Juli / August 2016
Bauhaus-Universität Weimar
Franz-Liszt-Kammermusiksaal Weimar
Musizieren im Ilmpark

Bauhaus-Universität Weimar
Master
05.04.2016
Professur für Entwerfen und komplexe Gebäudelehre
Kulturbauten
Vectorworks, C4d, Photoshop
Peristase
Der Park an der Ilm erstreckt sich vom historischen Stadtzentrum in Richtung Schloss Belvedere und unterteilt sich in zwei Raumgefüge: Ilmtal unten und Ilmpark oben, wobei dieser zu einem englischen Garten gestaltet wurde. Zwischen beiden Ebenen vermittelt die Partie des Uferhanges. Bewusst freigegebene weite Sichtachsen verbinden die obere mit der unteren Ebene. Zum Ilmpark gehörend liegt der Beethovenplatz, der dreiseitig baulich begrenzt wird. Drei Lindenreihen trennen diesen Platz vom Ilmpark ab und lassen ihn als separates Fragment erscheinen. Der Entwurf des Franz-Liszt- Konzertsaals steht am Ende dieser Lindenallee. Er stellt damit die These auf, ihr eine gewisse Daseinsberechtigung zu geben und damit den Beethovenplatz wieder an den Ilmpark zu binden. Durch die direkte Lage des Gebäudes hin zum Ilmpark muss es sich dessen Paradigmen fügen. Von Weitem wird eine Übereckansicht des Gebäudes freigegeben, bis man sich Schritt für Schritt auf breiten, geschwungenen Wegen dem Gebäude nähert. Dabei dient nicht weniger als die Hälfte der Allee als Auftakt für das Gebäude, welches dann als längs gestrecktes Sechseck erscheint. Die Fassade wird durch Lisenen strukturiert, wobei die Zwischenfelder konkav ausgefacht werden und sich somit buchstäblich mit der Umgebung verzahnen.
Gegenstand
Von der Allee kommend betritt man den Windfang des Gebäudes, in dem die Abendkasse untergebracht ist. Über einen kleineren Schwellenraum tritt man in die Garderobe. Hier, in der Mitte des Gebäude, findet eine Umorientierung für den Besucher um 90 Grad in Richtung des Parks statt. Das Foyer, mit klarer Orientierung zum Park, spannt sich zwischen zwei elegant geschwungenen Treppen auf, die in den Saal im Obergeschoss führen. Mit dem Hinaufsteigen der Treppe nimmt das natürliche Licht immer mehr ab und das künstliche Licht nimmt immer mehr zu, bis man letztendlich den in sich geschlossenen Saal betritt. Die Saalwände zeigen Parrallelen zur Fassade, wobei sich die Felder konvex in den Raum wölben. Sie kehren damit das Motiv der Fassade um und sind zudem der Akustik zuträglich. Mit Betreten des Saals ergibt sich die Auflösung der Orientierung, nämlich, dass das scheinbar längsorientierte Gebäude eigentlich über seine kurze Seite funktioniert.
Substanz
Die Fassade besteht aus vorgemauerten Klinker. Dieses Material ist in der Lage, beide Welten, das Städtische und die natürliche Landschaft, miteinander zu verbinden. Die ursprüngliche Farbigkeit des Anthrazits wird beim Herstellungsprozess leicht überbrannt und bekommt durch die Versinterung eine unregelmäßige grünliche Verfärbung, die sich der Natur annähert. Die Fassade bekommt einen Camouflage-Effekt, ähnlich dem Flimmern der Baumblätter im Hintergrund. Durch die natürliche Verwitterung soll sich die Erscheinung der Fassade immer mehr dem Naturraum angleichen. Das greift, verbunden mit der Lage des Gebäudes, das Thema seiner Zugehörigkeit auf, nämlich, dass es keiner Welt absolut zugeordnet werden kann.