Platz 3
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Januar / Februar 2013

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Gewinner des Jahreswettbewerbes 2013: Juri Kuther // Gedenk- und Informationsstätte T4

Den Opfern der NS-Euthanasie

von juri kuther

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

2012-06-28

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. Anthusa Löffler;Prof. Dipl.-Ing. Ingo Andreas Wolf

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

Archicad; Rhino; PS,AI,ID; Handdruck via Aceton

Die Aufgabe:
In der Tiergartenstr. 4 dem Standpunkt der ehemaligen „Villa T4“ soll eine Gedenk- und Informationsstätte entstehen. Diese soll sich mit dem dort geplant und organisierten ersten nationalsozialistischen Massenmord, der „Aktion T4“ auseinandersetzen. Durch die Aktion T4 wurden von 1939 bis 1945 fast 200.000 wehrlose Menschen umgebracht. Ihr Leben wurde als “lebensunwert” bezeichnet, ihre Ermordung hieß “Euthanasie”.

Die Adresse:
Derzeit lässt sich nur noch über die Adresse Tiergartenstr. 4 ein Bezug zum geschehen zwischen 1935 bis 1945 herstellen, die Villa T4 ist nicht mehr existent. Ihr ehemaliges Baufeld wird nun zu 50% von einer Bushaltestelle überdeckt, die restliche Fläche wird von der Berliner Philharmonie eingenommen.

Der Entwurf:
Ziel meines Entwurfes ist es sich grundsätzlich mit der deutschen Erinnerungskultur ab 1945 auseinander zu setzen um diesbezüglich architektonische Parameter zu formen, den Ort entsprechend zu erfassen, die verschiedenen historischen Schichtungen und Überbauungen zu definieren und architektonische Ansätze zu bilden. Eine weitere Aufgabe des Entwurfes ist es, architektonische Mittel bezüglich des Erinnern und Gedenken zu erarbeiten die einen angemessenen und aktuellen Umgang mit der Thematik finden.

Die Tafel:
Mir erschien es falsch auf eine Gedenktafel zu verzichten, allerdings wäre das alleinige aufzählen und visualisieren der Opfernamen eine Art der Verdinglichung, die den Prozess des Gedenkens, Erinnern und Erkennen beschneiden würde. Mein Ansatz ist es, den Fakt des vergessen ebenfalls in Architektur erfahrbar zu machen. Dies Erreiche ich mit einer „aktiven“ Gedenktafel, die durch den Betrachter erst lesbar gemacht werden kann, wenn er es will. Mit Hilfe eines Kreidesteins und dessen Staub, der unterhalb der Tafel in einer Nut zu ertasten ist, kann der Betrachter die leichte Gravur der Opfernamen lesbar machen. Das gleiche Prinzip lässt sich im „Fußabdruck“ der Villa T4 Finden, welcher als Kreide- Kalkstein im Boden lieget und somit den Ort der Täter wie auch die Kollision der Historischen Schichten markiert. Durch das berühren dieses Steines bzw. des Themas, ist es möglich, Informationen über den Ort und dessen Geschichte zu erlangen. Hierzu wird der über die Zeit abgetragenen Kreidestaub genutzt um einen Text in der Fundamentwand der Philharmonie lesbar zu machen. Somit wird durch architektonische Mittel ein „aktives“ gedenken angeboten und zu gleich ein mögliches vergessen erfahrbar gemacht.