3, 2008

Fachhochschule Erfurt

Entwicklung des Claes & Flentje - Areals in Mühlhausen

von Norman Schmidt

Hochschule:

Fachhochschule Erfurt

Präsentation:

Juli 2008

Lehrstuhl:

Prof. Dr. Günther Fischer, Prof. Michael Mann, Prof. Rolf Hempelt (Vors.)

Rubrik:

Städtebau

Software:

Microstation, SketchUp, Cinema4d, Illustrator, Indesign, Photoshop Städtebau/Freiraum Analyse Formfindung: Arbeitsmodell/3D-Studie

HISTORIE

1869 wurde Claes & Flentje von Franz Theodor Flentje und Ernst Bernhard Claes in Mühlhausen gegründet. Die beiden Gründer stellten Nähmaschinen, Strickmaschinen und später auch Fahrräder her. Um 1900 hatte das Unternehmen bereits mehr als 1000 Mitarbeiter.

Die beiden Weltkriege und die wirtschaftliche Situation in der ehemaligen DDR setzten dem Unternehmen sehr zu, so dass schließlich 1994 Konkurs angemeldet werden musste. Seitdem wird das Gelände dem Verfall preisgegeben.

AUFGABE

Die Aufgabe bestand darin, das Areal mit seiner Gebäudesubstanz und seinen Freiflächen wieder mit Leben zu füllen. Dazu ist eine Mischnutzung aus Gewerbe, Gastronomie und Wohnen vorgesehen.

KONZEPT

Städtebau/Außenraum
Um dem Areal die notwendige Attraktivität zu verleihen, bedarf es einen großen Eingriff in die Substanz. Dazu werden zwei Gebäude komplett abgebrochen und sämtliche Anbauten bis auf Einen am Fachwerkgebäude entfernt. Auch das Dach des großen Produktionsgebäudes ist für die bevorstehende Nutzung nicht mehr ausreichend und wird abgetragen.

An der Stelle der beiden abgebrochenen Gebäude entsteht ein gläserner Pavillonbau, der zusammen mit der Baumbepflanzung der Außenterrasse des Restaurants die städtebauliche Lücke schließt. Am Kiliansgraben wird durch einen Neubau eine Zufahrt zum Gelände geschaffen. Hauptzugang des Geländes wird jedoch in der Waidstraße liegen.

Als markanteste Neuerung wird auf dem ehemaligen Produktionsgebäude ein Baukörper aufgebracht, der sich durch seine dynamische Form stark vom Altbau absetzt, und damit einen neuen Anziehungspunkt für Mühlhausen schafft.
Abgerundet wird das Areal durch einen kleinen See sowie einen Kinderspielplatz, die dem ganzen Quartier zum Erholen zur Verfügung stehen.

Organisation
Die Gebäude an der Waidstraße werden in ihrer Struktur erhalten, lediglich leichte Innenwände sowie die Anbauten auf der Westseite werden abgebrochen.
Die dadurch entstehenden Lücken in der Fassade werden rekonstruiert.

Im Erdgeschoss des Backsteingebäudes wird die Dauerausstellung Claes & Flentje installiert, im Geschoss darüber befindet sich das Quartierszentrum und im 2. Obergeschoss haben die Werbeagentur und der Werbefotograf ihren Sitz.

Im Erdgeschoss des ersten Fachwerkgebäudes ist das Restaurant untergebracht, dass über eine attraktive Terrasse unmittelbar am See auf der Westseite verfügt. In den Geschossen darüber sind großzügige Wohnungen zwischen 160 und 200 qm angeordnet. Das zweite Fachwerkgebäude ist als reines Wohngebäude konzipiert. Hier befinden sich großzügige Wohnungen zwischen 80 und 160 qm, teilweise als Maisonette ausgebildet. Alle Wohnungen in den Obergeschossen verfügen über einen Balkon mit 8,5 qm Nutzfläche, während den Wohnungen im Erdgeschoss eine Terrasse und eine Grünfläche vorgelagert sind. Um das vorher ungenutzte Dachgeschoss zu nutzen sind über jedem 2. Fenster Gauben gesetzt, die für ausreichend Belichtung der dahinter liegenden Räume sorgen.

Der Pavillonbau stellt die städtebauliche Ordnung wieder her. Er bietet den Gewerbetreibenden aus dem Produktionsgebäude die Möglichkeit ihre Erzeugnisse zu präsentieren sowie im Shop im Erdgeschoss zu verkaufen.

Das ehemalige Produktionsgebäude bleibt im Wesentlichen unverändert, lediglich der alte Aufzugsschacht, ein Teil des Treppenhauses, sowie das Dach werden abgebrochen. Im Erdgeschoss erwartet den Mitarbeiter ein einladendes Foyer, das über einen Luftraum über alle Geschosse verfügt, in der die Treppe wie eine Skulptur hineingestellt ist. Von hier aus erreicht man die erste Gewerbeeinheit, die Druckerei und Buchbinderei. Auf der gegenüberliegenden Seite sind der Allgemeine Bereich mit Konferenz- und Besprechungsräumen, sowie eine Kantine untergebracht. Der am Foyer direkt angeschlossene Lastenaufzug garantiert schnelle und unkomplizierte Wege. Im 1. Obergeschoss befinden sich eine Porzellanmanufaktur, sowie ein Modeatelier. Das 2. Obergeschoss beherbergt die Musikschule sowie eine Instrumentenmanufaktur. Das 3. Obergeschoss ist als vollkommen eigenständiger Baukörper zu verstehen. Im kleineren Teil liegt die Tanzschule, die über zwei zusammenschaltbare Tanzsäle verfügt. Der vordere, zur Stadt hin ausgerichtete Körper beinhaltet eine Studiobühne, auf der die Künstler der Musikschule ihre neuesten Werke einem großen Publikum präsentieren können. Von der Musik und dem Tanz beeinflusst, reagiert der Baukörper darauf und erhält so seine dynamische Form.

Im Eingangsbereich jeder Gewerbeeinheit ist eine Nebenraumzone, die wie ein eingestelltes Möbel verstanden werden kann. Hier sind alle notwendigen
Lager- und Sanitärräume integriert und auf der fensterzugewandten Seite die Teeküche für das Personal untergebracht.

Konstruktion/Fassade
Die Konstruktion der Bestandsgebäude bleibt zum großen Teil erhalten, die Fassaden werden in ihrer Ursprungsform rekonstruiert.

Der Pavillon ist eine einfache Stahlbetonskelettkonstruktion mit einer Fassade aus punktgehaltenen Glasflächen.

Der Baukörper auf Gebäude 1 ist als Stahlrahmenkonstruktion ausgebildet.
Mehrfach-gekrümmte Rahmen bilden hier das Grundgerüst. Stahlträger verbinden die einzelnen Rahmen miteinander und erzeugen eine Art "Raumfachwerk". Als Fassadenmaterial kommt hier Streckmetall aus vorpatiniertem Kupfer zur Verwendung. Um ein homogenes Erscheinungs-bild zu erreichen, ist das Streckmetall auch über die Öffnungen in der darunterliegenden Gebäudehülle verlegt. Einzig und allein die großen Öffnungen an den Enden des Baukörpers lassen die Hülle aufbrechen.

Energie
Da eine zusätzliche Wärmedämmung für die Bestandsgebäude nicht durchführbar erschien, wird hierfür eine Wärmerückgewinnungsanlage eingesetzt, die den Energie-gehalt der Abluft der Restaurantküche und der Gewerbeeinheiten nutzt und damit alle Nutzungseinheiten mit Wärme versorgt.