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November / Dezember 2013

Universität Stuttgart

Jätkäsaari Campus

Institut für Ozeanforschung in Helsinki

von Diana Kuch, Patrick Sandner

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

12.07.2013

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. José Luis Moro, Institut für Entwerfen und Konstruieren

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

Vectorworks

Die Halbinsel Jätkäsaari ist ein Stadtteil der finnischen Hauptstadt Helsinki, welcher bislang ausschließlich industriell genutzt wurde. Die Stadt wird in Zukunft an Bedeutung als internationales Transit- und Logistikzentrum Nord-Ost-Europas gewinnen. Während die industrielle Ära auf Jätkäsaari im Speziellen endet, werden andere Hafenstandorte weiter ausgebaut und die bisherigen Lagerflächen dorthin verlegt. Ein grundlegender Vorteil dieser Veränderung und besonders der Vergangenheit des Ortes besteht darin, dass ein funktionstüchtiges Versorgungsnetz und eine gute Anbindung an die Innenstadt bereits gegeben ist.

Mittlerweile besteht eine ausführliche Masterplanung für das gesamte Areal, welche durch einen international ausgelobten städtebaulichen Ideenwettbewerb entstand. Der Rahmenplan bildet weitestgehend die Grundlage für die Integration und Planung des erwünschten Instituts für Meeres- und Polarforschung.

Um jedoch einen geeigneten punktuellen Standort lokalisieren zu können wurde eine ausführliche und schichtweise Analyse der bestehenden Planung durchgeführt. Folglich kann ein Baugrund vorgeschlagen werden, welcher den Anforderungen und Bedürfnissen der programmatischen Ausrichtung des Instituts gerecht wird und gleichzeitig die Kernthesen der Wettbewerbsentscheidung berücksichtigt.

Das Ergebnis der Untersuchung aller entscheidenden Parameter führte zu einer bislang ungenutzten Bucht nahe der großen Fährterminals im Osten der Insel und gleichzeitig an der Grenze des geplanten Mischquartiers. Die allgemeine Formfindung des umbauten Raumes erfolgt hierbei auf Grundlage des verfügbaren Grundstücks, in enger Korrespondenz mit dem im Raumprogramm geforderten Flächenbedarf für Forschung, Werkstätten und öffentlichen Bereichen. Die Uferkante der ungenutzten Hafen-Einbuchtung und die nördlich davon gelegene Ringstraße, sowie der westlich benachbarte Freizeithafen begrenzen ein Baufeld von ca. 70 x 100 Meter.

Um zu prüfen ob das Raumprogramm, welches in 6 programmatische Themenbereiche des Außen- und Innenraumes gegliedert wird, sich im Rahmen des verfügbaren Grundstücks unterbringen lässt wird diese Fläche 1-geschossig extrudiert. In den Feldern für den umbauten Raum reicht das erhaltene Volumen nicht aus, da die Funktionen über mehrere Geschosse gestapelt werden müssen. In diesen Fällen werden die Felder zusätzlich in einem additiven Prozess vertikal erweitert.

Um auch im Erdgeschoss eine ausreichende Belichtung und natürliche Belüftung zu gewährleisten werden die als Freibereiche vorgesehenen Felder wieder von der ursprünglichen Extrusion subtrahiert.

Als Resultat formen sich 3 vertikale Baumassen, räumlich von einander getrennt aber durch die erhaltenen Konturen der Grundstücksgrenze formal zusammengefasst. Um die entsprechenden Grundriss-Konfigurationen zu optimieren werden die Bauköper zudem horizontal gestreckt bzw. verkleinert.

Neben einem großen teilbaren Hörsaal für ca. 400 Personen ist eine Bibliothek und eine gastronomische Bewirtschaftung des Außenraumes am Wasser und dem Erdgeschoss der Forschungsbereiche für Besucher und externe Interessenten vorgesehen. Die hochmodern installierten Labor- und Bürobereiche gliedern sich in einem räumlich getrennten Baukörper über 4 Obergeschosse mit einem zentralen Atrium, welches die Aufgabe hat die informelle Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern zu unterstützen. Im Süden wird der Campus durch eine große Werfthalle komplettiert. Neben der Entwicklung und Produktion von Forschungsgeräten und U-Booten finden sich hier ausgedehnte Lager- und Reparaturbereiche, welche hauptsächlich dem Betrieb eines mittelgroßen Expeditionsschiffes dienen.

Neben den innenliegenden betonierten Kernen besteht die komplette Fassade aus Stahlbeton-Sandwichplatten, wobei die Wahl der Konstruktionsweise sich maßgeblich von den erschwerten Baubedingungen am vorgesehenen Standort ableitet. Aufgrund der tragenden Fertigteil-Außenhülle und deren strukturellen Ansprüchen wird eine Lochfassade vorgeschlagen.

Die quadratischen Öffnungsformate beruhigen das geometrisch komplexe Raumgefüge der übergeordneten Kubatur und die Vorfertigung der Elemente ermöglicht eine wirtschaftliche Realisierung. Die Haltung des Fassadenbildes bezieht sich auch auf die Entwurfsdidaktik und arbeitet somit ein eher  monolithisches Gesamtbild heraus - Diese strikte  entwurfliche Haltung bringt programmatische Funktionalität und Erscheinungsbild auf einen gemeinsamen Nenner und prägt Konstruktion und Fassade folglich gleichermaßen.

Der Entwurf zeichnet sich im Besondern durch die Symbiose von Außen- und Innenraum aus, wobei in der Bedeutung der insgesamt 6 programmatischen Themenbereiche keine gesonderte Gewichtung vorgenommen wird. Die enorm verschiedenen Identitäten, Eigenschaften und Qualitäten aller Bereiche fügen sich durch die architektonische Umgangsweise des Raumes letztendlich homogen zu einem Forschungscampus der zukünftigen Generation.