Juli / August 2013

Bauhaus-Universität Weimar

Bibliothek der Utopien

Master-Thesis

von Anna Griberman

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

2012-09-20

Lehrstuhl:

Bauformlehre und Darstellungsmethodik/Prof. Rudolf und Prof. Kästner

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

Photoshop, Archicad, Indesign, Illustrator, Sketchup, 3d Studio Max

In meiner Master-Thesis suchte ich neben dem architektonischen Entwurf die Gelegenheit einer tieferen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, philosophischen und wissenschaftlichen Fragen. Ich wählte die Utopie als Werkzeug, um das Leben auf der Erde mit einem anderen Blick zu betrachten. Ausgehend von dem Gedanken, dass „erst wenn man die Erde verlässt, bemerkt man das sonst Unsichtbare und Selbstverständliche“, ergab sich die Verortung im Weltraum.
Durch die Reise zur Bibliothek und den neuen, sentimentalen Blick zur Erde soll der Mensch eine vor allem mentale Katastrophe verhindern.
Die Digitalisierung der Alltages auf der Erde hat zu einem Schwinden der Grenzen zwischen Simulation und Realität geführt. Die Simulation in Echtzeit ersetzt zunehmend das aktuelle Bild und lässt keinen Raum für das Imaginäre. Im Kontrast zu den definierten Bildern der virtuellen Realität wird der Mensch durch die Leere des Weltraumes inspiriert.
Die Bibliothek im Weltraum dient als Archiv zur Konservierung des Buches und seines Inhaltes. Das physische Exemplar ist mit der Digitalisierung des Alltages auf der Erde überflüssig geworden. Es wird als Backup und als historisches Erbe im Weltall gelagert. Gleichzeitig werden sämtliche Bücher auf ein digitales Medium transkribiert. Diese Daten können von der Erde aus abgerufen werden. Das Archiv ist als scheinbar endloser Gang aufgebaut, der sich als Helix um seine eigene Achse dreht. Durch die Rotation wird die auf der Erde gewohnte Anziehungskraft simuliert.
Das Lesen als meditativer und privater Akt ist eine mentale Übung, um in sich hineinzuschauen, den Alltag zu vergessen und den eigenen Geist zu inspirieren. Vertikal angeordnete Räume erlauben den Rückzug für den Leser. Beim Hinaufsteigen nimmt die Gravitation ab. Mit jedem Schritt nach oben fühlt sich der Körper leichter, bis man in den Leseräumen den Schwebezustand erreicht.
In dieser fiktiven Welt, in der eine solche Architektur möglich ist und in der Science-Fiction nicht mehr existiert, da es zu Realität geworden ist, wird das physische Erlebnis und die Realität zur neuen Utopie.