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4, 2007

Fachhochschule Trier

...from old town to new town

von Julian Sattler, Nina Schippel, Dominik Zausinger

Hochschule:

Fachhochschule Trier

Präsentation:

Juli 2007

Lehrstuhl:

Prof. Klaus Klever

Rubrik:

Städtebau

Software:

Zweimaliger, mehrwöchiger Forschungsaufenthalt in Nowa Huta (Krakau), mit Teilnahme an einem internationalen Workshop, im Dezember 2006, zusammen mit der UEL London. Vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Ort und seiner Geschichte und Entwicklung. Recherche- und Austauschsaufenthalt in London mit Besuch des Space Syntax Laboratory und der UEL London. Gemeinsame Recherche und Auseinandersetzung, der Verwendung neuer Medien in der Stadtentwicklung, insbesondere der Space Syntax Methodik. Im weiteren Verlauf die gemeinsame Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes für Nowa Huta und Ausarbeitung der einzelnen architektonischen Ansätze. Entwicklung des interaktiven, bürgernahen Werkzeuges für die den Stadtentwicklungsprozess leitende Organisation NH2016, mithilfe von Google Earth, in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kommunikationsdesign. Programme: AutoCad 2007, Photoshop, Illustrator, Flash, Mapinfo, Depthmap und Google Earth.

Stadtentwicklung Nowa Huta – Neue Medien in der Stadtentwicklung

Nowa Huta, zehn Kilometer westlich von Krakau gelegen, ist eine 1949 geplante und gebaute kommunistische Idealstadt, die für die Arbeiter der damals größten Stahlhütte Polens als Wohnstadt dient. Heute befindet sich Nowa Huta aufgrund seiner Geschichte und Entwicklung seit dem Zerfall des Ostblocks in einer vielschichtigen, problematischen Situation, ganz im Gegensatz zu der restlichen Region Krakau, die seit 1990 gefördert durch die Regierung in Warschau einen stetigen Aufschwung erlebt.
Um die Möglichkeiten der Neuen Medien in der Stadtentwicklung auszuloten und nach Ursachen zu suchen, die den Problemen Nowa Hutas zugrundeliegen, erschien uns nach einer intensiven Recherche über die derzeitigen Möglichkeiten die Space Syntax Methode am interessantesten für die Anwendung in der stark geometrisch geprägten Stadtstruktur von Nowa Huta. Diese Methodik bietet u.a. Computerprogramme zur Analyse von Stadtgeometrien an. Die Ergebnisse der Analyse z.B. durch das Programm Confeego, in dem die Geometrie der Infrastruktur analysiert wird, lassen erkennen, dass die Probleme Nowa Hutas nicht in der Geometrie begründet sind, diese im Gegenteil verglichen mit dem Rest der Region äußerst gut funktioniert.
Die Probleme Nowa Hutas sind vielmehr die schlechte Anbindung der Stadt nach außen, die nicht zeitgemäßen Wohnverhältnisse und das schlechte Image, das durch hohe Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und soziale Probleme geprägt ist. Außerdem findet man sowohl im wirtschaftlichen, als auch im baulichen Bereich eine monotone Nutzungsstruktur vor, da es bis auf die Stahlhütte kaum größere Arbeitgeber gibt und die Stadt fast nur aus Wohnbebauung besteht.
Aus diesen Ursachen für die Probleme Nowa Hutas wurde ein Stadtentwicklungskonzept entwickelt, dem das Creative City Konzept zugrunde liegt. Dieses Konzept versteht Kreativität nicht als etwas den Künstlern Vorbehaltenes, sondern als Arbeitsprinzip. Es geht darum, die Innovationskraft der Bevölkerung zu fördern, um dadurch entstandene Ideen in wirtschaftliche Projekte umzusetzen, durch die der Aufschwung gefördert wird. Wesentlich ist der Gedanke der Netzwerkbildung, die den interdisziplinären Austausch fördert. Um die Kräfte in der Stadt zu bündeln wird die Bewerbung Nowa Hutas zur Kulturhauptstadt Europas 2016 als gemeinsames Ziel vorgegeben.
Daraus wurden drei konkrete architektonische Projekte entwickelt, die als Katalysatoren wirken und den weiteren Stadtentwicklungsprozess anstoßen sollen:

- der Urban Hub, ein intermodaler Verkehrsknoten mit internationaler Anbindung, der ein Stadtzentrum und somit einen Identifikationsort für die Stadt generiert
- die Stadt der Höfe, die zum Ziel hat unterschiedliche Wohnformen anzubieten und vielfältige, identitätsstiftende Umgebungen zu schaffen
- der Art-Traktor, als temporärer Think Tank, in dem der kreative Austausch gefördert wird, Raum für die Verwirklichung von Ideen angeboten wird und ein Zeichen für ein neues Image darstellt.

Zusätzlich zu diesen drei architektonischen Projekten wurde das gemeinsame Projekt NH2016 entwickelt. NH2016 ist eine Organisation zur Umsetzung des Creative City Konzeptes, in der zur weiteren Stadtentwicklung regionale und globale Akteure miteinander vernetzt werden. Die Organisation versteht sich als Kooperations- und Kommunikationsplattform, die sich aus verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Bildung, Forschung, Kunst, Politik und anderen Bürgern Nowa Hutas zusammensetzt. Zur Umsetzung und Unterstützung dieses kreativen Netzwerkes in der Stadtentwicklung wurde zusammen mit dem Fachbereich Kommunikationsdesign ein Werkzeug entwickelt. Basierend auf Google Earth in Verbindung mit einem Diskussionsforum wird hiermit den Bürgern Nowa Hutas zum einen die Möglichkeit gegeben, aktiv an der Stadtentwicklung teil zu nehmen und eigene Ideen mit einzubringen bzw. die Ideen anderer zu diskutieren. Zum anderen ist eine Arbeitsplattform integriert, die das interdisziplinäre Arbeiten und den Austausch der Ideen fördert.
Diese ineinandergreifenden Anstöße ermöglichen Nowa Huta am Aufschwung der Region teilzuhaben und selbst zu einem Motor in der Region zu werden.