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Mai / Juni 2012

Universität Stuttgart

freiraum inklusive

Gästehaus für internationale Forscher

von Evangelos-Johannes Papamatthäou

Hochschule:

Universität Stuttgart

Präsentation:

24.04.2012

Lehrstuhl:

Institut Wohnen und Entwerfen

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

- theoretische Auseinandersetzung - Interviews zur Analyse ethnospezifischer Wohngewohnheiten - Arbeitsmodelle 1:500 & 1:200 - Materialexperimente pigmentierten Betons - Software: - - Vectorworks 2011 - - Rhinoceros 4.0 - - Vray for Rhino 4.0 - - 3D Studio Max - - Adobe Photoshop - - Adobe InDesign

Der Entwurf eines Wohngebäudes für Gastforscher am Campus der Universität Stuttgart, ein auf dem ersten Blick relativ unscheinbares Thema für eine Diplomarbeit, birgt viele Herausforderungen und interessante Problematiken in sich. In einem Szenario, in dem die Frage nach dem Milieu und der Haushaltsform der Nutzergruppen (dem vielleicht entscheidendsten Kriterium bei der Entwicklung des Raumprogramms) gelöst ist - man hat de facto mit Nuklearfamilien von Akademikern zu tun - ist es möglich gewesen sich intensiv mit Modellen gemeinschaftlichen Wohnens und theoretischen Fragestellungen zu beschäftigen. Die Arbeit verlief dementsprechend zweigleisig: in einer schriftlichen Ausarbeitung wurde parallel zum architektonischen Entwurf die Kernthese untersucht, auf der die Entwurfsstrategie aufbaut.

Das gesetzte Ziel ist die Kombination unterschiedlicher Grundrisse gewesen, die auf die ethnischen Wohngewohnheiten der internationalen Gäste eingehen sollten. Entgegen dem Projekt der frühen Moderne zur Schaffung eines internationalistischen Wohnentwurfs, der als Passepartout die Bedürfnisse jedes Menschen der Neuzeit decken sollte, wird hier also die postmoderne Forderung nach Diversität und Individualismus wieder aufgegriffen.

Bei der Suche nach ethnologisch begründeten Wohnmustern lag aber die Realisation nahe, dass diese sich in der postindustriellen Stadt bis zur Unkenntlichkeit relativiert haben. Dieser Wandel, den die traditionellen Wohnformen im 20.Jhd durchgemacht haben, wurde anhand des Beispiels von Athen exemplarisch aufgezeigt und ausdiskutiert. Der angewandte Lösungsansatz ist letztendlich die Rückkehr auf die besonderen Bedürfnisse der Person durch eine Umfrage an 35 Personen aus 29 unterschiedlichen Nationalitäten gewesen. Das Interview hatte zwar die ethnischen Wohngewohnheiten der Probanden als Ausgangspunkt, diente aber als Beweis dafür, dass eine Zusammenfassung von verwandten Wohnentwürfen aufgrund einer Reihe von Kriterien der sozialen und funktionalen Organisation des Grundrisses nicht nur möglich, sondern weitaus aufschlussreicher ist, als das Verharren auf eine deliberierte Auswahl einiger starrer Modelle ethnologischen Hintergrundes.

Die Auswertung der Umfrage ergab 11 Grundrisstypen, die sich in 4 Gruppen unterordnen – Offen / Zoniert / Maisonette / Einlieger – welche sich architektonisch wiederum in erkennbare, differenzierte Volumen übersetzen. Die Balkone, die durch die versetzte radiale Anordnung der Wohnungstypen entlang eines 24-Ecks entstanden, bilden die Basis für die informelle Kommunikation zwischen Nachbarn neben einem diversifizierten Angebot an designierten Gemeinschaftsräumen und -flächen.