Mai / Juni 2012
Hochschule Luzern
Inszenierung durch Distanzierung
Die Stüba da Musica auf dem Oberalppass

Hochschule Luzern
07.07.2011
Prof. Johannes Käferstein
Kulturbauten
Arbeitsmodelle, Skizzen Allplan Nemetschek SketchUp InDesign PhotoShop
AUFABE
Die Stüba da Musica, ein Haus für die Musik im hochalpinen Raum.
KONZEPT
Fasziniert vom Mystischen und Romantischen, welches der Bergwelt seit jeher anhaftet und inspiriert durch die Landschaftsmalerei, welche es schafft, die Besonderheiten eines Ortes darzustellen, stellte sich die Frage, ob dies auch in der Architektur möglich ist. Ein Zitat des Dramatikers und Lyrikers Heinrich von Kleist 1808 nennt die Distanzierung des Betrachters als das Mittel der Landschaftsmalerei um den Ort in seiner vollen Pracht zu präsentieren. Die Distanz, das Betrachten aus der Ferne, regt die Phantasie an und weckt Gefühle beim Betrachter. Die Inszenierung durch Distanzierung zeigt einen Lösungsansatz für das Bauen im alpinen Bereich. Betrachtet wurde die Architektur im Zusammenhang mit dem Ort. Welche Möglichkeiten zwischen dem Ort und der gebauten Architektur gibt es, welche davon ist distanzierend? Welche raumbildenden Elemente haben abrückende Eigenschaften?
Die STÜBA DA MUSICA vereint die städtische Lebensform mit dem „Ruf des Ortes“ über die Distanz. Das Bauvolumen grenzt sich durch die vertikalen und horizontalen raumbildenden architektonischen Elemente vom aktuellen Bergtourismus mit Hüttengaudi im Winter und lauten Motorrädern im Sommer ab. Ein klares, massives Volumen in der bewegten Topographie, welches formell nicht auf seine Umgebung eingeht. Um mit dieser jedoch nicht in Konfrontation zu stehen, werden zurückhaltende Materialien der Bergwelt, wie Kalksandstein und Holz, für die Fassade gewählt. Auch die Formensprache sowie das Verhältnis der Öffnungen erinnern an ein, in Schweizer Bergregionen typisches Hospiz. Diese Öffnungen scheinen im Bezug zur massiven Außenwand verhältnismäßig klein, um die distanzierende Wirkung des Gebäudes zu verstärken. Durch diese Abgrenzung entsteht im Inneren eine ganz eigene Welt. Das Gebäude wird durch einen Sockel aus der Umgebung gelöst und stellt sich selbstbewusst, jedoch nicht dominant der Bergwelt entgegen. Im Gebäude erhebt sich der Sockel ein weiteres mal und trägt den als Treppenskulptur dienenden Musiksaal. Um das Volumen des Musiksaals aufsteigend, wird man mit einem grandiosen Blick von der Panoramaterrasse belohnt. Wie auch in der Landschaftsmalerei inszeniert das Gebäude die Umgebung. Der Betrachter wird von der Umgebung distanziert. Er wird im Inneren durch das Gebäude geführt und es scheint, als würde es nur diese eigene innere Welt geben. Die Umgebung wird bis zum letzten Obergeschoss für den Besucher visuell ausgeblendet. Das Aufsteigen im Haus erweckt den Anschein, einen Berg zu erklimmen und wird mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Auf dem höchsten Niveau des Gebäudes hebt sich der Blick entlang des Passes in die Ferne. Der Horizont verschwimmt, Himmel und Erde scheinen zu verschmelzen. Das Mystische und Romantische der Bergwelt kommt zum Vorschein.