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Mai / Juni 2011

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Digitale Nationalbibliothek 2.0

Eine Neuordnung des Gutenbergplatzes Leipzig

von Christian Burkhardt

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Präsentation:

17.03.2010

Lehrstuhl:

Prof. Andreas Wolf, Prof. Annette Menting

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Bestandsanalye Historische Recherche Theoretische Annäherung zur Digitalisierung Modellstudien Skizzen AutoCAD/ArchiCAD Rhinoceros Photoshop Illustrator

Die Buchstadt ist tot. Es lebe die Buchstadt! Leipzig war einst europäisches Zentrum des Buchdrucks. Von seiner Bedeutung blieben nach dem 2.Weltkrieg kaum mehr als Ruinen. Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem zerstörten und vielfach überformten institutionellen Zentrum der Buchstadt: dem Gutenbergplatz. Die chaotische städtebauliche Situation wird geordnet und eine neue räumliche Vernetzung mit der Umgebung hergestellt. Zum anderen wird der Platz thematisch gefüllt:
Die Digitalisierung weltweiter Buch- & Kulturbestände wurde bisher vorwiegend privatwirtschaftlich forciert. Urheberrechtliche Bedenken und Einwände gegen die Verwaltung unseres historischen Kulturgutes durch rein kapitalorientierte Unternehmen führten zur EUROPEANA-Initiative der EU, die das Ziel verfolgt die Digitalisierung selbst vorzunehmen durch Gründung Digitaler Nationalbibliotheken.
Dabei stellt sich die Frage nach dem physischen Raum für eine solche Bibliothek: ein Bibliotheksgebäude ohne Bücher - allein für die Erstellung, Nutzung, ständige Pflege und Verwaltung eines virtuellen Bibliotheksbestandes. Ein großes Techniklabor mit hohem öffentlichen Auftrag - introvertiert und gleichzeitig doch extrovertiert.
Vom Bibliotheksgebäude räumlich unabhängig können die Nutzer jederzeit online auf den Bibliotheksbestand zugreifen. Sie sollen aber auch vor Ort interaktive Medienarbeitsplätze und Räume mit besonderen medialen Begabungen nutzen können, die den virtuellen Zugang zu den Beständen aus Bibliotheken, Archiven, Museen, Mediatheken und Kulturdenkmalen der Welt erlauben.
Betrachtet man den historischen Kontext des Gutenbergplatzes, fügt sich die Digitale Nationalbibliothek thematisch perfekt in diesen Ort. Sie ist die moderne Variante des historischen Buchforums, das zur Verwaltung und Repräsentation des Druckgewerbes dort existierte. Die Nähe zur bestehenden Deutschen Nationalbibliothek untermauert die These an diesem Ort anzusetzen.
Der Entwurf entwickelt sich aus der städtebaulichen Idee, einen aus dem Leipziger Osten bis zum Lene-Voigt-Park reichenden Grünzug an den Alten Johannisfriedhof und die Innenstadt anzubinden. Zurzeit blockt die Bebauung des Gutenbergplatzes diese Verbindung. Ein Teil der maroden und leer stehenden Bebauung wird dort abgebrochen und die gewünschte Durchwegung in Verlängerung der Parkachse erreicht. Der Bibliotheksbau stellt sich solitär an diese Achse und funktioniert als „Schnittstelle“ zwischen öffentlichem Raum, virtuellem Archiv, Digitalisierungs- und Serverbereich, Urbanität und Grünraum.
Das Gebäude teilt sich in drei Bereiche:
Den öffentlichen Bereich von Café und Gerätemuseum, den halböffentlichen Bibliotheksbereich, der mit „Medienboxen“ und diversen Arbeitsräumen bis hin zur „Work-Lounge“ verschiedene Angebote für die digitale Arbeit im Bibliotheksbestand macht. Der dritte Teil umfasst den hochtechnisierten Server- und Digitalisierungsbereich, der sich unterirdisch auf mehreren Etagen unter dem Platz erstreckt.