Platz 9
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Mai / Juni 2016

Universität Stuttgart

Cësa da Fabula

ein Ort für das ladinische Nationalepos

von Tobias Bösl

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

21.10.2015

Lehrstuhl:

IRGE / Prof. Allmann & Prof. Dr. de Bruyn

Rubrik:

Landschaftsarchitektur

Software:

Vectorworks, Photoshop, VRay, Cinema4D

Grundlegende Thematik dieser Masterarbeit ist der Umgang mit immateriellem, also nicht konkret greifbarem, Kulturgut. Dieser Teil unseres kulturellen Erbes gerät immer häufiger in Vergessenheit, sei es Sprache von Minderheiten, spezielle Bräuche oder Mythen und Legenden.

Hier möchte diese Arbeit anknüpfen und sich dem ladinischen Nationalepos 'Das Reich der Fanes' widmen. Diese wahrscheinlich antike Legendensammlung konnte sich bis in unsere heutige Zeit retten, wurde allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts fragmentarisch schriftlich gesichert und rekonstruiert. Vorallem Klerikern und Schriftstellern aus Südtirol ist dieser Umstand zu verdanken, machten sie sich doch in die letzten Täler der Ladiner auf, um mit den Dorfältesten zu sprechen. Wie bei vielen Völkern wurde auch hier dieses Kulturgut nur mündlich weitergegeben.

Laut dieser sagenhaften Geschichte, lebte das Volk der Fanes einst auf der Hocheben der Conturines nahe Cortina. Die Hauptstadt soll aufs prächtigste gestaltet gewesen sein. Heute können die karstigen Höhen als die Ruinen dieser Pracht gedeutet werden, auch wenn dieser Ort natürlich nie existierte.

Der Entwurf liegt an einem der drei Aufstiegstäler zum Hochplateau und hat die Funktion eines Tores, einer Schwelle, die dem Wanderer unmissverständllich klar macht, nun fremdes Terrain zu betreten. Er wird Gast in einer fremden Welt. Das monolithische Gebäude soll den Besucher beim Durchwandern auf eine emotionanele Reise schicken. Im Inneren wird er der Bergwelt und des Weitblicks beraubt. Dieser Prozess soll die Wahrnehmung des Wanderers schärfen und die Wertschätzung der atemberaubenden Berglandschaft steigern.
Dem Entdecker wird die Wahl gelassen, das Gebäude ohne Interesse, als einfacher Passant, zu verlassen oder aber sich näher mit der Materie der Fanes zu befassen. Sollte er dies tun, so findet er im oberen Geschoss das ganze Epos als Relief in die Wände geprägt. Es stellt das einzige erklärende Wort dar.
Atmosphäre, Natur und Material allein sollen den Entwurf erklären und das Nationalepos der Ladiner am Leben erhalten.