Januar / Februar 2016
Universität Stuttgart
Industrielle Ruinen
Industrielle Ruinen im Unterbewusstsein

Universität Stuttgart
Master
21.10.2015
IRGE Prof. Markus Allmann / Ifag Prof. Klaus Jan Philipp
Vectorworks, SketchUp, Photoshop, Cinema4D, InDesign
Die Masterarbeit hat ihren Ursprung in der Art, wie das menschliche Gehirn funktioniert bezogen auf die drei Ebenen des Bewusstseins: bewusst, unbewusst und unterbewusst. Im Unterbewusstsein wird alles gespeichert, was wir bewusst und unbewusst wahrnehmen, Erlebnisse und Impulse an denen wir uns erinnern, aber auch an denen wir uns nicht erinnern. Hier entstehen neue Assoziationen und Kombinationen ohne Rücksicht auf die Gesetze der Realität. Durch den Kommunikationskanal der Phantastik - die sich zwischen sakral und profan befindet und die im Bereich der Metaphysik und der Mystik existiert und, die die Grenze zwischen Realität und Übernatürlich verschwinden lässt - findet der Transfer zur Architektur statt. Der Fokus fällt auf industrielle Ruinen und die Frage, mit der sich die Arbeit auseinandersetzt, ist: welche Strukturen, Atmosphären und Assoziationen entstehen im gesetzlosen Unterbewusstsein, wenn die gespeicherte Information, die der industriellen Ruinen darstellt?
Einst glorreiche Räume und Gebiete, die der Zeit und dem Menschen zum Opfer gefallen sind, können nicht für die Ewigkeit verdrängt werden. Das Zurückkehren und die Berührung dieser Räume können durch transzendentale Gedanken und Prozesse zu einer reichen Quelle an Inspiration werden. Die Phantastik als Mittel zur Architektur und die Verknüpfung zum Menschen durch das Unterbewusstsein soll genau diese Transzendenz ermöglichen und neue Möglichkeiten eröffnen auf die Essenz der Dinge zu schauen.
Der Bruch einiger mentalen und physischen Barrieren im gesellschaftlichen Kontext als auch in den introspektiven Prozessen eines menschlichen Daseins soll die Tonalität der Komposition vorgeben. Die Leere industrieller Ruinen ist der perfekte Ausgangspunkt einer neuen Geschichte, die die Vergangenheit nicht ignoriert oder wegwischt, sondern sie würdevoll aufnimmt und sie in Dankbarkeit durch ein neuer Prozess führt. Das Anknüpfen an die Vergangenheit soll auf physischer, psychischer und geistiger Ebene passieren. Die Architektur findet eine Formensprache, die sie führt, aber nicht definiert. Dekadenz und Zerstörung fallen aus dem negativen Fokus in das Licht der Schönheit eines neuen Ursprungs, einer Inspirationsquelle. Das Aufnehmen und Umwandeln ohne der Authentizität des Charakters zu schaden, ohne zu vergessen und ohne in der Vergangenheit zu verweilen, ist die Herausforderung der architektonischen Atmosphäre.
Da das Unterbewusstsein fragmentarisch funktioniert und im Gehirn Inseln bildet mit unterschiedlich assoziierten Elementen, ist die Umsetzung in die Architektur auch durch drei Fragmente realisiert worden, als Teile einer unendlich erweitbaren Reihe von Atmosphären. Die Realität wird umgewandelt mit dem Ziel, die reine Essenz des Ortes aufzufangen und weiterzugeben. Als Beispiel gilt die starke Transformation des Waldes in die Multiplikation eines Elementes, das dann eine Einheit bildet. Das Entstandene soll an die gespeicherte Information im Unterbewusstsein erinnern.