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Juli / August 2013

ZHAW Zürich

Kapelle Einsiedeln, Schweiz

Andere Räume

von Oberlin Toni

Hochschule:

ZHAW Zürich

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

05.07.2013

Lehrstuhl:

Marc Meyer

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks

KAPELLE ROBLOSEN
EINSIEDELN

IDEE
Die Grundidee des Entwurfes ist es, der Kapelle einen sichtgeschützten, konzentrierten Platz zu geben, was den Trauernden erlaubt ohne Störung Abschied zu nehmen. Die vorgeschobene Birkenreihe ermöglicht dies vorzüglich. Der Wald soll in seiner Schroffheit erhalten bleiben und die Gräber ohne weitere Eingriffe aufnehmen.

SITUATION
Das Gebiet Roblosen liegt am nördlichen Ende des Sihlsees. Auf der Flanke einer Anhöhe gedeiht ein Wald und reicht östlich bis hinunter ins Flussbett der jungen Sihl. Westlich grenzt er an ein Moor. Die Ausläufer des Waldes Richtung Westen bilden eine halbrunde Lichtung mit Ausblick auf die Hochebene. Hier, geschützt durch den Baumsaum, liegt die Kapelle.

BAUKÖRPER
Die Gebäudefigur der Kapelle zeichnet einen geschlossenen Ring. So entsteht ein geschützter Innenhof, welcher aber da und dort Ausblicke erlaubt. Die ganze Figur ist abwechslungsweise an der Innen- oder Aussenseite umgehbar. Ein Einzug der Form markiert den Eingang. Der sakrale Raum ist leicht abgelöst und eingerückt in den Innenhof. So bildet er das Zentrum des Gebäudes.

ORGANISATION
Über einen Waldweg gelangt man zu einem Vorplatz und schliesslich zum Eingang am südöstlichen Ende des Gebäudes. Über ein grosses Tor gelangt man in den Kreuzgang, welcher an dieser Stelle gleich in den Platz vor der Kapelle mündet. Folgt man dem Kreuzgang, vorbei an den zudienenden Räumen, gelangt man zu den Andachtszimmern am nordwestlichen Ende des Baukörpers. Bewegt man sich weiter, findet man den Diensttrakt nordöstlich.

KAPELLE
Der sakrale Hauptraum bildet leicht eingezogen vom Rest des Gebäudes das Zentrum der Anlage. Man gelangt zentral in die Kapelle und hat sogleich den Blick auf den Altar. Durch zwei Oberlichter und ein verblendetes Fenster hinter dem Altar erhält die Kapelle eine leicht gedämpfte, diffuse Lichtstimmung. Ihr Dachstuhl ist sichtbar und gründet auf sechs soliden Betonstützen. Durch das Lochmuster in der Holzschalung wird sie materiell nobilitiert.

AUFBAHRUNG
Bei den Aufbahrungsräumen springt der Kreuzgang an die Aussenseite. So erhält der Innenhof einen Rücken und der Aufbahrungstrakt die gewünschte Intimität. Die eigentliche Aufbahrung wird je ergänzt durch ein angrenzendes Zimmer, welches einen längeren Aufenthalt ermöglichen soll. Hier kann gespiesen und auch geschlafen werden. Es soll helfen den Abschied des Verstorbenen in würdigem und angenehmem Rahmen zu gestalten.

DIENSTTRAKT
Der Entwurf macht bewusst keine scharfe Trennung zwischen der alltäglichen Arbeit der Gärtner und den Trauernden. Die Diensträumlichkeiten sollen auch Teil des Ganzen sein. Jedoch sind alle Öffnungen Richtung aussen, sodass die Intimität des Hofes gewahrt wird. Der Diensttrakt hat direkten Anschluss an die Strasse, welche auf die Waldlichtung geführt wird. Den Abschluss macht ein Service-Eingang, wo die Leichname entgegengenommen werden, ohne die Trauernden zu stören.

KONSTRUKTION
Das Gebäude gründet auf einem Betonfundament. Dämmbeton bildet ebenfalls den Sockel der Räumlichkeiten. Darauf gesetzt ist die Holzrahmenkonstruktion. Bei allen Türen greift der Beton in Form einer Einfassung aus und verzahnt sich so mit dem Holz. Vergängliches und ewig Währendes finden so zusammen.

ORNAMENT
Um die analoge Bauweise etwas zu nobilitieren sind verschiedene Ornamente, konstruktiv, funktional und dekorativ in den Entwurf eingebunden. Die Beton-Holzstützen stehen für den Übergang vom vergänglichen Leben in die ewige Seelenwelt. Das Lochmuster in der Schalung der Kapelle dient sowohl der Hinterlüftung, hilft aber auch den sakralen Hauptraum von den übrigen Räumlichkeiten vor zu heben. Die Verblendung vor den Fenstern ist den lokalen Heuschobern entnommen. Sie sorgt für Sichtschutz.

FRIEDHOF
Der Wald soll als Ganzes erhalten bleiben und erfährt keine grossen Eingriffe. Die Grabfelder werden auf den natürlichen Lichtungen angelegt. Es gibt keine feste Einteilung der Gräber. Der Standort kann selbst gewählt werden. Die Urnengräber befinden sich in einem Streifen junger Fichten entlang eines Waldweges. Unter dem Schutz ihrer Äste können die Urnen bestattet werden. Durch den Wald wird ein Wegnetz angelegt, welches die Urnen- und Grabfelder mit dem Wald, dem Fluss und der Lichtung zu einem Kreis zusammen schliesst. An vereinzelten Stellen findet man Sitzbänke, welche als einzige Botschafter der Kapelle im Wald dienen. Bei den Sitzbänken soll es möglich sein, dass man sich durch Kunst mit der Vergänglichkeit auseinandersetzt.