dass der Tod die langersehnte Befreiung der Seele vom Körper bringt. Dies ist sicherlich eine der positiveren Haltungen zum Tod. Doch was tatsächlich mit der Seele also mit dem „ Ich “ außerhalb des Körpers passiert wird uns wohl für immer verborgen bleiben. Wie das vorangegangene Zitat von Sokrates beschreibt, übt der Mensch in der Regel eine negative Haltung gegenüber dem Unbekannten aus und so ist natürlich auch der Tod, der zudem auch noch mit seinen Begleiterscheinungen wie Ende,Verlust und Trauer in den meisten Kulturen mit dem Schrecklichsten assoziiert. Im laufe der Geschichte haben sich nicht nur Philosophen mit dem Thema Tod auseinandergesetzt sondern auch viele Künstler. So auch Arnold Böcklin der mit seinem Gemälde „ Die Toteninsel“ welches er in fünf Ausführungen malte eben das Thema des Unheimlichen im Tod auseinandersetzt. Zunächst einmal ist da die Insel die das Entfernte symbolisiert. Der Tod als etwas was sich jeder weit weg wünscht und auch weit weg von all dem Leben. Im Zentrum des Bildes dominiert Stark der Eingang zur Insel, ein dichter Zypressenwald deutet zwar einen Eingang an verdeckt aber auchzugleich jeden weiteren Einblick ins Innere der Insel. Die Zypresse gilt in einigen Kulturen auch als Baum des Todes und des Unglücks. Diese Baumgruppe bedeutet dem Betrachter das Ungewisse das uns nach dem Ableben erwartet. Ein weiterer Interessanter Punkt an diesem Bild sind die Öffnungen die in die Felswände der Insel eingelassen sind. An Fensteröffnungen erinnernd erwecken sie den Eindruck von „Leben“auf der Insel. Bei meinem Entwurf waren diese vorangegangenen Überlegungen die Grundlage für die räumliche Ausarbeitung. Das Grundstück befindet sich auf dem Kölner Westfriedhof einer von fünf Großfriedhöfen in dieser Stadt. Bezeichnend für diesen Friedhof ist das strenge Raster das die Grabfelder gliedert. Charakteristisch ist die Zuwegung zum Grundstück ein vierhundert Meter langer Weg führt vom Eingang direkt auf die Trauerhalle und das Krematorium zu. Auf eine Art und Weise symbolisieren diese vierhundert Meter das Leben. Das Ende ist von Beginn an in Sichtweite. Um diesem Gedanken zu verstärken schaffe ich eine Eingangsfassade die auf den Besucher undurchsichtig wirken soll. Ein Ende das man zwar von Beginn an sieht, bei dem man aber bis zum Schluss nicht erkennt wo und wie es weitergeht. Den Eingang gliedern die vorgeschalteten Kolumbarien. Diese Kolumbarien bilden im einzelne kleine Toteninseln aus in denen die Urnen eingelassen werden, die Blickrichtung bezieht sich dabei entweder auf das jeweilige Urnenfach als auch direkt zum Himmel. Die Zwischenräume zwischen den Urnen bilden die eigentlichen Eingänge in das Gebäude, dabei führt jede Fuge am Ende ins Foyer. Durch den bewusst dunkel gestalteten Raum in dieser Zwischenzone wird sowohl der Kontrast zu den Kolumbarien und dem Foyer verstärkt als auch die Konfusion vor dem Eingang erhöht. Beim betreten des Foyers wird auch hier durch den Lichtschacht der Blick zunächst in Richtung Himmel gelenkt. Von hier aus hat man die Möglichkeit weiter zur Trauerhalle und zu den Trauerräumen zu gehen als auch zu Nebenräumen die im Eingangsbereich angeordnet sind. Weiter ins Gebäudeinnere wird nun die Raumhöhe niedriger und der Blick richtet auf die Horizontale. Am Ende des Weges hat man nun die Möglichkeit nach rechts zu den Trauerräumen zu gehen. Bei den Trauerräumen war es mir besonders wichtig, dass der Leichnam im Mittelpunkt steht und nichts weiteres diesen Fokus stört. Hierbei erziele ich durch einen Einschnitt in der Decke und die zylinderförmig Einfassung ein konzentriertes Licht auf den Sarg. Auch in der Trauerhalle erzeuge ich durch die Kuppel einen zentralen Raum. Wie auch die Trauerräume hat dieser Raum eine Öffnung die den Blick in den Himmel richtet. Ansonsten bleib auch dieser Raum ohne weitere Öffnungen um nicht von dem Wesentlichen abzulenken. Ein weiteres Merkmal der Trauerhalle ist die Doppelschichtigkeit die durch eine innenliegende Stoffschicht erzeugt wird. Durch den weißen Stoff und die abweichende Innenform wird das eintreffende Licht gestreut. Durch eine Fuge die der abgehängte Stoff bildet entsteht eine weitere thematische Auseinandersetzung mit dem „Dahinter“. Die ungewisse Dimension und Form des Raumes bleib als Frage im Raum stehen.