Januar / Februar 2011
Fachhochschule Mainz
Bildung im Bunker
die bibliothek in der stadt

Fachhochschule Mainz
15.01.2010
Prof. Antje Krauter
Kulturbauten
Bestands- und Standortanalyse Raumprogramm Entwurf / Konstruktion Planzeichnung, Visualisierung, Layout
Im ersten und zweiten Weltkrieg entstanden in Deutschland rund 4.500 Zivilschutzbunker, die meisten dieser Bauten sind strategisch an zentralen Stellen in den Städten erbaut worden.
Da sie allerdings den heutigen Anforderungen nicht mehr Stand halten würden, wurde im Jahr 2007 das „Gesetz zur Veräußerung deutscher Zivilschutzbunker“ beschlossen. Seitdem wurden einige Bunker zu neuen Zwecken umgenutzt - der Großteil der Bunker steht allerdings nach wie vor leer. Die zwei bis drei Meter dicken Stahlbetonwände abzureißen, wäre aus wirtschaftlicher Sicht zu teuer...
Diese Entwicklung ist sehr schade, denn die meisten dieser „ungeliebten Riesen“ befinden sich an attraktiven Plätzen in den Städten und wären deshalb gut zur Konversion geeignet.
Die Bedeutung der Bunker für die moderne Gesellschaft ist kontrovers. Für einige ist der Bunker als Ort der Zuflucht, aber auch als Ort des Schreckens in fragwürdiger Erinnerung. Für andere ist er ein überflüssiges Relikt aus vergangener Zeit, das seine Daseinsberechtigung in den Städten verloren hat. Wieder andere sehen ihn als Mahnmal, das vor den Konflikten von heute und morgen warnt.
(Campus Verlag: "Bunker: Kriegsort, Zuflucht, Erinnerungsraum")
Das Thema meiner Diplomarbeit ist die Umnutzung eines ehemaligen Zivilschutzbunkers in eine Bibliothek.
Das leerstehende Gebäude soll einerseits zu neuen Zwecken genutzt werden, andererseits auf seinen historischen Kontext aufmerksam machen und diesen in das Bewusstsein der Stadtbewohner und Stadtbesucher rufen.
Diese Nutzung habe ich für das Gebäude gewählt, weil Menschen hier in Kriegszeiten hinter meterdicken Mauern Schutz gefunden haben. Die neue Bibliothek soll ihren Besuchern auf andere Weise Schutz bieten.
Der zweigeschossige Bunker wird von einem Neubau ergänzt, welcher sich in das Gebäude und seine Struktur „hineinfrisst“ und es so in „Besitz“ nimmt. Entgegen der Norm, wird hier das militärische Gebäude vom Zivilen besetzt.
Nichts desto trotz bleibt der massive Zeitzeuge größtenteils in seiner Form erhalten. Die Splitterschutz- und Gasschleusen in den Eingangsbereichen sowie der Wassertank bleiben als elementare Bestandteile der Bunkeranlage unverändert. Die Glasfassade des Neubaus soll in jedem Teil des Gebäudes die Sicht auf den Bunker ermöglichen, so dass dieser auch im neuen Gebäude nicht in Vergessenheit gerät. Es soll sozusagen eine Überlagerung der Nutzungen sichtbar werden.
Ein Leitsystem aus grüner Neonfarbe soll den Besucher durch das Gebäude führen. Früher wurde die fluoreszierende Farbe dazu verwendet, den Bunkerinsassen bei einem Stromausfall Orientierung zu ermöglichen. Heute soll die grüne Farbe nach wie vor den (wenn auch veränderten) Weg weisen.