Januar / Februar 2015
Bauhaus-Universität Weimar
Ein Badehaus
Liepaja, Lettland

Bauhaus-Universität Weimar
Master
23.10.2014
Entwerfen und Gebäudelehre
Freizeit- und Sportbauten
Vectorworks
Nachdem Lettland 2004 Mitglied der EU wurde, erfährt die Region Liepaja neue Aufmerksamkeit. Bisher wird ihre bauliche Identität von Kriegshäfen, Industriegebieten und leerstehenden Häusern überschattet. Ein Badehaus soll daher über seine eigentliche Funktion hinaus richtungsweisend für Kultur und Tourismus werden.
Auf dem Weg von der Stadt zum Meer durchquert man eine Abfolge unterschiedlichster Landstriche (Stadtrand, Wald, Dünen, Strand, Meer). Diese landschaftlich charakteristischen Zonen erstrecken sich in langen Bändern parallel zur Küste.
Das entworfene Gebäude nimmt in Form eines Riegels die Geometrie des Ortes auf und fügt sich so in die vorhandene Struktur ein. Zwei große Öffnungen durchdringen das Volumen des Baukörpers. Die Größere der Beiden ist zugleich der Eingang zum Gebäude und inkorporiert eine Gruppe von Lärchen des ursprünglichen Baumbestands, während die Kleinere einen der wenigen Pfade zum Strand umrahmt.
Im Gebäudeinneren orientiert sich die Anordnung der Nutzungsbereiche an der Struktur des umgebenden Baumbestandes. Mit abnehmender Dichte, von Norden nach Süden, erfolgt auch innerhalb des Gebäudes ein Übergang von Bereichen mit eingeschränktem Zutritt zu solchen, die der Allgemeinheit offen stehen. Folglich befindet sich das Hotel im Norden umgeben von dichtem Wald, der eine intime Atmosphäre schafft. Während die Therme sich im südlichen Teil befindet und ihren Gästen einen offenen und relativ weiten Ausblick bietet. In Übereinstimmung mit dem Planungskonzept bildet eine Strandbar den Abschluss des Komplexes, und lädt die Spaziergänger zum Verweilen ein.
Vier Innenhöfe unterteilen den Thermalbereich in verschiedene Nutzungsbereiche. Sie fungieren als Wegweiser und führen den Badegast von Hof zu Hof durch das Gebäude. Der erste Innenhof heißt den Besucher willkommen. Um den zweiten Hof organisieren sich Umkleide- und Duschzone, während der Dritte den Gast in den Badebereich leitet. Um den vierten und letzten Hof liegen die Innenbecken.
Das Programm wird um einen SPA-Bereich erweitert, der sich oberhalb der Thermalanlage befindet. Auch hier greift das Prinzip der Höfe. Sie ermöglichen die natürliche Ausleuchtung der inneren Verkehrswege während die Behandlungsräume an der Fassade liegen. Vier Dachterrassen bieten einen Aufenthalt im Freien.
Für Badegäste die über einen längeren Zeitraum Erholung suchen bietet das Hotel im nördlichen Teil des Gebäuderiegels Unterkunft. Im zweiten Obergeschoss ermöglicht ein Rundgang über dem Eingangshof den Gästen den direkten Zugang zum SPA- Bereich.
Das gesamte Gebäude ist in rotem Beton gehalten. Durch eine Brettschalung bekommen die Oberfläche eine holzähnliche Struktur. Dadurch wird ein Bezug zu den traditionellen bunten Holzhäuschen, die auch in der angrenzenden Siedlung häufig zu sehen sind, hergestellt.
Durch den starken örtlichen Bezug (Städtebau, Organisation, Material) wirkt das Gebäude authentisch und spiegelt den Charakter seiner Umgebung wider.