4, 2005
Leibniz Universität Hannover
Fundación Barenboim Said in Sevilla

Leibniz Universität Hannover
Juli 2005
Entwerfen, Gebäudelehre und Architekturtheorie, Prof. Jörg Friedrich
Kulturbauten
Nach der ausführlichen Auseinandersetzung mit der Aufgabe, den Zielen und der Geschichte der Stiftung Barenboim Said, dem Ort Sevilla und dem Grundstück in seiner städtischen Einordnung wurde anhand von Modellen, Zeichnungen und 3D-Konstruktionen (Nemetschek) das Gebäude entwickelt. Diskussionen mit Kommilitonen u. a. waren ebenfalls ein ganz wichtiger und bereichernder Bestandteil im Entwurfsprozess.
Musik als Mittel zur Völkerverständigung ist das Thema der Fundación Barenboim Said. Der jüdische Dirigent und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Daniel Barenboim und der bekannte palästinensische Literaturtheoretiker und –kritiker Edward Said haben in ihrer langjährigen Freundschaft über die universelle und zeitlose Sprache der Musik einen unermüdlichen kulturellen Dialog geführt, vorrangig zwischen Palästina und Israel. Hierfür erhielten sie 2002 den Prinz-von-Asturien-Preis.
2004 wurde die Stiftung Barenboim Said gegründet und von der Stadt Sevilla eingeladen, ihre Zentrale in die andalusische Hauptstadt zu legen. Dort werden junge Musiker mit Stipendien, Workshops und Seminaren gefördert.
Im Rahmen der Diplomarbeit sollte ein neues Gebäude für den Hauptsitz der Fundación in Sevilla geplant werden. Eine derzeit als Parkplatz genutzte Freifläche, zwischen zwei Wohnblöcken im Zentrum der Altstadt Sevillas und in zweiter Reihe zur Uferpromenade gelegen, wurde als Grundstück gewählt.
Mit einem durchgehenden, großzügigen, öffentlichen Platz versteht sich das Gebäude als ein Teil des Stadtviertels, dem die Ausstellungsfläche und das Café direkt zugeordnet sind. Die eingestellte skulpturale Treppe führt den Besucher über einen zum Fluss blickenden Balkon in das Foyer des Kammermusiksaals. Dieser ganz besondere Ort der Musik ist als zentrales Element der Stiftung von allen Bereichen zu erblicken und als Redbox freischwebend eingehängt.
Immer wieder sorgen gezielte Öffnungen zum Fluss Guadalquivir für eine Orientierung, kreuzende Wege und Blickbeziehungen für vielfältige Begegnungssituationen.
Während das Erdgeschoss von einer großzügigen Öffentlichkeit bestimmt ist, gibt es weiter oben in den Wohnstudios und Gebetsräumen die Möglichkeit des Rückzugs in privaterer Atmosphäre. Über die innenliegende Gasse erreicht man die Verwaltung, den Künstlereingang und die Übungsräume. Auch halböffentliche Bereiche wie die Seminarräume und die Mediathek funktionieren durch separate Eingänge auch unabhängig voneinander.
Ein wichtiges Ziel war, das Gebäude in seine Umgebung so einzufügen, dass es ein Teil des Stadtviertels wird: Durch das Hineinziehen des öffentlichen Raums in das Innere des Gebäudes wird der Stadtbewohner in das Leben der Stiftung integriert. Zudem gibt es Rückbezüge auf die umliegende Bebauung – so wird auch hier den klimatischen Verhältnissen durch schattige Innenhöfe und helle Materialwahl (Weißbeton) Rechnung getragen.
Die Annahme und Akzeptanz des Haupthauses der Stiftung wird weiterhin durch zahlreiche kommunikative Situationen im Gebäude unterstützt.