3, 2008
Fachhochschule Trier
Benediktinerkloster Tabgha

Fachhochschule Trier
02.07.08
Dipl. Ing. Prof. Heribert Wiesemann
Kulturbauten
Recherche: 10 tägiger Aufenthalt in Israel/Tabgha 4 tätiger Aufenthalt im Benediktinerinnenkloster in Köln
„ Die Klöster. Die Kirchen. Große Gehäuse der Meditation. Die Geste der Abschirmung, der Abwendung nach innen. Die Geste der Ausschließung der Öffentlichkeit. Die Versammlung des Raumes in seinem Inneren. Die Simulation der Weite an einem engen Ort. Die Hinwendung auf eine Idee in einer lautlosen Kammer. Raum wird Vorstellungsraum: Wahrnehmung nach innen gekehrt.“
Wolfgang Meisenheimer
Konzept
Das zu bebauende Grundstück befindet sich am See Genesareth im Norden Israels. Die genaue Platzierung des Klosters erfolgt südlich der bestehenden Kirche. Das Konzept nimmt das vorhandene Maß – und Proportionsverhältnis der Kirche auf und knüpft somit an die typologische Situation der Kirche an.
Das Längenverhältnis der Kirche erzeugt das Maß der Quadratur, welche den neuen Ort für das Kloster schafft.
Ein Organismus mit verschiedenen Baukörpern innerhalb einer Schale bildet hier das Grundgerüst. Im Inneren dieser Schale sind die Baukörper so angeordnet, dass sich besondere Räume (Zwischenräume) bilden, besondere Orte an denen man sich zurück ziehen kann, um Ruhe zu finden.
Durch die Referenzen an die historische Substanz tritt die Architektur in einen subtilen Dialog mit Vergangenheit und Gegenwart, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Den einzelnen Baukörpern sind verschiedene Höfe zugeschaltet. Diese Außenräume dienen unterschiedlich - dem Refektorium als Austritt mit Blick zum See Genesareth, der Rekreation als Erholungsraum, den Mönchszellen als Ruhehof; somit findet ein ständiges Verschmelzen von Außen und Innen statt.
Zwei weitere Punkte sind für das Konzept von großer Bedeutung. Zum einen der einzigartige Blick zum See Genesareth, zum anderen die Materialität. Das Material der Kirche, Kalkstein, wird aufgenommen, um einen weiteren Bezug zum bestehenden Ort herzustellen.
Kreuzhof
Der Auftakt mittels einer Rampe mündet in den zentralen Raum der Klosteranlage – den Kreuzhof.
Er erschließt die anliegenden Gebäudeteile. Man gelangt von hier zu den verschiedenen Bereichen des Klosters- das individuelle, intellektuelle, religiöse und profane Leben.
Ein Kreuzhof der nicht nur architektonisch, sondern auch menschlich zusammenführt. Eine Begegnungsstätte innerhalb des Klosters- der Platz innerhalb einer kleinen Stadt. Elemente wie Sitzbänke, Wasserbecken und Baumbeet im Zentrum bieten Raum zum Ankommen und Verweilen.
Zelle/ Gästetrakt
„(...)die Größe liegt in den Absichten, niemals in den Abmessungen.“
Le Corbusier
Betritt man die Zelle des Gästetrakts, so führt das Licht hinaus auf eine Loggia und gewährt einem den Blick zum See Genesareth.
Auch im Innenraum ist der Konzeptgedanke „Bezug zum Ort“ allgegenwärtig.
Die Wände greifen die Materialität des Ortes, Kalkstein, auf. Als „warmes Material“ stellt sich der Zedernholzboden der Ortbetondecke gegenüber und findet sich im Detail der Holzschalung wieder.
„Wenn man Entscheidungen über die Konstruktion trifft, trifft man Entscheidungen über das Licht.
Louis Kahn
Die Öffnungen im Obergeschoss der Südfassade bilden sich im Untergeschoss zu Lichtschächten aus. Dies ermöglicht eine Versorgung des profanen Klostertrakts mit indirektem Sonnenlicht.
Oratorium
„ Der Schlüssel ist das Licht und das Licht erhellt Formen. Und diese Formen haben Gewalt zu erregen, durch das Spiel der Proportionen, durch das Spiel der Beziehungen der unerwarteten, verblüffenden.“
Le Corbusier
Der rechteckige Baukörper des Gebetshauses ist unterteilt in Vor- und Hauptraum. Die Baumasse ist im Proportionsverhältnis der Kirche (PHI) gegliedert und zum Sonnenlicht in Beziehung gesetzt. Das natürliche Licht ist hier Hauptpunkt des Innenraumkonzeptes. Durch einen Oberlichtschlitz streift diffuses Licht die Ostwand entlang.
Der atmosphärische Eindruck der Konzentration wird verstärkt durch eine niedrige Öffnung in der Nordwand. Diese gibt den Blick frei auf ein Seerosenbecken innerhalb eines Hofes. Hier wird Innenraum zu Aussenraum und umgekehrt.
Das Oratorium im Klostertrakt bietet dem Mönch Ort zum stillen Gebet. Architektonisch vollzieht es das Gebot der Benediktregel, welche besagt, dass in diesem Raum niemand etwas anderes tun soll, als das wovon es seinen Namen hat.