November / Dezember 2011

Kunstuniversität Linz

Bauernkapelle Nonsbach

Entstehung eines Kontemplationsraumes im ländlichen Raum

von Franz Koppelstätter

Hochschule:

Kunstuniversität Linz

Präsentation:

19. Oktober 2010

Lehrstuhl:

Roland Gnaiger

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Der Planungsprozess kann als partizipativ und konsensuell bezeichnet werden, wobei für jeden der 12 bebauten Quadratmeter mindestens ein Treffen investiert wurde. Vorbereitend zur konkreten Gestaltung war eine Exkursion zu ähnlichen Projekten und deren Reflektion. Anschließend war die Bauherrenschaft aufgefordert, einzeln ihre Wünsche und Vorstellungen (nicht die gestalterischen sondernd die sphärischen) zu formulieren. Die weitere Entwurfsfindung wurde durch Arbeitsmodellen in unterschiedlichsten Maßstäben begleitet um die Hürde des Planlesens auszuräumen. Entscheidungen wurden innerhalb der aus 4 Familien bestehenden Bauherrenschaft grundsätzlich einstimmig beschlossen. Der Bauprozess wurde zum größten Teil von den zukünftigen NuzterInnen in Eigenleistung erledigt. Als erstes galt es im benachbarten Wald einige stämmige Lärchen zu suchen und aufzubereiten. Vorgefertigt wurde die Kapelle in 3 Teile in einer nahe liegenden Werkstatt, bevor sie mit den Gerätschaften der Bauernfamilien vor Ort montiert wurden.

In der Zeit von 2008 bis 2010 entstand auf Betreiben der Bewohner der Ortschaft Nonsbach eine Kapelle. Kapellen sind typische Kleindenkmäler des Innviertels (Die westlichste Region Oberösterreich, an der Grenze zu Bayern). Obgleich integrativer Teil des Brauchtums und der Brauchtumspflege im ländlichen Raum dienen diese Bauwerke auch der individuelle Einkehr und als Rahmen für das persönliche Gespräch.

Die Form der Kapelle in Nonsbach leitet sich von der regionalen Typologie ab. Aus der Distanz betrachtet, scheint das Bauwerk eine vertraute Proportion und Grundform zu haben. Erst im Annähern und durch die Verschiebung des Standpunktes wird klar, das dieser Prototyp abgewandelt ist. Einzelne Bauteile sind verschoben, verschränkt oder skaliert. Durch diese Formensprache entsteht ein vertrauter Eindruck von etwas, das nicht der Norm entspricht. An der Südwest-Seite liegen Lichtöffnungen, deren Positionen sich am Tageslauf der NutzerInnen orientieren - von Mittag bis Sonnenuntergang ergeben sich dadurch unterschiedlichste Lichtstimmungen.

Kaum merklich ist die leichte Erhöhung des Geländes auf dem die Kapelle steht, diese Kuppe wird von den immer wiederkehrenden Hochwässern verschont.

Innen ist der Raum einfach ausgestattet. Die Sitzbank ist nicht an die Stirnseite gerichtet wie sonst üblich, sondern so orientiert, dass die NutzerIn einerseits bemerkt, wenn sich jemand nähert und der Blick andererseits auf den vor dem Fenster liegenden Bewuchs fällt. Die geknickte Form der Bank erlaubt ungezwungene Zwiegespräche. Für die innere Textur des Raumes wurden Lärchenpfosten der Länge nach gespalten. An der entstehende Lamellenstruktur bilden sich im Lauf des Tages spannende Kontraste ab.

Grundsätzlich ist das Bauwerk zu keiner Zeit verschlossen. Der Schiebeladen vor dem Fenster ist genauso wie die Eingangsfassade aus Edelstahlgewebe. Diese Elemente dienen nicht nur als Schutz vor Laub und Schneewehen, sondern sind gleichzeitig Raumabschluss und Sichtschutz.

Mittlerweile eingeweiht ziert heute ein Kreuz den Raum, Altar wurde jedoch keiner errichtet. Vielmehr war es der Wunsch der Bauleute, im Lauf der Zeit Gelegenheit zu haben, den Raum zu dekorieren und wechselhaft auszugestalten.