Januar / Februar 2013
Bauhaus-Universität Weimar
Bet- & Lehrhaus Petriplatz
eine kulturelle und geistige Mitte für Berlin

Bauhaus-Universität Weimar
Master
17.10.2012
Entwerfen und Gebäudelehre II - Professor Karl-Heinz Schmitz
Kulturbauten
Vectorworks 2012
Vor 800 Jahren entstand auf dem Petriplatz was heute Hauptstadt und Metropole ist - Berlin. Seit dieser Zeit markierten die Petrikirchen die Mitte von Cölln und somit den Ursprung Berlins. In Fortschreibung der Geschichte dieses Ortes soll ein Bet- & Lehrhaus für die drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum entstehen. Ein Haus, in dem öffentlich und für jeden frei zugänglich, Juden, Muslime und Christen ihre Gottesdienste feiern und unter Einbeziehung der Stadtgesellschaft einander kennenlernen sowie den Dialog und Diskurs miteinander suchen können.
Der Petriplatz, auf dessen Grund das Bet- & Lehrhaus entsteht, befindet sich in Berlin-Mitte, in einem heterogenen Gebiet auf der Fischerinsel. Im städtebaulichen Kontext schafft der relativ niedrige Sockel den nötigen Freiraum für den höheren Gebäudeteil und stärkt so dessen Präsenz im Stadtraum. Auf diese Weise teilt sich das Bauwerk in der Stadt als besonderer Ort mit. Durch seine klare und kraftvolle Formensprache strahlt es Ruhe und Beständigkeit aus und gibt dem Urort Berlins wieder eine kulturelle und geistige Mitte.
Das Bet- & Lehrhaus ist als eine Abfolge von Orten konzipiert. Sie reihen sich aneinander, wie Stationen eines Pilgerweges. Der öffentliche Raum wird Schritt für Schritt intimer, bis der Mensch am Endpunkt dieses Weges zur Ruhe findet. Die so generierte Raumfolge bezieht sich auf die lange Tradition des Sakralbaus, welcher für jede der drei Religionen in ähnlicher weise Gültigkeit besitzt.
Den Auftakt des Weges bildet ein großformatiges Portal im Südwesten, was eine Blickbeziehung zwischen dem angrenzenden „Großen Hof“ und dem Stadtraum erzeugt. Das Portal birgt ebenfalls den Eingang zu den darüber liegenden Büros und dem im Sockel beherbergten historischen Museum. Der zweite Zugang zum Bauwerk befindet sich auf der entgegengesetzten Seite und grenzt an den „Kleinen Hof“ an. Die beiden Innenhöfe stehen im spannungsvollen Kontrast zueinander. Während der „Große Hof“ sich als Treffpunkt des städtischen Lebens oder für Veranstaltungen in Freien eignet, bildet der „Kleine Hof“ eine Oase der Ruhe in der hektischen lauten und stressigen Stadt.
Von den Portalen aus gelangt man in einen Kolonnadengang, welcher die Höfe fasst und in das Innere des Hauses leitet. Markiert wird dieser Eingang durch zwei sich gegenüberliegende Panoramafenster, die den Blick quer durch das Foyer freigeben. Das Foyer selbst fungiert als eine Art „Bereich der Begegnung“. Von hier aus können die Sakralräume, der Veranstaltungsaal, die Bibliothek oder auch das Café erreicht werden.
Den Abschluss des Weges bilden die drei Beträume. Diese besitzen zwar identische Ausmaße, tragen jedoch in puncto Raumqualität und Raumcharakter der jeweiligen Religion Rechnung. Sie sind infolge ihrer Ausgestaltung und Proportionen nach innen gekehrt und in sich ruhend. In ihnen entfaltete sich eine Aura des Friedens und des Transzendenten. Hier angelangt kommt der Bewegungsfluss zum Stillstand.