März / April 2014
Technische Universität Berlin
Hiidenkivi
Nordlicht-Observatorium Rovaniemi

Technische Universität Berlin
Bachelor
17.07.2012
FG Entwerfen und Baukonstruktion Prof. Donatella Fioretti
Kulturbauten
Vectorworks, Gimp
Verortung
Der Baukörper steht als Solitär inmitten eines Kiefern und Fichtenwaldes des Ounasvaara in Rovaniemi, setzt ein deutliches Landmark und kontrastiert mit der vorhandenen Natur. Als Station in den Weiten Finnlands soll er aus der Ferne von Reisenden wahrgenommen werden, und gleichzeitig ein identitätsstiftendes Symbol Rovaniemis bilden. Die Nutzung des Hauses sieht neben einem Planetarium, Restaurant, Sauna und Hotel auch ein wissenschaftliches Observatorium vor.
Anforderungen an ein solches Observatorium erklären die Entscheidung, sich möglichst weit von den vorhandenen, künstlich beleuchteten Loipen der Skisportanlagen und der umliegenden Bebauung zu positionieren. Das Teleskop wird zusätzlich in einem Innenhof vor dem Licht der Umgebung geschützt.
Der Baukörper soll aus jeder Himmelsrichtung einen individuellen Orientierungspunkt bilden, ohne dabei seinen geschlossen Charakter zu verlieren. Ausgehend von einer polygonalen Grundform mit der Ausrichtung nach Westen, bekennt sich der Monolith zu Rovaniemi und dient aus allen Himmelsrichtungen als Wegweiser.
Konzept
Der Leitgedanke unseres Entwurfes ist es, Rovaniemi neben seiner allgemeinen Assoziation als „die Stadt des Weihnachtsmannes“ eine zusätzliche Bedeutung zu geben. Unser Nordlicht-Observatorium soll eine Attraktion für Touristen sein, die nicht nur an kurzlebigem Amüsement und Animation interessiert sind. Es gibt dem Besucher die Chance, einen wahren Eindruck von der Stadt und der facettenreichen Natur Lapplands zu gewinnen. Es ist ein Ort des Rückzuges, zur Besinnung und stillen Betrachtung; ein Ort, an dem der Besucher sich bewusst die Zeit nimmt, das zu beobachten, was ihn umgibt.
Hiidenkivi- das finnische Wort für „Findling“- Das ist der Name, den wir unserem Projekt gegeben haben. Nicht nur, weil unser Körper in Form, Farbe und Materialität an einen Findling erinnert, sondern vor allem, weil er unser Konzept versinnbildlicht. Man „findet“ einen Stein von ungeheurer und unheimlicher Größe und es bleibt ein Rätsel, wie ein solcher Monolith an diesen Ort gelangen konnte. Durch seine Größe vielleicht schon von weiter Ferne zu sehen, wird er zu einem Wegweiser und einem Ziel. Wir wünschen uns, dass der Besucher unser Observatorium auf diese Weise wahrnimmt. Wir betrachten den Ankömmling nicht als einen Touristen auf der Suche nach Unterhaltung, sondern als einen Pilger auf Wanderschaft. Auf seiner Wanderung stößt er auf unseren Findling und erklimmt ihn. Wie der Faden der Ariadne wird der Weg, aus der Massivität des Steins herausgeschält, ihn über die Baumwipfel führen. Es öffnet sich ihm ein freier Blick über die Stadt Rovaniemi, den Nord- und den Südhimmel mit dem Naturwunder der Nordlichter. Es bleibt ihm frei überlassen, ob er auf seinem Weg Halt macht, vielleicht im Restaurant, in dem er sich mit neuen Bekanntschaften am offenen Grill über seine Reise austauscht, im Wellnessbereich, um sich zu erholen und zu kräftigen, oder um eine oder mehrere Nächte im Hotelzimmer zu verweilen. Vielleicht setzt er aber seine Reise gen Norden, nach Erreichen der Aussichtsplattform fort, ohne sich aufzuhalten... Der Weg funktioniert als unabhängiger Körper im Gebäude und mit den Räumlichkeiten kommt nur in Berührung, wer es wünscht. Er fügt sich an zwei Stellen in das bereits bestehende Wander- und Langlaufsystem Rovaniemis ein. Auf diese Weise wird die Kontinuität des Weges nicht unterbrochen und das Observatorium wird zu einer Station auf der Entdeckungsreise durch Nordfinnland.
WEG
Hiidenkivi knüpft an das bestehende Loipen- und Wandernetz Rovaniemis an, wird Teil dieser Struktur, und dadurch auch ein Element der finnischen Landschaft. Durch die Subtraktion von Weg und Material entsteht eine Gebäudeform, die schon aus der Ferne als eine Übersetzung des Wanderweges in das Gebäude zu deuten ist. Der Weg durch das Gebäude führt den Besucher schrittweise über das Dickicht des Waldes bis hin zur Aussichtsplattform und gewährt ihm unterwegs punktuell gezielte Ausblicke. Er entfaltet eine Spannung durch den Wechsel von Enge und Weite, Beton und Natur, Anstrengung und Ruhe und soll beim Besucher den Blick für die finnische Natur schärfen.
Der Entwurf soll ein Gegenkonzept zum vorherrschenden Spaßtourismus in der lappischen Hauptstadt Rovaniemi darstellen, und einen Kontrapunkt zum dortigen Santa-Park setzen. Rovaniemi zählt jedes Jahr über 400 000 Touristen, die zum Großteil eines sehen wollen: Santa Claus.
So kommt es, dass sich die dortige Tourismusindustrie auf die Abfertigung dieser Kurzzeiturlauber ausrichtet und das Angebot für die weniger lukrativen Wanderer, und selbst für Einheimische sehr beschränkt ist. Rovaniemi ist als nördlichste Hauptstadt auch als „Tor zum Norden“ bekannt und Station vieler Reisender auf dem Weg zum Nordkap. Hier möchten wir einen Ort schaffen, der Rückzug und Ruhe bietet, um die Schönheit der Finnischen Natur zu genießen. Abseits des Zentrums, inmitten der Wälder des Ounasvaara, soll hier ein Gebäude entstehen, das für Einwohner und Durchreisende Platz zur Entspannung und Besinnung bietet.
Kontext
Die Hauptstadt der Provinz Lappland, Rovaniemi, ist eine Stadt, die viel zu bieten hat. Ihr kulturelles Angebot ist reich und zeugt von dem Traditionsreichtum der Gegend und in ihr zeigt sich auch die Vielfalt der lappländischen Natur.
Der Fluss Kemijoki spaltet die Stadt in zwei Teile, sodass einem dicht besiedelten Zentrum eine fast unberührte Naturlandschaft gegenübersteht. Die Einwohner nutzen diesen Bereich, auf dem sich der Berg Ounasvaara befindet, als Naherholungsgebiet. Von den über 400 000 Touristen, die jährlich nach Rovaniemi kommen, gewinnen die wenigsten jedoch einen wahren Eindruck von der Stadt, denn ihr Hauptziel ist das Weihnachtsmanndorf. Und da sich die Tourismusindustrie hauptsächlich an den Bedürfnissen dieser Kurzzeiturlauber orientiert, ist das Angebot für Wanderer, die sich auf dem Weg Richtung Nordkap befinden und selbst für die Einwohner, wenig lukrativ.