Januar / Februar 2013
Fachhochschule Potsdam
Eins zu Vier
Eckwohnhaus in Berlin Halensee

Fachhochschule Potsdam
Bachelor
11.07.2012
Prof. Jan Kleihues; Prof. Bernd Albers (Zweitkorrektor)
Wohnbauten
Graphisoft ArchiCAD 14 Adobe Photoshop CS Artlantis Studio 4
Die Komplettierung zentral gelegener Blöcke durch Nachverdichtung und Wiederaufbau ist eine der baulichen Hauptaufgaben im Nachkriegsberlin. Dabei nimmt dieser Entwurf an der Kreuzung Westfälische Straße Ecke Joachim-Friedrich-Straße in Berlin Halensee eine Sonderrolle ein. An diesem Ort sind alle vier Eckgrundstücke unbebaut.
Im ersten Schritt gilt es ein Baumassenkonzept mit aufeinander bezugnehmender Ausprägung für alle vier Eckhäuser zu entwerfen. Darauf folgt eine detailliertere Planung für das Grundstück an der südwestlichen Kreuzungsecke. Die Westfälische Straße und die Joachim-Friedrich-Straße treffen sich nicht orthogonal. Aus den verschiedenen Eckwinkeln und Grundstückslängen, wird ein Baumassenkonzept entwickelt, welches die variierenden Parzellenzuschnitte vereint. Dazu werden die Gebäude horizontal in vier, jeweils gleichbreite, Achsen eingeteilt. Zur Eckbetonung wird je Haus eine Straßenfassade mit einem Erker, die andere mit einer Loggia versehen. Die sich ergebende Grundrissfigur, ähnlich eines Puzzleteiles, verbindet die Bauten über den Straßenraum hinweg. Maßgebend für den Höhenverlauf der Eckhäuser ist die ortstypische Traufhöhe von 21,50 m. Aus der wiederholten Anwendung des Verhältnisses von 1:4 ergeben sich Sockelgeschoss-, Erker- und Loggien-, sowie die Dachgeschosshöhen. Entlang der Brandwände vorgesehene Durchfahrten und Lichthöfe ermöglichen den Fortbestand hofseitiger Erschließungen und Fensteröffnungen der teilweise vorhandenen Bestandsbauten der 1960er Jahre. Auf dem Grundstück der Westfälischen Straße 60 ist ein Wohnhaus mit Gewerbezone im Erdgeschoss vorgesehen.
Das Konzept der Vierteilung wird ebenfalls in der Tragstruktur und Grundrissgestaltung angewandt. Alle tragenden und aussteifenden Wände verlaufen zwischen den Viertelachsen senkrecht der Straßenfassaden. Der Schnittpunkt der beiden mittigen Tragwände bildet die Innenecke des Wohnhauses mit erdgeschossiger Gewerbezone. Die Zugänge der zwei Geschäftsflächen sind vom Eingang des Wohnbereichs getrennt. Letzterer nimmt besonderen Bezug auf die Fortführung architektonischer Qualitäten der umliegenden Altbauten. Selbiges gilt für die Inszenierung der Raumfolgen und Wandabwicklungen der Wohnungsgrundrisse. Die Schiebetüren an den Zimmerübergängen sowie die daneben angeordneten Wandschränke nehmen das Thema der Vierteilung auf. Die Anwendung des konstanten Proportionsmaßes, der Bezug zum historischen Bestand und deren zeitgenössische Interpretation findet sich beispielsweise auch im Rahmenwerk der Fenster oder in dem fassadengliedernden Reliefelement wieder. Das Relief wird mittels Schablonen als 1- bis 3-lagiger Wärmedämmputz aufgetragen. Der einschalige Wandaufbau wird durch 36,5 cm starke Porotonziegel T10 und innenliegenden Kalkgipsputz ergänzt. Die Reliefelemente sind, wie auch das Spiel der Loggien und Erker, wechselnd vor- und rückspringend angeordnet und deuten als ganzheitliche Fassade das Schattenbild der umliegenden Gründerzeithäuser neu.