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2, 2009

Hochschule RheinMain

Flagshipstore für Specialized

von Karl-Friedrich Horrer

Hochschule:

Hochschule RheinMain

Präsentation:

12.02.2009

Lehrstuhl:

Joachim B. Kieferle, professor architect sia

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Aufgabenstellung

Dem Diplomthema liegt ein reales Marketingprojekt des Fahrradherstellers Specialized zu Grunde. Die Marke Specialized mit Hauptsitz in Morgan Hill, CA, USA steht für High-tech-bikes, Hightechmaterial und leistungsorientierten Bikesport. Um die führende Position des Fahrradherstellers zu untermauern und um sich von der starken Konkurrenz abzusetzen, sollen an ausgewählten Orten Specialized Conceptstores entstehen. Dieses Konzept hat sich bereits in den USA bewährt und soll nun ähnlichen Erfolg in Europa einbringen.  Das ausgesuchte Grundstück, liegt am Fuße des Irracheck in unmittelbarer Nähe der Talstation der Asitzbahn / Saalbach Leogang in den österreichischen Alpen des Salzburger Landes. Die Asitzbahn und der daran angebundene  Bikepark ist ein wichtiger Startpunkte in eines der größten Bikereviere Europas. Saalbach Leogang und das benachbarte Saalbach Hinterglemm sind durch Mountainbike Welt- und Europameisterschaften weit über Europas Grenzen hinaus bekannt. Somit soll eine Markenwelt nach dem Leitgedanken der Firma Specialized „Innovate or die“ entstehen. An den Flagshipstore sind weitere Vorgaben geknüpft. So sollen etwa Bikeverleih im Sommer und Skiverleih im Winter in das Specialized-Gebäude integriert werden. Des Weiteren soll ein Mehrzwecksaal und Seminarräume im Entwurf Platz finden.

Umsetzung

Digitale Formfindungsprozesse werden oftmals wegen ihrer Beliebigkeit kritisiert. Die Suche nach Möglichkeiten diese Vorgänge "menschlicher" zu steuern, führt zum Arbeitsprinzip industrieller Sortiermaschinen. Diesen werden bestimmte vom Anwender definierte Kriterien wie z.B. sauber oder dreckig, kaputt oder ganz vorgegeben, nach denen die Maschine sortiert. Diese Idee wird auf ein Animationsprogramm, gekoppelt mit einem Architekturprogramm, übertragen.
Die Software wird mit subjektiven Parametern, nämlich Umfrageergebnissen gefüttert, die Form nach diesen Kriterien generiert und somit ein "menschlicheres" Ergebnis erzielt. Das Softwareskript, mit dem der FlagshipStore entwickelt wurde, liegt ein intelligentem Lernskript einer Tomaten - Sortiermaschine der Firma Tomy zugrunde. Diese Maschine entscheidet innerhalb von Sekundenbruchteilen welche Tomaten Ausschuss sind, welche in Billigprodukten verarbeitet werden und welche gut genug für Tomy sind. Dieses Bewertungssystem berücksichtigt insgesamt 8 verschiedene Kriterien (Gewicht, Farbe, Form, Beschaffenheit, Reifegrad,Wassergehalt, Reinheitsgrad und Schädlingsbefall). Das Tomy-Skript wurde für die Architekturanwendung entsprechend umgeschrieben und zu einem Bewertungstool für Leogang umgearbeitet.
Der Bewertungspool (Kriterien) der Specialized-Flagship-Software basiert auf dem Ergebnis einer Umfrage welches in Relation zu bestimmten geographischen Parametern (geographisch festgelegte Punkte) gebracht wurde. Befragt wurden 78 beliebige Personen bezüglich ihrer subjektiven Meinung zu Themen rund um die Firma Specialized (wie z.B. Bikes, Actionbilder, Zubehör,...) sowie zu örtlichen Gegebenheiten in Saalbach/Leogang (wie Landmarks, Aussichtspunkte, Panoramen,... ). Anhand der Fragebögen wurde eine Präferenzliste erstellt, die nun zusammen mit den geographischen Parametern, sprich Richtungs- und Höhenquoten in das Skript eingespeist wurde. Diese nun zum einen rein subjektiv menschlichen und zum anderen objektiv örtlichen Werte, wurden von dem Skript verarbeitet und entsprechend ihrer Wertigkeit auf einen orthogonalen Baukörper (Dummy) angesetzt. Mit Hilfe eines programmierten Randomizers erhält man so interpretierbare Daten, die sich graphisch als Scheiben und letztendlich als Negativvolumen darstellen. Durch die zwei vorgegebnen Funktionen, Conceptstore und Mehrzweckräume, muß der Baukörper zwei getrennte Nutzungsbereiche aufweisen, da sich diese gedanklich und funktionell nicht vereinen lassen, allerdings sind punktuelle Überschneidungen Teil des Raumkonzeptes. Nach dem Bewertungspool des Skriptes ergeben sich zwei Hauptausrichtungen für das Gebäude. Somit wird nun der orthogonale Körper um 180 Grad in der Mitte verdreht, so dass die Hälfte der Vorderseite nun in Richtung des Berges Asitz zeigt. Die dadurch entstandene Deformation trennt die beiden Nutzungsbereiche nun nicht nur gedanklich sondern auch räumlich voneinander und schafft gleichzeitig eine Verbindung sowie einen Durchgang zwischen den beiden Hälften. Hinzu kommt, dass das Gebäude keine Hinterseite, sondern zwei Vorderseiten ausbildet.(Mastergeometry). Auch auf die Entwicklung des Innenbereiches wird das zuvor beschrieben Skript angewendet und mit dem Shopkonzept vereint. Nach diesem Konzept soll sich der Shop in vier Hauptbereiche gliedern, nämlich: Funktion, Information, Entdecken und Erleben. Aus diesen vier Hauptkörpern werden nun einerseits in Abhängigkeit von der benötigten Fläche und der Verwendung, und andererseits mithilfe des Skriptes entsprechende Flächen ausgeschnitten. Die so entstandenen Shop- und Erlebnisflächen werden durch zwei Bewegungskreisläufe erschlossen, einer für Fußgänger und einer für Fahrradfahrer. Beide Besuchergruppen können so den Shop getrennt voneinander erkunden und sich an bestimmten Punkten treffen und sich austauschen.