Mai / Juni 2013
Universität Innsbruck
Erékúsù
Zwischenstation nach Europa

Universität Innsbruck
Master
22.11.2012
Univ. Prof. Arch. DI Volker Giencke
Experimentelle Entwürfe
Das Thema meiner Masterarbeit ist aus dem Wunsch heraus entstanden, Architektur für die Menschen zu machen, die sie am nötigsten haben. Oftmals wird sie nur denen zugänglich gemacht, die die finanziellen Mittel dazu haben.
Flüchtlinge gibt es seit jeher und daran wird sich auch in näherer Zukunft leider nichts ändern. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, mich dem Flüchtlingsproblem anzunehmen und einen kleinen Denkanstoss zu diesem sehr vielschichtigen Problem zu geben. Meine Masterarbeit konzentriert sich auf die Boatpeople, d.h. auf die afrikanischen Flüchtlinge die versuchen per Boot nach Europa zu gelangen.
Wohin fährt unser Luxusliner Europa? Unser Boot ist noch nicht voll. Ganz im Gegenteil, ohne Zuwanderer vergreist unsere Gesellschaft. Die Geburtenrate geht drastisch zurück, so, dass die nächste Generation bereits um ihre Altersvorsorge bangen muss.
Europa schreibt das Jahr 2030. Anstatt die europäischen Grenzen immer weiter abzuschotten und Unmengen an Geld in die Grenzüberwachungen zu stecken wird den Immigranten eine Möglichkeit zum kontrollierten Zuzug und zur Integration gegeben.
So ist die Rettungsinsel Erékúsù entstanden.
Die Bohrinsel Delta - Vest Ekofisk 2/4D soll ausrangiert werden und ins Mittelmeer zwischen Lybien und Italien verlagert werden.
Warum eine Bohrinsel?
Da die Öl- und Gasindustrie grosse Probleme mit dem recyclen von alten Bohrinseln hat, habe ich mich für eine Umnutzung entschieden.
Erékúsù soll als Prototyp gesehen werden, der immer weiterentwickelt werden wird. Somit kann aus einer Insel, ein ganzes Inselarchipel entstehen.
Die Rettungsinsel befindet sich ausserhalb der Hoheitsgewässer und kann somit nicht national regiert werden.
Eines der grössten Probleme in der Flüchtlingspolitik, ist, dass ein Asylsuchender in dem zuerst betretenen Land seinen Antrag auf Asyl stellen muss. Somit sind Länder wie Italien, Griechenland und Spanien am meisten betroffen, und können natürlich nicht alle Flüchtlinge aufnehmen. Mithilfe von Erékúsù sollen die Flüchtenden, gezielt und gerecht in Europa platziert werden.
Die Flüchtlinge gelangen entweder mit ihrem eigenen Boot zur Insel, oder werden unterwegs von dem europäischen Grenzschutz Frontex, bzw. von anderen Schiffen aufgenommen und zur Rettungsinsel gebracht.
Mindestens einen Monat sollen sie auf der Insel verbringen, um nach der traumatischen Reise, moralisch und körperlich aufgebaut zu werden. In dieser Zeit werden sie einen kurzen Einblick in die europäischen Kulturen und Sitten erhalten. Dies erfolgt durch ein Organisationsprogramm, das sich wie an einem roten Faden über die Insel und ihre Architektur schlingt.
Diese setzt sich zum Teil aus der bestehenden Struktur, sowie aus neu hinzugefügten Containern zusammen. Die Erschliessung der verschiedenen Niveaus erfolgt anhand von Rampen, die als Synonym für den roten Faden des Ablaufs auf der Insel stehen.
Ablauf:
1) Ankommen & Einchecken
2) Ärztliche Versorgung (moralischer und physischer Aufbau)
3) Wohnen
4) Informieren, Lernen & Arbeiten
5) Leben
6) Sicheres Auswandern
"Der illegale Strom ist nicht zu steuern, der Legale aber sehr wohl. Und: Wer geeignete, integrationswillige und arbeitsfähige Einwanderer aufnimmt, hat dann ach das moralische Recht, integrationsunfähige und arbeitsunwillige abzuweisen." (Schwelien, Michael: Das Boot ist voll, S. 209)