März / April 2012

HafenCity Universität Hamburg

HAFENTHEATER

HAFENTHEATER

von Ove Jacobsen, Markus Weck

Hochschule:

HafenCity Universität Hamburg

Präsentation:

21.09.2011

Lehrstuhl:

Piet Eckert und Wim Eckert

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

ArchiCAD 11 Vectorworks 2011 Cinema 4D R11.5 V-Ray Adobe Ps, Ai, ID, Lr, Distiller, Acrobat Pro CS5

Viele große Theaterhäuser Hamburgs, stoßen aufgrund ihrer räumlichen Ausgestaltung auf Grenzen der inszeniatorischen Freiheit. Dieser Umstand verleitete uns zu der Überlegung, die klassischen räumlichen Konstellationen des Theaters aufzuheben und eine Art Baukasten zu schaffen, einen Theaterraum, der in seiner Flexibilität eine größtmögliche Vielfalt der Theaterinszenierung ermöglichen sollte. Nach einem langen Prozess der Schärfung und Radikalisierung entwickelten wir einen großen Luftraum, der in seiner räumlichen Ausdehnung lediglich von einer ihn allseitig umgebenden Wand begrenzt wird. Diese resultiert in ihrer Höhe aus den von uns definierten Anforderungen an den Luftraum, um in diesem Bühnenbilder verschwinden zu lassen. Um notwendiges Programm, welches nicht direkt mit dem Bühnenraum in Verbindung steht, aufzunehmen, gleichzeitig aber auch zusätzlichen vertikalen Zuschauerraum zu schaffen, erfährt die Wand eine Art Zweiseitigkeit: Die dem Innenraum zugewandte Seite bildet variable Balkone aus, die je nach Orientierung und Positionierung des Schauspiels im Bühnenraum zusätzliche Zuschauerräume generieren. Die der Außenwand zugewandten Bereiche hingegen fassen Zonen der Organisation und Infrastruktur. Diese räumliche Beziehung zwischen öffentlichen und halböffentlichen Bereichen wechseln zwischen der horizontalen Erschließung des Foyers im Erdgeschoss und den darüber angeordneten Ebenen der Wand selbst und verbindet auf diese Art eine großzügige öffentliche Eingangssituation mit einer anschließenden Loslösung von der Außenwelt, einer Konzentration auf das Spektakel. Durch variable Tribünen auf der Bühneneben selbst kann unabhängig von der Programmatik der Wand jede klassische Theaterform erzeugt werden. Da die gesamte Decke des Raums gleichzeitig auch Schnürboden ist, ist die Positionierung des letztendlichen Ortes der Theaterinszenierung beinahe beliebig. Durch die außen geschlossene Erscheinung des Baukörper ohne Ablesbarkeit von Geschossen oder Dimensionen entzieht sich das Gebäude einer Maßstäblichkeit und entwickelt eine eigene Introvertiertheit. Diese wird einzig durch vier Durchdringungen des Innenraums durch die Perimeterwand nach Außen gebrochen, welche im klassischen Sinn für Seiten- und Hinterbühnen sowie den herkömmlichen, räumlich klar definierten Zuschauerraum stehen. Während die Bühnen in vielen Konfigurationen der Bespielung tatsächlich die Funktion der Nebenbühnen übernehmen, entwickelt sich die vierte Durchdringung vom Zuschauerraum für das Theater zum Zuschauerraum der Stadt, der gegenüberliegenden Elbseite. Die Bühnenfenster tragen eine Idee von dem, was im Inneren des Hafentheaters stattfindet nach Außen, während sich der im Inneren befindliche Zuschauer auf das Bühnengeschehen konzentriert. In der Pause und vor allem nach einem Theaterstück kehrt sich dieses Prinzip um und die Konzentration wendet sich durch das vierte Fenster vom Inneren, der Theaterwelt, ab und stimmt sich wieder auf seine alltägliche Umgebung ein.